von Julian Dasgupta,

Two Worlds II: Vorwürfe gegen Topware

Two Worlds 2 (Rollenspiel) von Zuxxez / TopWare
Two Worlds 2 (Rollenspiel) von Zuxxez / TopWare - Bildquelle: Zuxxez / TopWare
In einem Bericht erhebt Destructoid schwere Vorwürfe gegen Topware bzgl. der PR- und Marketingbemühungen rund um Two Worlds II. Dabei bezieht sich das US-Blog auf Informationen aus mehreren Quellen - mindestens eine davon war beim Hersteller selbst tätig und spielte den Redakteuren einige interne Emails zu.

So sollen einige europäische Magazine vorteilhafte Tests als Gegenleistungen für Werbemaßnahmen zugesagt haben. Im Falle von Destructoid habe der Hersteller angeblich geplant, Werbung zu schalten, eine Hälfte des Betrags aber erst auszuzahlen, wenn das Rollenspiel 8,5 von 10 Punkten verpasst bekommt.

GameReactor sei gezwungen worden, ein nicht gar so euphorisches Review wieder vom Netz zu nehmen, da es ja auf Basis einer Preview-Version entstanden sei. Tests anderer Magazine, die auf der gleichen Version fußten, aber höhere Wertungen aufboten, seien hingegen nicht angefochten worden.

Auf Anfrage bestritt Topware, dass es so etwas wie eine schwarze Liste gebe, auf der Magazine landen, deren Tests beim Unternehmen nicht gut aufgenommen wurden. Auch gebe es keinerlei Zusammenhang zwischen dem Buchen von Werbung und den Wertungen - das Werbebudget des Herstellers sei ohnehin zu klein, um irgendjemanden ernsthaft zu beeindrucken.

Hinsichtlich der Liste heißt es von einer Quelle aus der europäischen Presse: Die Behauptung des Herstellers sei "größter Bullshit", schließlich sei seine Seite auf jener Blacklist gelandet. Der Tester sei zudem von Topware beschuldigt worden, er habe das Spiel nur eine Stunde lang auf Basis einer illegalen Fassung ausprobiert.

Destructoid zitiert außerdem aus einer internen Email, in der es heißt:

"Das Review ist negativ, sieh zu, dass es bei Metacritic rausfliegt. Es wird allerdings nochmal getestet. Setz dich mit diesem Typen in Verbindung und gib ihm alles, was er braucht, um unsere Wertung zu erhöhen."

Der Hersteller lässt mitteilen, dass man sich schon mit Magazinen über Wertungen gestritten und seinen Frust über Wertungen geäußert hat, die schlechter als 7/10 ausfielen. Rückblickend sei es "blöd" gewesen, das zu machen - Topware gelobe Besserung.

In einer anderen Email wird darum gebeten, dem neuesten Trailer des Spiels während der folgenden zwei Wochen über verschiedene Accounts täglich positive Bewertungen auf Youtube zu geben. Dies habe höchste Priorität. Nutzernamen und Kommentare sollen in wöchentlichen Zusammenfassungen erwähnt werden.

Im Falle eines Testers, dem trotz verschickter Rezensionsversion das Verwenden einer Raubkopie unterstellt wurde, erklärt Topware, es habe sich um ein Missverständnis mit Microsoft UK gehandelt. Dort hatte man ursprünglich verlauten lassen, es seien keine Testversionen übermittelt worden. Die Schilderung, so Destructoid, könnte insgesamt plausibel sein, erkläre allerdings nicht, warum man dem Betroffenen gleich mit juristischen Konsequenzen drohen musste, anstatt einfach bei ihm anzufragen. Die PR-Abteilung habe dem Vernehmen nach eigenmächtig gehandelt, ohne dies vorher mit der Geschäftsführung abzusprechen.

Topware bestreitet auch, dass versucht wurde, den IGN-Dienst Gamestats zu manipulieren. Man wisse ja nicht mal, wie man das überhaupt machen könnte.

Destructoid merkt allerdings an, dass dies recht einfach zu bewerkstelligen sei, indem man die Gamestats-Seite von Two Worlds II einfach auf ein paar Rechnern immer wieder laden lässt. Damit könne man das vermeintliche "Kundeninteresse" beeinflussen.

IGN habe Topwares Unterfangen im vergangenen Frühjahr entdeckt, als die Maskierung der IP-Adresse beim Publisher wohl nicht korrekt funktionierte. Der Datenverkehr konnte zu einer Quelle zurückverfolgt werden: Topware.

