von Julian Dasgupta,

Deutscher Computerspielpreis 2013: Deponia schlägt Dubai

Deutscher Computerspielpreis (Awards) von GAME und BIU
Deutscher Computerspielpreis (Awards) von GAME und BIU - Bildquelle: GAME und BIU
Am gestrigen Abend wurde in Berlin mal wieder der Deutsche Computerspielpreis vergeben. Der Hauptpreis ging dabei an Daedalics Chaos auf Deponia, welches sich gegen Risen 2 und Spec Ops: The Line durchsetzen konnte. Zum zweiten Mal gewinnen konnte übrigens Tiny & Big: Grandpa's Leftovers, welches vor zwei Jahren - noch als Studentenprojekt - als bestes Nachwuchskonzept ausgezeichnet wurde und jetzt den Preis für das beste Jugendspiel bekam.

Kategorie: Bestes Deutsches Spiel (50.000 Euro)
Chaos auf Deponia: Daedalic Entertainment, Hamburg

Kategorie: Bestes Kinderspiel (75.000 Euro)
Meine 1. App: appp media, München

Kategorie: Bestes Jugendspiel (75.000 Euro)
Tiny & Big: Grandpa´s Leftovers: Black Pants Studio, Kassel*

Kategorie: Bestes Mobiles Spiel (50.000 Euro)
Word Wonders – The Tower of Babel: Chimera Entertainment, München, Games in Flames/Dreamfab, München/Regensburg

Kategorie: Bestes Serious Game (50.000 Euro)
Menschen auf der Flucht: Serious Games Solutions, Potsdam

Kategorie: Bestes Browsergame (50.000 Euro)
Forge of Empires: InnoGames, Hamburg

Kategorie: Bestes Nachwuchskonzept (35.000 Euro)
GroundPlay: HAW Hamburg, Hamburg


(Anmerkung: 70 Prozent des Preisgelds gehen an die Entwickler, 30 Prozent an den Publisher, so denn mehrere Parteien involviert sein sollten.)

Die Jury begründete ihre Entscheidung für den Hauptpreis folgendermaßen:

"In „Chaos of Deponia“ aus dem Hause Daedalic versucht der Protagonist, der liebenswürdige Faulenzer Rufus, den Müllplaneten Deponia zu retten und gleichzeitig das Herz des Mädchens Goal zu erobern. Das Spiel überzeugte die Fachjury durch seinen spannenden und gleichzeitig humorvollen Plot.

Insbesondere die Rätsel und versteckten Details sorgten neben der handgezeichneten Grafik und der aufwändig produzierten Musik für die Ehrung als Bestes Deutsches Spiel. „Es geht dem Preis um Spiele, die die Chancen des Mediums für Erziehung, Bildung, kulturelle Identität und Orientierung ihrer Nutzer in exemplarischer Form wahrnehmen und es im Markt vielleicht nicht immer ganz so leicht haben wie am Mainstream ausgerichtete, leichtgängige Unterhaltung. Wir fördern mit unserem Preis also Spiele, denen wir aus medien-, kultur- und bildungspolitischer Sicht eine weitere Verbreitung wünschen als der Markt allein sie bewirken kann“, erklärte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (MdB), der den Preis für das beste deutsche Spiel übergab.

„Spiele von Daedalic haben eine ganz eigene Handschrift und einen persönlichen Stil, der auch über Deutschland hinaus bekannt geworden ist. Aus meiner Sicht sind sie damit ein mehr als würdiger Preisträger, der jungen Studios Mut machen sollte, ihre Ideen konsequent zu verfolgen und umzusetzen“, so Claas Oehler, Geschäftsführer des Spieleentwicklerverbands G.A.M.E. im Anschluss an die Preisverleihung. „Die deutsche Games-Industrie setzt sehr hohe Maßstäbe bei der Entwicklung und Vermarktung von digitalen Spielen und behauptet sich erfolgreich im internationalen Wettbewerb. Dafür ist die nie dagewesene Vielfalt und Qualität, die wir heute auf der Bühne gesehen haben, ein klarer Beleg“, ergänzte Dr. Maximilian Schenk, Geschäftsführer BIU – Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware."

Laut der Kollegen Golem herrschte innerhalb der Jury allerdings keineswegs Einigkeit über die Entscheidung: Einige Juroren hätten wohl lieber dem düsteren Yager-Shooter den Preis zugestanden.

