Vor Kurzem hatte Electronic Arts
ein offizielles Übernahmeangebot an alle Anteilhaber von Take-Two ausgesprochen und diesen 26 Dollar pro Aktie offeriert. Die Geschäftsführung des vom Marktführer begehrten Publishers hatte
daraufhin empfohlen, nicht auf das bis zum 11. April gültige Angebot einzugehen, sondern die Ergebnisse einer Untersuchung der Offerte abzuwarten.
Heute nun ließen die Mannen um Strauss Zelnick verlauten, dass man die Kaufbedingungen mittlerweile ausführlich analysiert hat und den Preis als "inadäquat" erachtet. Demzufolge legt das Management den Anteilshabern erwartungsgemäß nahe, ihre Aktien nicht zu verkaufen. Zelnick hatte das gleiche, damals nur inoffiziell unterbreitete Angebot bereits im Februar abgelehnt und darauf verwiesen, dass man frühestens nach der Veröffentlichung von
Grand Theft Auto IV bereit sei, über eine Übernahme zu verhandeln.
Der Aufsichtsrat verlegte zudem die jährliche Hauptversammlung der Aktionäre vom 10. auf den 17. April, wohl um etwas Zeit zu gewinnen. Man werde weiterhin versuchen, "den Shareholder-Value zu maximieren", heißt es, und ziehe durchaus auch den Zusammenschluss mit anderen Firmen wie Electronic Arts in Betracht - wolle derartige Vorhaben aber erst nach dem 29. April (GTA IV-Launch) erörtern, da dies der beste Zeitpunkt dafür sei.
Mittlerweile sollen auch anderen Unternehmen ihr Interesse an einem Zusammenschluss oder einer Kooperation bekundet haben, konkrete Gespräche habe man aber noch nicht geführt. Man treffe derzeit auch Vorbereitungen, potenziellen Fusionspartnern - auch EA - so weit wie vertretbar Einblick in die eigenen Bücher zu gewähren, damit diese Take-Two bewerten können.
Strauss Zelnick zufolge hat sich der Aufsichtsrat einstimmig dagegen entschieden, EAs Angebot zu diesem Zeitpunkt zuzustimmen. Es handle sich dabei um eine "opportunistische Maßnahme" EAs, um vom Launch von GTA IV profitieren zu können - auf Kosten der derzeitigen Aktionäre. Angesichts der Marken und der Entwicklungskapazitäten des Publishers würde man sich so unter Wert verkaufen. Eine Meinung, die auch die unabhängigen Berater von Bear Sterns und Lehman Brothers teilen sollen.
EAs Angebot berücksichtige nicht den Kurswechsel und die Umstrukturierung des Unternehmens, die das neue Management seit Mitte 2007 eingeleitet hat. So arbeite man nun wesentlich kosteneffizienter und spare über 25 Mio. Dollar pro Jahr ein. Ebenfalls nicht berücksichtigt würden mögliche Synergieeffekte, die die Fusion mit sich bringen würde. Schließlich könnte man dann auf ein breiteres Vertriebsnetz zurückgreißen, von Investitionen in anderen Bereichen profitieren und außerdem die Sales & Marketing-Abteilungen verkleinern. Insgesamt könnte EA schon ein Jahr nach einem Zusammenschluss so 50 bis 210 Mio. Dollar einsparen bzw. für sich verbuchen.
Die Geschäftsführung möchte das Unternehmen und seine Anteilhaber durch ein so genanntes Stockholders Rights Agreement gegen zu niedrig angesetzte Übernahmeversuche schützen. Diese Vereinbarung soll vorerst für 180 Tage gültig sein. Jene Rechte können ausgeübt werden, sobald sich eine Person oder Firma mehr als 20 Prozent der Anteile des Publishers aneignen möchte.
Analysten
gehen davon aus, dass EA vermutlich etwas tiefer in die Kriegskasse greifen und das Angebot noch um ein oder zwei Dollar erhöhen könnte, falls dies notwendig sein sollte. Sollten Riccitiello & Co. bis zum 11. April nicht mindestens 50 Prozent der Anteile in ihrem Besitz wissen, dürfte der Publisher die derzeitige Offerte wohl zurückziehen.