Alpha Protocol - Ein Spionage-RPG
20.08.2009 20:34, Jörg Luibl

gc-Eindruck: Das Spionagerollenspiel

Rollenspiel, Konsequenzen und Entscheidungen gibt es bald nicht nur in Heavy Rain, Mass Effect oder Dragon Age: Auch das Team von Obsidian setzt in seinem Spionagerollenspiel auf den Joker der Freiheit und überlässt dem Spieler in der Odyssee von Arabien, Asien bis Moskau die Qual der Wahl in Dialogen und einer Charakterentwicklung, in der man eher auf Schleich-, Technik- oder Waffenfertigkeiten setzen kann, indem man entsprechende Punkte verteilt und so Spezialfähigkeiten wie zehn Sekunden Volltarnung oder etwa das Glück des Diebes erwirbt; Letzteres verhindert bei einem missglückten Einbruch z.B. den Alarm. Übrigens soll es ganz à la Metal Gear möglich sein, das Spiel ohne einen Mord zu bestehen - und das, obwohl es auf den ersten Blick sehr actionreich mit allen Kalibern zur Sache geht. Man kann vom Sturmgewehr bis zur Schrotflinte alles kaufen und selbst Waffen aus diversen Teilen zusammen bauen. Dabei soll das laut Obsidian nur das nötige Beiwerk sein, denn im Grunde will man eher Stealth-Action light, aber dafür ein Rollenspiel heavy anbieten. Das Geld kann z.B. auch in Geheiminformationen vom Schwarzmarkt investiert werden: Wenn man diese nutzt, ergeben sich nicht nur Nebenquests, sondern auch komplett neue Dialogoptionen oder Gesprächspartner.

Das Aussehen von Michael Thorton bestimmt man vor dem Spiel selbst in einem Editor, danach geht es in die knallharte Gegenwart der Terrorabwehr: Er soll dafür sorgen, dass gestohlene Waffen nicht an die Achse des Bösen gelangen, Schmuggler finden etc. Hört sich nach klassischem Tom Clancy an, nach Schwarz und Weiß? Stimmt, aber die Story soll ein Netz aus Intrigen spinnen, in dem man sich über satte 30 Stunden verheddern kann - inklusive Verrat und Überraschungen. Was hat es z.B. mit der Firma G22 auf sich, von der man Aufträge bekommt? Kann man denen überhaupt trauen?

Das Besondere am Dialogsystem: Eine Zeitleiste läuft ab, man muss sich also schnell für eine der zwei bis vier Antworten entscheiden. Und jede hat Auswirkungen auf die eigene Reputation oder Stellung beim Gesprächspartner. Wählt man keine aus, wird laut Entwickler die passivste bzw. sicherste Antwort automatisch aktiviert. Schade, dass man hier nicht weiter geht und den Dialogpartner z.B. nachhaken lässt oder Ähnliches. Insgesamt soll es 20 Charaktere geben, mit denen man weit reichende Gespräche führen kann - das geht bis hin zu Dialog-Quests, in denen man für die Führung des Gesprächs belohnt oder bestraft wird. Selbst die Art und Weise wie man auf den E-Mail-Verkehr antwortet, schroff oder zuvorkommend, soll sich auf das Verhältnis auswirken.

Das Gezeigte hat seinen Reiz: Es wirkt zunächst wie eine Art Metal Gear-Kopie, denn man soll lautlos und leise oder eben krachend und actionreich voran kommen. Es gibt auch Bossfights gegen besondere Charaktere, Close-Quarter-Combat und militärische Gadgets. Aber im Gegensatz zu Snakes Abenteuer hat man hier neun Fähigkeiten zum individuellen Ausbau zur Verfügung, außerdem Dialoge mit Konsequenzen und Charakterzüge à la Fallout: Je nach Spielweise gewinnt man bestimmte Merkmale wie "I don't hit Girls", falls man den weiblichen Gegner nicht tötet. Danach bekommt man 5% Rabatt bei allen kommenden Verhandlungen mit dem Auftraggeber der Lady. Ich bin gespannt, ob sich die Faszination der Vorführung auch beim Anspielen der ersten Version einstellt. Bisher sieht es so aus, als hätte Obsidian verdammt viel von BioWare gelernt und nebenbei verdammt viel mit Snake gespielt. Eine überaus interessante Mischung aus Spionage-Action und Rollenspiel...

gc-Eindruck: sehr gut

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