von Jan Wöbbeking,

gc-Eindruck: Lost Horizon



Ein verwegener Gelegenheitsschmuggler, fiese Nazis, gefährliche mystische Artefakte: Lost Horizon (ab 9,99€ bei kaufen) besitzt alle Zutaten, um Indiana-Jones-Fans einen Sabberfaden an den Mundwinkel zu zaubern. Die deutschen Geheimakte-Entwicklers Animation Arts möchten mit ihrem neuen Adventure ein klassisches Abenteuerspiel erschaffen. Damit die Geschichte ähnlich flott erzählt wird wie in einem spannenden Actionfilm, setzen seine Schöpfer auf schnelle Wechsel von Szenen und Kameraeinstellungen. Das Tempo soll nicht dadurch ausgebremst werden, dass der Spieler lange an einem Ort fest hängt.

Dementsprechend einfach und überschaubar fallen die Rätsel aus: Statt stundenlang zwischen mehreren Orten hin- und her zu stromern und mit einem riesigen Inventar zu hantieren, geht es Schlag auf Schlag: Protagonist Fenton Paddock findet sich schon kurz nach Spielstart in einer Holzkiste auf dem Grund des Hong-Konger Hafenbeckens wieder. Offensichtlich gefielen dem ansässigen Triadenboss Fentons zwielichtigen Geschäfte nicht all zu gut. Also haben seine Gorillas ihm kurzerhand eins übergezogen und ihm den unfreiwilligen Tauchtrip spendiert - und das, obwohl ich kurz zuvor den kleinen Rätselhappen im Nachtclub einwandfrei gemeistert hatte.

Auch in anderen Situationen wird es hektisch - z.B. dann, wenn Fenton auf einem Brett hinter einem fahrenden Lastwagen auf dem Asphalt vor einer Meute Bösewichte davon surft. Ein paar kooperative Kopfnüsse, bei denen der Spieler abwechselnd in die Rolle der Lasterfahrerin und von Fenton schlüpft, retten die beiden aus der Gefahr: Einfach ein paar Silvesterraketen in die Auspuffrohre geschoben, angezündet und schon sehen die Verfolger Sterne. Manche Rätsel erlauben unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten. Der Protagonist gelangt im Laufe der Geschichte an einen Auftrag des britischen Empires. Ein Gouverneurssohn ist der einzige Überlebende einer gescheiterten Militärexpedition und soll nun vom schlitzohrigen Helden gerettet werden.

Natürlich bleibt das Abenteuer nicht die ganze Zeit über turbulent. Bei meinem Testspiel gab es auch ruhige Momente, in denen ich mit Hilfe der Karte zwischen dem Club, einem Regierungsgebäude und Fentons alten Freund am Flugplatz wechselte. Leider muss man sich auch in diesem Spiel mit Kleinigkeiten wie einem motzenden Wachmann herumschlagen, der mir verbot, die zu einem Ball führende Rasenfläche zu betreten. Falls ein Inventar-Gegenstand nicht zu einem anderen oder einem Hotspot passt, ist das übrigens bereits am Cursor zu erkennen. Da das Tagebuch in der Geheimakte-Serie nur von wenigen Spielern genutzt wurde, haben die Entwickler dem Spiel eine Art Questlog spendiert. Ein Klick auf das Icon am unteren Rand neben den Inventargegenständen und schon fasst der sonor raunende Sprecher die Situation und offene Aufgaben zusammen. Auch der Rest der Sprecherriege hat in den bisher gesehenen Szenen einen hervorragenden Job abgeliefert.

Ich sehe es genau wie Entwickler Animation Arts: Wenn ich einen flottes Abenteuer im Indy-Stil zocke, möchte ich nicht ewig damit beschäftigt werden, wie ein Detektiv ewig einen einzigen "Tatort" zu untersuchen. Das Konkurrenzprodukt The Book of Unwritten Tales hat vorgemacht, wie eine unterhaltsame Abenteurer-Geschichte flott weitererzählt wird. All zu leicht sollten die Rätsel im späteren Spielverlauf allerdings auch nicht ausfallen. Die handgezeichneten Hintergründe und der Polygonfiguren von Lost Horizon können zwar nicht gegen den stylischen Comic-Stil des Zeichentrick-Abenteuers Runaway: A Twist of Fate anstinken, trotzdem passen das Design und die warmen Farben vorzüglich zum Thema. Das etwa 15 bis 20 Stunden lange Abenteuer erscheint im kommenden Jahr.

gc-Eindruck: gut



Kommentare

Bursh schrieb am
@Sandwitch:
Also dann geh schon einmal los, das Spiel ist von den Geheimakte Machern und ich muss ehrlich sagen, es übertrifft Teil 2 wirklich um ein Vielfaches.
@Crewmate: Ich wusste gar nicht, dass es Wii Portierungen gab aber eigentlich ist es ja nur logisch, die Steuerung bietet sich ja nun wirklich dafür an.
Sandwitch schrieb am
Lost Horizon hab ich auf der Gamescom wohl übersehen o.O, klingt aber ziemlich interessant.
Wenn die Rätsel so ähnlich sind wie bei Geheimakte, dann wirds ein Pflichtkauf für mich.
@Inaturani: Danke für den Link!
crewmate schrieb am
Bursh hat geschrieben:
Crewmate hat geschrieben: Immerhin haben die ein Händchen für Rätsel.
Und das ist für mich das Wichtigste an Adventures. Kniffelige Rätsel, die aber nicht zu schwer sein sollten, sind ja immerhin das Herzstück eines Adventures. Ich freue mich tierisch drauf. Gibt es eine Demo oder ähnliches?
Ich spiele das Genre auch wegen den guten Geschichten. im Idealfall kommt beides zusammen.
Nur der Survival Horror konnte da mithalten.
Animation Arts waren vor allem darin gut logische Rätsel zu gestalten.
Es ergab immer alles Sinn und wenn erst in der Komplettlösung :D
Ich hoffe das Deep Silver noch einmal einen Wii Port macht,
nachdem die von Geheimakte 1&2 schlicht perfekt waren.
Bursh schrieb am
Ah, cool. Vielen Dank für den Link *saug*
Da bin ich ja mal gespannt.
Inaturani schrieb am
demo gibbet auf der Lost Horizon webseite hier => Demo
Habs mir gekauft und muss sagen: geiles game! Habe den Kauf jedenfalls (bisher) nicht bereut. Die Rätsel sind teilweise nicht unbedingt schwer, passen aber zur erzählten geschichte. mit wählbarer schwierigkeitsstufe lässt sich das spiel entsprechend schwerer oder leichter spielen (wer hätte das gedacht ^^). Grafik ist schön und macht einen guten Eindruck und es macht Spaß die einzelnen Level zu erkunden. Ich freue mich schon auf später, wenn ich weiterzocken kann ;)
schrieb am
Lost Horizon
ab 9,99€ bei