von Mathias Oertel,

E3-Eindruck: Fluch der Karibik - Armada der Verdammten



Lizenz ist nicht gleich Lizenz. Denn wer hinter Fluch der Karibik - Armada der Verdammten nur ein weiteres lahmes Spiel rund um Kapitän Jack Sparrow erwartet, sieht sich getäuscht. Während der E3-Präsentation war der in den Filmen von Johnny Depp verkörperte Pirat nicht einmal eine Erwähnung wert - dementsprechend sicher scheint sich das Team von Propaganda zu sein, dass man auch ohne Spatz in der Hand Erfolg haben kann.

Auch ohne Lizenz interessant

Wenn man den Anspruch erhebt, dass ein Titel auch ohne die prominente Lizenz Faszination versprühen muss, hat Armada der Verdammten (AdV) viel richtig gemacht. Das beginnt bereits beim Artdesign, das geschickt mit leicht verfremdeten und Richtung Comic gehenden Figuren spielt und bei den Hintergründen eher auf Minimalismus und klare Strukturen als auf Fotorealismus setzt. In vielerlei Hinsicht erinnert AdV damit an die Welt von Fable II; und auf Nachfrage gab man tatsächlich zu Protokoll, dass die märchenhafte Fantasie von Peter Molyneux einer der künstlerischen Fixpunkte war. Ein anderer sei natürlich das Fluch der Karibik-Universum an sich, das mit der Fahrattraktion in Disney World seinen Anfang nahm.



Wie bei nahezu allen Präsentationen dieser Messe verzichtet man auf eine umfassende Erklärung der Geschichte und richtet die Aufmerksamkeit auf die Ambivalenz der Hauptfigur Kapitän Stern, der relativ früh in seiner Piratenlaufbahn die Entscheidung fällen muss, ob er einen "legendären" oder "gefürchteten" Ruf hat und je nachdem andere Fähigkeiten erhält. Auch NPCs verhalten sich ihm gegenüber unterschiedlich, wobei man die Entscheidung in der eher wertfreien Welt von Fluch der Karibik nicht gleichsetzen sollte mit "gut" oder "böse".

Auch die Konsequenzen, die sich aus Entscheidungen in den Gesprächen oder Handlungen ergeben, sind nicht grundsätzlich zu kategorisieren. Sie sorgen einfach für ein unterschiedliches Spielerlebnis, das in erster Linie kurzfristige Auswirkungen zeigt. Entscheidet man sich z.B. am Ende einer Missions-Reihe dafür, ein Göttersymbol einfach einzustecken, um es später zu versilbern, stellt man fest, dass die Dorfbewohner, die man retten sollte, gegenseitig bekämpfen. Lässt man es jedoch an seinem Platz und schnitzt "nur" sein eigenes Antlitz ein, wird man von dem Dorf vergöttert, hat aber letztlich deutlich weniger bare Münze zur Verfügung, um sich im Versorgungslager einzudecken. Ob sich Entscheidungen auch langfristig auswirken, gehört zu den vielen Grauzonen, die die Entwickler noch nicht beantworten wollten.

Action und Rollenspiel

Auskunftsfreudiger gab man sich beim Kampfsystem sowie der Figurenentwicklung: Bei Ersterem setzt man auf gut zu erreichende Kombos, flinke Konter sowie den Einsatz von Spezialfähigkeiten. Und die Ergebnisse sind nicht nur effektiv, sondern sehen dank aufwändiger Choreografie auch gut aus. 



In der Charakter-Entwicklung dürfte jedoch die wahre Stärke liegen, auch wenn man vieles in der Präsentation nur andeuten konnte. Die Basis-Entwicklung (Lebenspunkte, Magie, Lebenspunkte des eigenen Schiffes etc.) verläuft bei Figurenaufstieg automatisch. Der vielfältige Rest liegt jedoch in den Händen des Spielers und scheint ihm für die weit verzweigten Fähigkeitsbäume fast schon zu wenig Entwicklungspunkte zur Verfügung zu stellen. Denn man kann nicht nur in Sonderangriffe etc. investieren oder aus verschiedenen Spezialisierungen dieser Attacken wählen, sondern kann auch sein Segelschiff namens "Nemesis" mit besonderen Fähigkeiten versehen, wobei die Weiterentwicklung des Kahns auch eng mit der angeheuerten Besatzung zusammenhängt. Diese besteht z.B. aus den Maaten, die alle aktive Fähigkeiten mitbringen, die wiederum ähnlich wie bei Mass Effect über Nebenmissionen freigeschaltet werden. Zusätzlich wird es spezielle Crew-Mitglieder geben, die mit passiven Eigenschaften dafür sorgen sollen, dass bei Schlachten zu Wasser die Waagschale zu Gunsten von Kapitän Stern ausschlägt.

Leider gab es noch keine Seegefechte zu sehen, doch wenn diese sich ähnlich ansehnlich und durchdacht präsentieren wie der Rest der verdammten Armada, könnte Fluch der Karibik zur Renaissance des klassischen Action-Rollenspiels beitragen.

E3-Eindruck: sehr gut



Kommentare

totalbloody schrieb am
hat mich sofort an fable erinnert! einfach geil ich mag solche spiele :)
WarWolf_1 schrieb am
ich glaub sowas interessantes kommt dabei heraus wenn man Fluch der Karibik, mit Monkey Island kreuzt.... ok das is jetzt sehr weit her geholt aber ich werde den Titel mal im Auge behalten
Inzide schrieb am
Bin auch gespannt. Mag solche Locations wenn man sich schon kein Urlaub leisten kann! ;)
Lord_Zwiebel69 schrieb am
Hört sich ja sehr gut an, steht ja auch drunter ;-) als ich das erste mal von diesem titel gehört habe, dachte ich sofort an eine billige verwurstung a la pirates of the caribbean 1-3 aber dieser titel scheint außer dem namen und dem setting wenig mit den filmen gemein zu haben. ich halte mit freudiger erwartung ausschau nach den nächsten neuigkeiten
Arkune schrieb am
Ich mag Fable nicht aber das hier sieht irgendwie lustig aus.
Mal sehen wie es sich entwickelt.
schrieb am