von Paul Kautz,

Deutscher Computerspielpreis: Die CDU/CSU will keine "Killerspiele"

Deutscher Computerspielpreis (Awards) von GAME und BIU
Deutscher Computerspielpreis (Awards) von GAME und BIU - Bildquelle: GAME und BIU
Die CDU/CSU-Fraktion hat in einer aktuellen Pressemitteilung ihren Unmut darüber geäußert, dass bei der morgigen Verleihung des Deutschen Computerspielpreises ein so genanntes "Killerspiel" absahnen könnte. Es geht um Crysis 2, das nach einer (längst überfälligen) Neuregelung der Verleihungskriterien als "Bestes deutsches Spiel" nominiert ist. Dazu der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Wolfgang Börnsen im Wortlaut:

"Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion distanziert sich von der Entscheidung der unabhängigen Jury, in der Kategorie "Bestes Deutsches Spiel" ein so genanntes Killerspiel zu nominieren. Wir halten diese Nominierung für unvertretbar.

Grundlage für die Vergabe des Computerspielpreises ist nach wie vor ein Mehrheitsbeschluss des Deutschen Bundestages von 2007. Darin heißt es aber: "Wir fordern die Bundesregierung auf, zeitnah einen Preis für  qualitativ hochwertige sowie kulturell  und pädagogisch wertvolle Computerspiele zu initiieren. Die einzusetzende unabhängige Jury sollte aus Computerspielen auswählen, die in Deutschland produziert  wurden,  sich dabei  jedoch nicht  nach deren kommerziellem Erfolg,  sondern in erster  Linie nach inhaltlichen Kriterien richten.  Der  für  das Medium zentrale Aspekt  der  technischen Qualität sollte ebenfalls eine, wenn auch nur sekundäre, Rolle spielen."

Die jetzige Reduzierung auf den rein technisch-innovativen Aspekt als Kriterium widerspricht diesem Parlamentsbeschluss. Die Jury hat sich nicht an diese  eindeutige Vorgabe gehalten. Der kulturell-pädagogische Gesichtspunkt, der dem  Grundsatz in Art. 1 des Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar" entspricht, wird ignoriert.

Wir fordern daher eine grundlegende Neukonzeption, eine deutliche Rückbesinnung auf den kulturell-pädagogischen Wert eines Computerspiels. Darin sind wir uns mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann einig. So genannte Killerspiele dürfen nicht honoriert werden, auch wenn sie technisch noch so ausgereift sind.

Wir tolerieren nach unserem Freiheits- und Demokratieverständnis durchaus jeden Erwachsenen, der diese Art von Spielen in der Freizeit spielt. Sofern es aber um eine Auszeichnung und auch Würdigung eines Computerspieles, auch mit öffentlichen Mitteln geht, beziehen wir Position gegen derartige Spiele.

Auch unter dem Aspekt des Jugendschutzes wird es vielen Eltern jetzt noch schwerer gemacht, für alternative, sinnvolle Spiele zu werben.

In letzter Konsequenz stehen wir daher auch einer Neubesetzung der Jury offen gegenüber."


Update: Mittlerweile hat der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware eine Stellungnahme veröffentlicht:

"Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) ist über die heutige Meldung von Wolfgang Börnsen (MdB, CDU-Bundestagsfraktion) zur Nominierung des Computerspiels Crysis 2 bei dem Deutschen Computerspielpreis (DCP) irritiert.

Die Ausrichter können es nicht hinnehmen, dass die unabhängige Jury beschädigt wird. Die Jury hat auf Grundlage der Kriterien des DCP über die Normierungen für die Kategorie Bestes Deutsches Spiel entschieden. Die Öffnung der Kategorie wurde einvernehmlich durch die Verbände und den Kulturstaatsminister Bernd Neumann vereinbart. Eine Jury, die auf dieser Grundlage unabhängig urteilt, darf man nicht im Stich lassen.

Die Jury wurde zu 50 Prozent von der Bundesregierung vorgeschlagen, die anderen 50 Prozent von Seiten des Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) und vom Bundesverband der Computerspieleindustrie (G.A.M.E). Die Jury ist mit hochkarätigen Experten aus den Bereichen Medien und Medienpädagogik besetzt und hat sicherlich eine wohlüberlegte Nominierungsentscheidung getroffen."
Quelle: Pressemitteilung CDU/CSU

