Deutscher Computerspielpreis
25.04.2012 17:18, Paul Kautz

CDU/CSU will keine "Killerspiele"

Die CDU/CSU-Fraktion hat in einer aktuellen Pressemitteilung ihren Unmut darüber geäußert, dass bei der morgigen Verleihung des Deutschen Computerspielpreises ein so genanntes "Killerspiel" absahnen könnte. Es geht um Crysis 2, das nach einer (längst überfälligen) Neuregelung der Verleihungskriterien als "Bestes deutsches Spiel" nominiert ist . Dazu der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Wolfgang Börnsen im Wortlaut:

"Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion distanziert sich von der Entscheidung der unabhängigen Jury, in der Kategorie "Bestes Deutsches Spiel" ein so genanntes Killerspiel zu nominieren. Wir halten diese Nominierung für unvertretbar.

Grundlage für die Vergabe des Computerspielpreises ist nach wie vor ein Mehrheitsbeschluss des Deutschen Bundestages von 2007. Darin heißt es aber: "Wir fordern die Bundesregierung auf, zeitnah einen Preis für  qualitativ hochwertige sowie kulturell  und pädagogisch wertvolle Computerspiele zu initiieren. Die einzusetzende unabhängige Jury sollte aus Computerspielen auswählen, die in Deutschland produziert  wurden,  sich dabei  jedoch nicht  nach deren kommerziellem Erfolg,  sondern in erster  Linie nach inhaltlichen Kriterien richten.  Der  für  das Medium zentrale Aspekt  der  technischen Qualität sollte ebenfalls eine, wenn auch nur sekundäre, Rolle spielen."

Die jetzige Reduzierung auf den rein technisch-innovativen Aspekt als Kriterium widerspricht diesem Parlamentsbeschluss. Die Jury hat sich nicht an diese  eindeutige Vorgabe gehalten. Der kulturell-pädagogische Gesichtspunkt, der dem  Grundsatz in Art. 1 des Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar" entspricht, wird ignoriert.

Wir fordern daher eine grundlegende Neukonzeption, eine deutliche Rückbesinnung auf den kulturell-pädagogischen Wert eines Computerspiels. Darin sind wir uns mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann einig. So genannte Killerspiele dürfen nicht honoriert werden, auch wenn sie technisch noch so ausgereift sind.

Wir tolerieren nach unserem Freiheits- und Demokratieverständnis durchaus jeden Erwachsenen, der diese Art von Spielen in der Freizeit spielt. Sofern es aber um eine Auszeichnung und auch Würdigung eines Computerspieles, auch mit öffentlichen Mitteln geht, beziehen wir Position gegen derartige Spiele.

Auch unter dem Aspekt des Jugendschutzes wird es vielen Eltern jetzt noch schwerer gemacht, für alternative, sinnvolle Spiele zu werben.

In letzter Konsequenz stehen wir daher auch einer Neubesetzung der Jury offen gegenüber."

Update: Mittlerweile hat der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware eine Stellungnahme veröffentlicht:

"Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) ist über die heutige Meldung von Wolfgang Börnsen (MdB, CDU-Bundestagsfraktion) zur Nominierung des Computerspiels Crysis 2 bei dem Deutschen Computerspielpreis (DCP) irritiert.

Die Ausrichter können es nicht hinnehmen, dass die unabhängige Jury beschädigt wird. Die Jury hat auf Grundlage der Kriterien des DCP über die Normierungen für die Kategorie Bestes Deutsches Spiel entschieden. Die Öffnung der Kategorie wurde einvernehmlich durch die Verbände und den Kulturstaatsminister Bernd Neumann vereinbart. Eine Jury, die auf dieser Grundlage unabhängig urteilt, darf man nicht im Stich lassen.

Die Jury wurde zu 50 Prozent von der Bundesregierung vorgeschlagen, die anderen 50 Prozent von Seiten des Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) und vom Bundesverband der Computerspieleindustrie (G.A.M.E). Die Jury ist mit hochkarätigen Experten aus den Bereichen Medien und Medienpädagogik besetzt und hat sicherlich eine wohlüberlegte Nominierungsentscheidung getroffen."

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