von Marcel Kleffmann,

Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) - Ausführliches Statement: Lootboxen, Glücksspiel und Jugendschutz

Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (Unternehmen) von
Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (Unternehmen) von
Da sich bei der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) die Anfragen zum Thema "Lootboxen und Glücksspiel" häufen, ist auf der offiziellen Webseite ein längeres Statement zur aktuellen Lootbox-Debatte veröffentlicht worden - schon gestern berichteten wir über das Thema und über Kommentare von USK, PEGI (Pan-European Game Information), ESRB (Entertainment Software Rating Board) und UKIE/UKGC (Großbritannien).

In der USK-Stellungnahme wird nun ausgeführt, dass Lootboxen prinzipiell "nicht unproblematisch" seien - gerade vor dem Hintergrund des Jugendschutzes, schließlich ist die USK die in Deutschland verantwortliche Stelle für die Altersfreigabe von Videospielen. Es folgt das Statement im Originalwortlaut: "'Sind Lootboxen Glücksspiel?' Gute Frage, und keine, die wir einfach und abschließend beantworten können. Als Glücksspiel gelten dem Gesetz nach Spiele, bei denen Spieler*innen gegen ein Entgelt eine Gewinnchance erwerben und der Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. Lootboxen, die gegen ein Entgelt immer ein zufällig generiertes Item vergeben, gelten nach üblicher Auffassung bisher nicht als Glücksspiel. Die zufällige Auswahl von Gegenständen bei Lootboxen entspricht demnach Geschäftsmodellen, die Gewinnspielen oder sogenannten 'Ausspielungen bei denen der Gewinn in geringwertigen Gegenständen besteht' ähneln (z.B. Lose auf dem Jahrmarkt, das Sammeln von Panini-Bildchen oder Figuren aus Überraschungs-Eiern).

'Glücksspiel' ist also ein komplexes Thema, das in Deutschland strenger Regulierung unterliegt. Die genaue Definition darüber, was Glücksspiel ist, ist Sache des Gesetzgebers und der Gerichte, die USK kann und darf kein Urteil fällen, was als Glücksspiel gilt. Glücks- und Gewinnspielelemente werden in Deutschland nicht im Rahmen einer Jugendschutzvorgabe geregelt, sondern durch den Glücksspiel-Staatsvertrag (GlüStV) reguliert.

Sind Lootboxen unproblematisch?
Aus unserer Sicht: Nein. Uns ist bewusst, dass es Drittanbieter über Websites möglich machen, z.B. Items und Skins für echtes Geld zu handeln. Manche dieser Portale sind schlichtweg nicht zulässig. Bei diesem Weiterverkauf von Ingame-Items handelt es sich in der Regel also nicht um offizielle Geschäftswege, die der Kontrolle des konkreten Spieleanbieters unterliegen. Dieser Umstand kann dem Anbieter eines jeweiligen Spieles nicht zur Last gelegt werden.

Auch gibt es bei der Gestaltung von Ingame-Shops und Ingame-Werbung klare jugendschutzrechtliche Vorgaben, wenn sich Anbieter mit ihren Kaufappellen direkt an Kinder und/oder Jugendliche richten. Dies gilt nicht nur für Lootboxen, sondern für alle Mikrotransaktionen in Spielen. Vermutete Verstöße können der USK gemeldet werden.

Was genau tut die USK?
Die USK prüft Spiele und vergibt Alterskennzeichen gemäß den Regelungen des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) und des Jugendmedienstaatsvertrages (JMStV). Eine Prüfung der Vorgaben des Glücksspiel-Staatsvertrags (GlüStV) ist nicht unser gesetzlicher Auftrag als Selbstkontrolle. Es wird oft gefordert, dass die USK die Altersfreigaben für Spiele mit Lootboxen generell höher ansetzt. Bezahlmodelle in Spielen und Geschäftsmodelle von Anbietern sind kein Gegenstand der Altersprüfung durch die USK und die Ständigen Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden (OLJB) bei der USK. Dass das so ist, liegt nicht daran, dass die USK 'nicht will', sondern daran, dass dies nicht ihr Auftrag im Rahmen des Jugendschutzgesetzes ist.

