Game Developers Conference Europe 2009
17.08.2009 15:01, Jörg Luibl

Déjà-hör: Zukunft der Spielegrafik

Eine klasse Kulisse für eine Keynote: Der Saal ist proppevoll, Entwickler und Medien warten gespannt auf die Ansprache von Cevat Yerli. Schließlich geht es um des Spielers liebstes Kind: die Grafik. Und nicht nur das: Es geht um die Zukunft der Spielegrafik, über die auch noch ein deutscher Big Player der Spielewelt und gleichzeitig Hauptsponsor der GDC Europe parliert.

Der sympathische Mitgründer von Crytek (1997) hat das Publikum trotz einiger Probleme mit dem Sound schnell für sich gewonnen - locker und amüsant beginnt er einen Rückblick auf die CryEngine 1 (Far Cry), an der 20 Programmierer drei Jahre entwickelten, um das erste "Per Pixel shading" in einer Sonnen durchfluteten offenen Spielewelt zu zeigen - damals ein Kontrapunkt zu düsteren Tunnelshootern; danach geht es um die Vorzüge der CryEngine 2 (Crysis), an der man von April 2004 bis November 2007  werkelte, um die Action in der Open World nahezu fotorealistisch darzustellen. Man stelle sich vor: Ein Gesicht in Crysis hat mehr Shader als das ganze Far Cry! Ist das nicht erstaunlich?

Weniger erstaunlich ist allerdings das Gesagte, Denn erfahrene Anwesende überkommt spätestens bei diesen Rückblicken ein Déjà-hör: Hat man die Werbung für die CryTechnik nicht schon mal genau so letztes Jahr auf der Game Developers Conference in Leipzig vernommen? Und hat Yerli da nicht denselben alten Mann gezeigt? Ja, bis auf einige Nuancen wird das alles wiederholt - dieselben Bilder, dieselben Anekdoten, dieselben Zahlen.

Natürlich kann sich die Sicht auf die Zukunft der Grafik nicht in einem Jahr ändern, aber von einer Keynote auf einer neuen Spielemesse erwartet man mehr als ein komplettes Recycling, das sogar nach einer knappen Dreiviertlestunde im gleichen Ausblick mündet: Dem bekannten Grafikvideo der Community, das die Power der CryEngine 2 im Stile einer Szendemo zeigt. Was soll  das beweisen? Laut Yerli wird die hauseigene Engine noch die nächsten drei Jahre "state of the art" sein und er entgegnet den Kritikern, die bemängelten, dass Crysis zwar toll aussieht, aber zum Release auf kaum einem Ottonormalrechner lief, dass man dafür sicher sein könne, dass das Spiel in Zukunft immer besser aussehe - es passe sich eben der immer stärker werdenden Hardware an.

Dieser Kommentar sorgte allerdings für ein hüstelndes Raunen im Saal und erste Besucher verabschiedeten sich klammheimlich ob der Wiederholungsrede. Also kurz die wichtigsten der alten Fakten: Bis 2012 oder 2013 wird die Grafik allgemein nicht besser aussehen als in Crysis bzw. Crysis 2, das gerade für PC, Xbox 360 und PS3 entwickelt wird und auf der CryEngine 3 beruhen wird - man könne sich in den nächsten Jahren höchstens über Physik, Artdesign oder KI abheben. Aber alle Spiele werden eine feste Auflösung von 1920 x 1080 mit 60 Bildern pro Sekunde anbieten. Es werde daher in naher Zukunft im internationalen Wettbewerb nicht so sehr um Fotorealismus gehen, sondern um die Glaubwürdigkeit oder Einzigartigkeit der Spielwelten.

Wie sieht dann die Zukunft aus? Yerli verwies noch klarer als letztes Jahr auf die Abhängigkeit vom Konsolenzyklus: Erst wenn Microsoft die Xbox  1080 und Sony die PlayStation 4 auf den Markt bringen, werde es einen neuen Grafiksprung geben - und zwar jenen hin zur CGI-Qualität. Was Shrek oder Ice Age im Kino zeigen, wird dann in  Spielen animierte Realität. Es werde zu einer Renaissance der Grafikprogrammierung kommen, auf die Crytek natürlich vorbereitet ist - wahrscheinlich mit der CryEngine 4. Die wird dann, wie schon die CryEngine 3, nicht mehr nur für den PC, sondern auch für die Konsolen entwickelt und vermutlich alle verblüffen - hoffentlich kann das die nächste Keynote von Yerli auf der GDC 2010 auch wieder.

Allerdings kann es sein, dass man bis dahin den Firmensitz verlegen müsse, wenn es in Deutschland tatsächlich ein Herstellungsverbot für Shooter geben sollte. Daher plädierte Yerli am Ende seiner Rede dafür, die aktuelle Petition gegen diese Verbote zu unterzeichnen, die noch zwei Tage läuft und jetzt knapp 70.000 Stimmen hat.

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