Einen offiziellen Kommentar seitens des Magazins gibt es zu jenem Thema nicht - ein aus einem anderen Bereich stammender Redakteur ließ immerhin süffisant verlauten, dass es sich schon um eine verdammt gute Vorschau gehandelt haben muss, wenn ein und dieselbe Person mehr als 100 mal darauf zugreift.

Jake DiGennaro, ein ehemaliger PR-Manager des Publishers, sagte:

Ich habe sicherlich einige Dinge gemacht, die meiner Ansicht nach in eine moralische Grauzone fallen. Ich hab mich bei einigen dieser Sachen, die ich machen sollte, unwohl gefühlt, was auch einer Gründe dafür war, dass ich gegangen bin. Manchmal habe ich mich nach gewissen Emails so gefühlt, als müsste ich erstmal unter die Dusche. Ich kann nicht behaupten, dass mir explizit aufgetragen wurde, Bestechungsgelder/-geschenke anzubieten - aber es wurde sicherlich darüber in einer Art und Weise gescherzt, bei der man sich nicht sicher sein konnte, ob das jemand nicht vielleicht ernst meinte.

Bei Topware hält man DiGennaro allerdings für einen verbitterten Ex-Angestellten. Er habe in einem Gespräch durchblicken lassen, dass dies seine Chance sei, es Topware heimzuzahlen und die Firma zu schädigen. DiGennaro sei gefeuert worden und bemühe sich nun, seine Verbindungen zu Destructoid zu nutzen, um sich zu rächen.

Ob Topware einen Teil des Werbegeldes für das Blog zurückhielt, um damit eine hohe Wertung zu begünstigen, wollte DiGennaro nicht bestätigen. Die Rechnungsanfragen seien aber bewusst wiederholt ignoriert worden. Bei Topware heißt es: Jeder, der versuchen sollte, Destructoid zu bestechen, würde "umgehend gefeuert werden." Der Hersteller bot außerdem an, den ausstehenden Betrag zu begleichen.

Laut Angaben des Blogs habe es auch eine Person gegeben, die sich positiv über Topware äußerte. Deren Meinung würde aber den negativen Äußerungen anderer Quellen recht isoliert gegenüberstehen.

Letztendlich, schlussfolgert man bei Destructoid, gebe es zwei Möglichkeiten: Topware habe entweder fragwürdige Geschäftspraktiken oder sei unschuldig. Letzteres würde aber bedeuten, dass es in der Branche zahlreiche Leute gebe, die sich aus irgendeinem Grund allerlei ernste Anschuldigungen gegen den Hersteller ausdenken. Man müsse sich in jenem Fall schon fragen, was Topware gemacht habe, um sich so viele Feinde zu schaffen.


Kommentare

NoName II schrieb am
ich finde, TW2 war schnell zuende. Verprochen waren ja irgentwie 9 Kapitel, letztendlich waren es 4. Ansonsten, das Kampfsystem und die KI war scheiß*, aber sonst war es gut. Guckt euch mal Gotic 4 an (und vor allem die Wertungen !!!!) Bei Gamestar hat es 69% beckommen, genau so viel wie ein meiner meinung nach geniales Adventure (Penumbra: Im Halbschatten).
Cahad schrieb am
das mit dem eliteknight im gamestar-forum ist ja mal sehr..mysteriös <.<
ich fand, dass tw2 an sich ein paar echt nette ansätze hat, aber die irgendwie nicht ganz so konsequent zu ende geführt worden sind...Schade
Xris schrieb am
Gamestar? Gamestar...
http://www.gamestar.de/spiele/gothic-3/ ... 34846.html
Mitlerweile hat man scheinbar auch noch die offiziellen sowie die Community Patches mit in den Test aufgenommen. Ob man sich so mehr Glaubwürdigkeit verspricht? Die hat ein Magazin das Patches im nachhinein noch berücksichtigt ohnehin nie gehabt.
Bei Bedarf gerne auch noch andere Dinger von DE exklusiven Gamestar/Gamepro (ist der gleiche Laden) Tests.
@Topic
Topware haben vermutlich im gegensatz zu den restlichen Publishern ein wenig zu "aggresiv für ihr Produkt geworben". Kaufen von Wertungen gehört doch schon zum guten Ton in dieser Branche. Und Magazine die sich darauf einlassen gibts auch überall. Ich habe mindestens so gut wie jedes Printmag in Verdacht.
ico schrieb am
Das Spiel ist ungeachtet der eventuell gekauften positiven Reviews jetzt auch nicht total scheiße. Wie manche hier abgehen ist echt......
Skull Arbiter schrieb am
Habs zum Glück nach dem Reinfall Two Worlds garnicht erst gekauft
schrieb am
Two Worlds 2
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