von Benjamin Schmädig,

gc-Eindruck: DJ Hero



Was folgt auf Guitar Hero? Logisch: Rock Band! Nein, aber was ist für Activision der nächste große Schritt, nachdem man die Spielewelt spätestens seit Guiter Hero: World Tour zu den Nachwuchssternchen am Rockhimmel gemacht hat? Ja, meint ihr denn 11 ist nur zu DragonForce und Metallica lauter als 10? Natürlich: Diesmal widmet sich Entwickler Freestyle Games (Neversoft ist wohl mit Guitar Hero 5 beschäftigt und Harmonix ja längst bei EA untergekommen) dem breiten Spektrum der elektronischen Musik - auch wenn Hip Hop bzw. entsprechend stampfende Remixes bekannter Songs im Vordergrund zu stehen scheinen. Schade, aber hoffentlich dauert es nicht lange, bis Activision auch eine härtere elektronische Gangart zum Download anbietet...

Und nein. natürlich hat man mit dem einen "Plattenteller" des Controllers nicht wirklich das Gefühl, an echten Turntables zu drehen. Es gibt aber einen Crossfader, mit dem man die zwei automatisch laufenden Songs in drei Stufen gegeneinander balancieren kann. Sprich: Ist der Regler auf der linken Seite, wird nur Titel eins gespielt, ist er ganz rechts nur Titel zwei und in der Mitte sind beide Stücke gleichzeitig zu hören. Ich muss außerdem sagen, dass Activison mit dem Plattenteller keine halben Sachen macht! Der ist nämlich verblüffend leichtgängig, während er trotzdem hochwertig wirkt. Es ist natürlich kein Technics, aber alleine wegen des Gewichts wirkt er eine Idee eleganter als die Gitarren aus dem gleichen Haus. Linkshänder müssen sich übrigens keine Sorgen darum machen, ob sie mit der Steuerung zurecht kommen, denn die linke Seite lässt sich mit einem Handgriff von der rechten trennen - und auf der anderen Seite wieder anstecken. Abgesehen davon kann man die drei Knöpfe auf dem Plattenteller in jeder beliebigen Position bedienen.

Aber wie dreht und scratcht es sich nun als DJ Hero? Wobei die Arbeit, die ein DJ für gewöhnlich am Plattenteller verrichtet hier weniger zum Tragen kommt als bei den rockigen Geschwisterspielen. Im Vordergrund steht nämlich das rechtzeitige Drücken der drei Knöpfe auf dem Plattenteller - ein typisches Rhythmusspiel also. Hinzu kommt allerdings das erwähnte Crossfaden, das auf dem Bildschirm angezeigt wird, indem die linke oder die rechte Linie einen Knick zur Seite macht. Nur wenn alle drei Linien im gleichen Abstand verlaufen, sollte sich der Crossfader in der Mitte befinden. Und das fühlt sich richtig gut an! Trotz der groben drei Stufen entsteht man nämlich durchaus der Eindruck, die Musik ineinander zu schieben - und darum geht's ja! Außerdem ist da noch das Scratchen, wenn man in den angezeigten Momenten am Plattenteller wackelt und dabei den ebenfalls markierten Knopf gedrückt hält. Der rote Knopf in der Mitte ist hingegen zum Improvisieren gedacht, denn obwohl man auch ihn im richtigen Augenblick drücken sollte, darf man über einen weiteren Regler zwischen fünf Samples wählen, mit denen man dem Track eine eigene Note verleiht. Obwohl es weiter weg vom Original ist als die Guitar Heroes, kommt das DJ-ing unterm Strich jedenfalls besser rüber als man anfangs meint und geht schon nach ein paar Minuten in Fleisch und Blut über. Nur einen Haken hat die Sache natürlich: Gerade beim Plattendrehen geht es doch darum, kein vorgegebenes Stück abzuspulen, sondern auf kreativem Weg aus eins zwei zu machen. Hier ist jedoch alles vorgegeben, und auf die Frage nach kreativer Freiheit antworten die Entwickler mit der abwechslungsreichen Songauswahl.

Auf gewisse Serienstandards verzichtet dabei selbstverständlich auch DJ Hero nicht. Und so lädt das präzise Abspielen blau markierter Passagen das Starpower-Gegenstück Euphoria auf - auf Knopfdruck sammelt man dann auch hier Bonuspunkte. Außerdem steht ein so genannter Rewind zur Verfügung, sobald man eine bestimmte Zeit lang fehlerfrei scratcht und mixt; ist Rewind aktiviert, kann man die "Platte" einmal komplett drehen. Der Musik passiert dann dasselbe und man darf einen kurzen Abschnitt wiederholen - cool! Wie gesagt: Es ist nicht realistisch, aber es macht unheimlich viel Laune. Klasse ist auch das kooperative Mash-Up, bei dem ein Gitarrist oder eine Gitarristin sein oder ihr Instrument anschließt, um einen Rocksong unter das Elektronische zu mischen. Das klingt nicht nur cool, es verbindet die zwei Serien auch perfekt miteinander.

Obwohl DJ Hero mehr Spiel als Simulation ist: Einen wichtigen Teil des DJ-Gefühls fangen die Entwickler genau richtig ein. Der Comicstil bei Kulissen und Charakteren steht dem Ableger ebenfalls, weil das Bunte und Schräge sogar besser in die Welt der Electronica passt als zum Rock. Auf jeden Fall ist es unglaublich motivierend, das ohnehin fordernde Rhythmusspiel mit Crossfades und Scratches zu mixen - spätestens wer die Platte einmal "rewinded" dürfte für den auf den ersten Blick angenehm hochwertigen Controller deshalb wohl einen Platz auf seiner Einkaufsliste suchen!

gc-Eindruck: sehr gut



Kommentare

MOJO89 schrieb am
Konnte das Spiel auch am Donnerstag anspielen und hatte ziemlich genau den gleichen Eindruck. Macht einfach Laune :)
schrieb am