GCDC 2008
18.08.2008 12:10, Julian Dasgupta

Was ist "Agile Development"?

Lange Zeit wurde die Entwicklung von Software oftmals entgegen der eigentlichen Alltagserfahrung als streng lineares Modell aufgefasst, in dessen Verlauf es vom Anfang an fest definitierte Anforderungen und ein ausführlich definiertes Ende gibt. Der aus sich wiederholenden und aufeinander aufbauenden Schritten bestehenden Natur des Vorgangs wurde erst nach und nach Rechnung getragen. So macht seit einigen Jahren das Schlagwort "Agile Development" die Runde, das verschiedene Erkenntnisse aus dem Bereich der Arbeitspsychologie, Informatik und den allgemeinen Geschäftsabläufen mischt.

Nachdem das so genannte Scrum-Modell bei vielen Firmen aus dem Businesssoftwarebereich Fuß gefasst hat, wird es nach und nach auch von Spieleherstellern angenommen und umgesetzt. Scrum geht davon aus, dass Anwender und Entwickler anfangs noch nicht unbedingt wissen, wohin die Reise am Ende führen könnte. Die Unschärfe ist einkalkuliert und soll im Rahmen der Entwicklung schrittweise beseitigt werden.

Anforderungen und Wünsche werden in Form des Product-Backlogs festgehalten. Die Entwicklung besteht aus Sprints genannten Zyklen, die für gewöhnlich ca. 30 Tage dauern, in denen das Team recht autonom an der Umsetzung festgelegter Teilziele und Features arbeitet, dabei möglichst abgeschirmt vor Einflussfaktoren von außen ist. So soll das Produkt bzw. das Team in dieser Zeit vor oftmals sich ändernden Anforderungen geschützt werden, die die Fertigstellung verzögern - etwaige Abweichungen und Neuerungen können i.d.R. erst vor kommenden Sprints eingebracht werden.

Dabei entscheiden alle direkt an der Entwicklung beteiligten Personen gemeinsam, welche Ziele demnächst erreicht werden können. Es obliegt den Teammitgliedern abzuschätzen, was in welcher Zeit und mit welchen Maßnahmen realisiert werden kann. Im Gegensatz zu traditionellen Modellen kann und muss jedes einzelne Teammitglied mehr Verantwortung übernehmen - und genau das gehört auch zu einer der großen Herausforderung beim Einführen von Scrum, so Patric Palm von Hansoft, der den Ansatz auf der GC Developers Conference erläuterte.

In Unternehmen, wo die Firmenkultur eher durch eine starke hierarchische Struktur (Top-Down) geprägt ist. Dort müsse ein notfalls von Trainern unterstütztes Umdenken stattfinden, sonst würde Scrum dort kaum in einer Verbesserung der Abläufe resultieren. Ebenfalls zum Scheitern verurteilt sei der Ansatz naturgemäß, wenn das Management nicht hinter ihm steht und ihn stützt - auch hier komme es auf die Firmenkultur an.

Am anderen Ende des Problemspektrums sei die übermotivierte Verwendung von Scrum. Dabei bestehe nämlich die Gefahr, dass auch bewährte und etablierte Prozesse über Bord geschmissen werden könnten. Das Modell sei eben keine magische Lösung, deren Einsatz ohne Risiken ist.

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