Die Lootbox-Debatte
Uns scheint es, als wäre der Einbau von Lootboxen oder ähnlichen Mechanismen in Vollpreisspielen vielen Spieler*innen ein Dorn im Auge. Für uns ist das ein Indiz, dass es sich hier nicht nur um ein Jugendschutz-Thema handelt, sondern vielleicht auch um Ärger über neue und alte Geschäftsmodelle ganz unabhängig von ihrer möglichen Wirkung auf Minderjährige. So sehr wir als Gamer*innen das ein oder andere Argument gut nachvollziehen können, ist unsere Kernkompetenz und gesetzliche Aufgabe der Schutz von Minderjährigen. Dort, wo Unternehmen die Grenzen der erlaubten Geschäftspraktiken überschreiten, haben wir mit den Verbraucherzentralen in Deutschland wichtige Verbündete.

Natürlich sind wir aber an einem möglichst umfassenden Schutz der Spieler*innen interessiert und die Sorge um mögliche negative Auswirkungen von Lootboxen auf Minderjährige lässt uns nicht kalt. Wir beraten uns derzeit intern, ob und wie sich das Thema jugendschutzpraktisch in unsere Arbeit integrieren lässt.

Liebe Eltern!
Wir raten unbedingt dazu, sich mit den entsprechenden Medien / Geräten und den bei Kindern beliebten Inhalten auseinanderzusetzen, um einen Überblick zu behalten, welches Kind welche Inhalte und in welchem Rahmen nutzt und nutzen darf. Nicht nur deswegen haben wir zusammen mit der Stiftung Digitale Spielekultur einen Elternratgeber erstellt, der auch auf Faktoren wie Medienkompetenz, Nutzungsdauer und Parental Control-Systeme eingeht."
Quelle: Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle

Kommentare

PickleRick schrieb am
RR1001 hat geschrieben: ?14.10.2017 13:40 Es wird sich nix ändern, bevor nicht beim Gesetzgeber ein Umdenken kommt und er gezwungen ist, die Gesetze anzupassen.
Ich denke eher, der Konsument ist hier der Verantwortliche.
Bild
Und der bewirkt ja auch schon positives, wie z. B. bei BF2.
zmonx schrieb am
Bild
"Weitere Schlüssel können natürlich für kleines Geld im Shop gekauft werden"
sourcOr schrieb am
Spiritflare82 hat geschrieben: ?18.10.2017 11:59 Ich glaube das wirklich Problem mit den Boxen liegt nicht bei den älteren Gamern die sagen geh mir weg damit sondern den jungen, die 10 oder 11 oder 15/16 sind, die wachsen mit dem Zeug auf und für die ists dann "normal" wenn sowas im Game ist. Könnte durchaus sein das die das andersrum sehen und sagen: "Wie, es gibt keine lootboxen in dem Spiel? das ist ja doof!"
Mit der Ansichtsweise macht man sich endgültig zu dem, das man als Kind selbst stets verachtet hat.
Für die jüngeren gibts hier nämlich wahrscheinlich gar kein Problem.
matzab83 schrieb am
Peter__Piper hat geschrieben: ?18.10.2017 13:38
Show
matzab83 hat geschrieben: ?18.10.2017 13:00
Show
Peter__Piper hat geschrieben: ?18.10.2017 11:37
Show