Kommentare

Dan Chox schrieb am
GesangDerWinde hat geschrieben:Ja die Flugzeuge haben die Welle ausgelöst. Aus dem nichts wurden sie alle zu steifen Supersoldaten Amerikas. Setzen 6.
Wie bitte? Als Teilzeitamerikaner kann ich dir sagen: Aber wie! Der Geisteswandel der Amerikaner ist bis heute spürbar - vom vagen Optimismus am Ende der Ära Clinton in den klaustrophobischen Angstzustand nach 9/11. Man vergleiche nur einmal den Positivismus der 2000er Präsidentschaftswahl zwischen Gore und Bush mit den Hoffnungsversprechen der heutigen Kandidaten: Der Rechtsruck wirkt bis heute nach. Ganz ohne Fatalismus lässt sich auch sagen, dass der Scheideweg bereits mit der Fehlwahl Bushs gegangen wurde. Denn das Desaströse waren nicht einfach die Anschläge, sondern die Reaktion darauf. Und natürlich spiegelt sich das auch in den Medien wider, ob Film oder Spiel: Jingoism-Revival, Rachefantasien und Schwarzweißmalerei.
@archer
Ich glaube, du meinst eher diese Ansprache.
mr archer schrieb am
Fiddlejam hat geschrieben: Du missverstehst mich, und das beweisen auch die von dir genannten Spiele.
Keines davon ist "Augen zu und durch". Ich rede nicht von "es gibt keine Alternativen zu CoD-Ballerei", sondern "es gibt keine Möglichkeit, CoD-Ballerei ohne Militär-Setting um zu setzen".
Was du auflistest, sind alles beeindruckende Spiele, aber sie sind - glücklicherweise - kein CoD-Klon.
Pardon, dann entschuldige ich mich für mein hartes Reingrätschen. Über Deinen Gedankengang bezüglich der sich gegenseitig bedingenden Abhängigkeit von FPS im CoD-Stil und Militärsetting muss ich länger nachdenken.
Fiddlejam schrieb am
Mit Verlaub, selten so einen Mist gelesen. Ernsthafte Alternativen?
Du missverstehst mich, und das beweisen auch die von dir genannten Spiele.
Keines davon ist "Augen zu und durch". Ich rede nicht von "es gibt keine Alternativen zu CoD-Ballerei", sondern "es gibt keine Möglichkeit, CoD-Ballerei ohne Militär-Setting um zu setzen".
Was du auflistest, sind alles beeindruckende Spiele, aber sie sind - glücklicherweise - kein CoD-Klon.
Aber darüber reden wir gerade, Mainstream-Produkte. CoD und Konsorten wollen keinen Anspruch an den Spieler stellen, keine tiefgründige Story erzählen, es ist Popcorn-Action. Und das ist gut so, denn beim besten Willen, wo soll unser Medium enden, wenn wir vor jedem Spiel mit Monokel sitzen und darüber debattieren, ob es sich mit der Psyche des Menschen auseinander setzt.
Natürlich brauchen wir auch das Gegenteil, Shooter mit Anspruch, aber es ist Nonsens, von einem Call of Duty zu fordern, desertieren zu können oder anderen Unsinn.
Erzwungener Tiefgang ist noch schlimmer als gar kein Tiefgang.
Weil mit der Thematisierung etwas ausgepackt wird, was man nicht nach wenigen Minuten bereits schließen kann, weil man Spaß hatte. Es ist etwas traurigs, geprägt von vielen Verlusten und tränen, nichts worüber man sich freuen kann. Es wird ja nicht irgendein szenarie genommen. Sondern zumeißt bekannte Konflike aus den Nachrichten oder aus früheren Jahrzenten. Und da sterben wirckliche Menschen und diese Menschen hatten kein Gefallen daran oder ihr Lebenslauf ließ es nicht anders zu. Und so etwas kann man nicht leichtfällig und einfach runterschlucken. Und wenn man das tun möchte, dann mit gesenktem haupt. Bitter kann schöner als süß sein, wenn man es richtig anpackt.
Erstens, zeige mir einen größeren, bekannten Titel, der einen echten Konflikt nachstellt und nicht nur davon inspiriert wird.
Weltkriegsshooter zählen nicht, das ist zu lange her.
Zweitens, doch, das kann man sehr gut.
Cowboy und Indianer stellt de facto einen gewaltigen Genozid dar.
Schach...
the curie-ous schrieb am
GesangDerWinde hat geschrieben:
Ich verstehe jetzt nicht worin das Problem liegen soll in Shootern nicht desertieren zu können. Shooter wollen doch gar keine metapsychische Lebensalternative simulieren. Wo man ständig alles machen kann, wie im echten Leben auch. So etwas erreichen noch nichteinmal RPGs.
Dementsprechend bezeichne ich es als fail, wenn ich in einem Shooter wie zum Beispiel CoD, MoH, BF, OFP, Ghost Recon, Rainbow Six, BiA, FFOW desertieren kann, obwohl der Sinn des Spieles darin liegt die Action zu suchen und Spaß daran zu haben.
Wer den Auftrag ( die feindliche Stellung zu nehmen, als Beispiel) nicht erfüllt, verliert. Simpel.
Ähnlich wie in Mario, wer die Prinzessin nicht rettet, verliert.
Wer in GT mitten im Rennen aussteigt, weil er keinen Bock hat, verliert.
Ich kann von keinem Frosch erwarten, dass er mir aus der Bibel predigt.
Weil mit der Thematisierung etwas ausgepackt wird, was man nicht nach wenigen Minuten bereits schließen kann, weil man Spaß hatte. Es ist etwas traurigs, geprägt von vielen Verlusten und tränen, nichts worüber man sich freuen kann. Es wird ja nicht irgendein szenarie genommen. Sondern zumeißt bekannte Konflike aus den Nachrichten oder aus früheren Jahrzenten. Und da sterben wirckliche Menschen und diese Menschen hatten kein Gefallen daran oder ihr Lebenslauf ließ es nicht anders zu. Und so etwas kann man nicht leichtfällig und einfach runterschlucken. Und wenn man das tun möchte, dann mit gesenktem haupt. Bitter kann schöner als süß sein, wenn man es richtig anpackt.
Jörg Luibl bist du das?
und das ist kein kompliment
schrieb am