Nach den Querelen bei der allerersten Preisverleihung hatte im vergangenen Jahr mit Crysis 2 immerhin ein Shooter gewonnen. Jene Wahl war aber offen von der CDU/CSU-Fraktion kritisiert worden aufgrund der dortigen Vorbehalte gegen Killerspiele. Damals hieß es dann auch:

"Wir fordern daher eine grundlegende Neukonzeption, eine deutliche Rückbesinnung auf den kulturell-pädagogischen Wert eines Computerspiels. Darin sind wir uns mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann einig. So genannte Killerspiele dürfen nicht honoriert werden, auch wenn sie technisch noch so ausgereift sind."

Und so darf dann wohl auch spekuliert werden, ob Spec Ops: The Line - welches in Teilen gar als Kritik am eigenen Genre daherkommt - aus politischen Beweggründen ohne Chancen war.
Quelle: Pressemitteilung

Kommentare

Armin schrieb am
Aber The Line ist in Dubai verboten, das haette man doch mal honorieren koennen! :mrgreen:
Wenn man das bedenkt, sollte die Headline "Deponia rettet Dubai" heissen.
HanFred schrieb am
bondKI hat geschrieben:Die Deponia Reihe ist nicht nur das beste P&C der letzten Jahre, ...
Witzig, wie unterschiedlich man das sehen kann. Schlecht finde ich es keinesfalls, aber von den Daedalic-Spielen, die ich bisher kenne (das sind einige, aber nicht alle), finde ich Deponia das schwächste Spiel. Es ist IMHO einfach weniger originell als andere.
unknown_18 schrieb am
Die News erinnert mich gerade daran, dass ich Deponia noch spielen muss. Ich liebe die Daedalic Adventures, hat so was von Retro Feeling und ich muss mich nicht darüber aufregen was aus den anderen Genres inzwischen geworden ist, vor allem aus dem mit den 6 großen Buchstaben...
Ich finde die Entscheidung gut, bloß keinen Preis für irgend einen dämlichen Shooter.
Temeter  schrieb am
sorry, doppelpost. irgendwie ist heut bei mir der wurm drin
Temeter  schrieb am
@5Finger:
Natürlich war das Teil der Szene. Das gleiche passiert ja auch mit dem CIA Mann. Warum hab ich da keine Wahl?
Ich meinte, dass das von den Entwicklern beabsichtigt war, und nicht Faulheit ist. Da kann man viel interpretieren, einige Sachen wurden auch von Entwicklern im Interview gesagt, kp was die orgininale Idee dahinter ist.
Was denke ich noch am offensichtlichsten ist: Das du in einem Konflikt nicht immer die Wahl hast. Das eine der Diskrepanzen zu den CoDs. Dort kannst du dich immer darauf verlassen, dass deine Objectives den einzigen Weg zeigen und dein Handeln immer gerechtfertigt ist oder in RPGs, in denen es immer Möglichekeiten für gute Enden gibt, die dir sehr deutlich präsentiert werden. Das Spiel setzt darauf an, dass man in der Situation verantwortungslos wie in einem CoD handelt. Und dann kriegst du die Quittung.
Wies gesagt, abgesehen davon natürlich, das im Leben nicht immer verschiedene Wahlmöglichkeiten zur Verfügung stehen, im Krieg sterben eben Zivilisten. Dass du im Grunde genauso ein Schlächter bist wie deine Feinde. Das wollen andere Shooter ja immer kleinreden und dich Gut und Mächtig fühlen lassen. Spec Ops versucht mehrmals zu zeigen, wie armselig sowas im Grunde ist. Vor allem im Hintergrund vor realen Konflikten.
Dazu kamen dann noch die (für mich) unerklärlichen Logiklücken.
Spoiler
Show
Stimmt es, das ist nachträglich ziemlich unsinnig. Aber derartige Logik hast du oft in Spielen, genau wie Büchern und Filmen. Die haben ihre ganze eigenes Sytem, nach denen Menschen handeln. Fight Club lässt grüßen. Hätte man aber besser umsetzen können, da hast du recht.
Und die ganzen Leute waren nicht tot. Nach dem fehlgeschlagenen Versuch mit der Armee aus der Stadt zu fliehen sind wenige zurückgekehrt, und die waren völlig fertig. Konrad hatte nun endgültig seinen Nervenzusammenbruch, was zur Zersplitterung der Truppen in zwei Lager führt. Böse ist, dass das im Spiel eins nie offen erklärt wird. Aber die, die sich gegen Konrads Regime...
schrieb am