Jetzt muss man also schon Eier aus Käfighaltung kaufen um selbiges zu kritisieren.
Wird ja immer abenteuerlicher. :roll:
Übrigens hab ich da einen passenden Begriff für dich - potenzieller Kunde :wink:
Kein Wunder das du dir vorkommst wie ein "Verbrecher an der Gemeinschaft", wenn man selbst solch abstruse Rechtfertigungsversuche anführen muss.
Ich hoffe dir ist bewusst, dass dein Eier-Vergleich (nicht im Sinne von "Zeig mir deine und ich zeig dir meine." :mrgreen: ) etwas weit an den Haaren herbei gezogen ist. Eben weil du bei den Eiern aus Boden- oder Freiland-Haltung ein kaufbares Gegenmodell hast, kannst du ja direkt mit deinem Geldbeutel zeigen, woran du Interesse hast. Hinzu kommt der nicht zu unterschätzende Aspekt, dass die Produktion von Eiern aus Käfighaltung in Deutschland verboten ist. Somit bekommst du die gar nicht mehr. Damit ist dir diese Entscheidung in weiten Teilen vom Gesetzgeber abgenommen wurden. :Blauesauge:
Bei den Spielen gibt es derzeit nicht diese Auswahl. Es gibt nicht das Spiel "XYZ" mit MTA und ohne MTA. Somit kannst du nicht gezielt das kaufen, was du als unterstützungswürdig erachtest.
Ich habe den Begriff "potentieller Kunde" bewusst nicht gewählt. Denn prinzipiell ist jeder bei allen Produkten in irgendeiner Form ein "potentieller Kunde". Somit müsste man ja, um es allen "potentiellen Kunden" recht zu machen, gefühlte tausend Versionen von allen Produkten anbieten.
Und keine Sorge: Ich empfinde meine Sichtweise nicht als abstrus. Ich will auch niemanden überzeugen, meine Sichtweise zu übernehmen. Im Gegenteil fühle ich mich aber dazu gedrängt, eine mir nicht angenehme Sichtweise übernehmen zu sollen. Dagegen verwehre ich mich aber.
Ergo machst du es von einer alternative abhängig.
Sprich wenn es nur Eier aus Käfighaltung geben würde, müsste ich sie kaufen um kritik zu üben ? :roll:
Oh man...
Und...
Peter__Piper schrieb am
matzab83 hat geschrieben: ?18.10.2017 13:00
Peter__Piper hat geschrieben: ?18.10.2017 11:37
Show
matzab83 hat geschrieben: ?18.10.2017 10:56
Show

Nun...
Das Publisher ein wenig stur sind, dass sollte ja kein großes Geheimnis sein. und da diese in Ihrer Funktion ja nun mal keine Fehler machen, muss ein Misserfolg ja an dem Spiel selber (aber nicht am Geschäftsmodell) liegen.
Zumindest erzeugen manche News diesen Eindruck. Ob die Publisher nun wirklich so dumm sind (oder die eigenen Investoren eventuell für so dumm halten) ist dann erst mal egal.
Nein, der Kund soll nicht alles fressen. Aber er kann gezielt auf die Dinge hinweisen, die ihn stören. Das wiederum kann aber aus meiner Sicht am besten der "zahlende Kunde" machen, da er ja auch wirklich Kunde ist. Der "boykottierende Kunde" ist irgendwas anderes (mir fällt kein passender Begriff ein).
Und gerade das markierte ist das, was mich zu Aussagen im Sinne von "Verbrecher an der Gamerschaft" verleitet.
Jetzt muss man also schon Eier aus Käfighaltung kaufen um selbiges zu kritisieren.
Wird ja immer abenteuerlicher. :roll:
Übrigens hab ich da einen passenden Begriff für dich - potenzieller Kunde :wink:
Kein Wunder das du dir vorkommst wie ein "Verbrecher an der Gemeinschaft", wenn man selbst solch abstruse Rechtfertigungsversuche anführen muss.
Ich hoffe dir ist bewusst, dass dein Eier-Vergleich (nicht im Sinne von "Zeig mir deine und ich zeig dir meine." :mrgreen: ) etwas weit an den Haaren herbei gezogen ist. Eben weil du bei den Eiern aus Boden- oder Freiland-Haltung ein kaufbares Gegenmodell hast, kannst du ja direkt mit deinem Geldbeutel zeigen, woran du Interesse hast. Hinzu kommt der nicht zu unterschätzende Aspekt, dass die Produktion von Eiern aus Käfighaltung in Deutschland verboten ist. Somit bekommst du die gar nicht mehr. Damit ist dir diese Entscheidung in weiten Teilen vom Gesetzgeber abgenommen wurden. :Blauesauge:
Bei den Spielen gibt es derzeit nicht diese Auswahl. Es gibt nicht das Spiel "XYZ" mit MTA und ohne MTA....
schrieb am