von Julian Dasgupta,

Take-Two: Kurseinbruch

Take-Two Interactive (Unternehmen) von Take-Two Interactive
Take-Two Interactive (Unternehmen) von Take-Two Interactive - Bildquelle: Take-Two Interactive
Gestern Abend hatte Electronic Arts verkündet, dass man nach den bisherigen Verhandlungen nicht mehr vorhat, ein Übernahmeangebot für Take 2 zu unterbreiten, jetzt reagierte der Markt: Zum Börsenbeginn brach der Kurs der Aktie des Übernahmekandidaten um 26 Prozent ein und liegt derzeit zwischen 16 und 17 Dollar. Auf jenem Niveau hatte sich das Wertpapier bewegt, bevor EA im Februar mit seinem Ansinnen an die Öffentlichkeit ging.

Der Marktführer hatte 25,74 Dollar pro Wertpapier ausgelobt, was den Kurs teilweise jenseits der 27-Dollar-Marke trieb. Dennoch konnten Riccitiello & Co. zum Ende der vorletzten Frist nur 15 Prozent der Anteile auf der Haben-Seite verbuchen - viele Anteilhaber hatten wohl erwartet, dass der Publisher nochmals nachlegen und das Angebot erhöhen würde.

Ende Juli aber bereits lag der Kurs wieder unter dem gebotenen Preis, nachdem sich zeigte, dass EA hartnäckig bleiben und nicht tiefer in den Geldbeutel greifen würde. So geht der Analyst Doug Creutz davon aus, dass man sich bei einem Angebot von 28 bis 30 Dollar pro Aktie wohl einig geworden wäre - EA habe aber nicht derart viel Geld ausgeben wollen.

Michael Pachter, der zur Schar der Marktbeobachter gehört, die eine Übernahme vor Kurzem noch als unausweichlich deklariert hatten, mutmaßt, dass beide Parteien wie bei einem Kartenspiel überreizt hätten. So sei EAs initiale Offerte schon viel zu hoch gewesen, weil sie über 50 Prozent über dem damaligen Wert des Unternehmens lag. Der Marktführer habe das dann wohl auch eingesehen und deswegen nicht noch mehr geboten. Take 2 sei keineswegs unterbewertet worden, wie der Aufsichtsratschef des Unternehmens, Strauss Zelnick, immer wieder behauptet hatte.

Take 2 selbst habe ebenfalls zu hoch gepokert und ständig andere angebliche Interessenten ins Spiel gebracht, so Pachter. In Frage kämen dafür sowieso eigentlich nur Activision Blizzard und Ubisoft - ein Zusammenschluss mit EA würde allerdings schon wegen der Sportsparten mehr Sinn ergeben.

Creutz vermutet, dass EA in mehrfacher Hinsicht Bedenken hatte, den Kauf zu vollziehen. Nachdem man in den vergangenen Quartalen Verluste hinnehmen musste, wollte man wohl keine übermäßigen Risiken eingehen. Auch sei nicht sicher gewesen, dass man die eigentlichen Kreativköpfe bei Rockstar Games halten können wird - der Vertrag der Houser-Brüder mit Take 2 läuft nämlich im nächsten Februar aus.

Und genau das, so wird gemunkelt, könnte einen Bieterkrieg unter den Publishern auslösen. EA wisse nur zu gut, wie sich der Verlust von Entwicklern bemerkbar machen kann. So hatten beispielsweise einige der zentralen Leute hinter der Medal of Honor-Serie den Publisher verlassen, um Infinity Ward zu gründen. Dort fing man an mit Call of Duty eine Serie zu produzieren, die das Original verkaufstechnisch weit hinter sich ließ. Ähnliches könnte mit der GTA-Serie passieren, falls Dan und Sam Houser zu einem Konkurrenten wechseln, um dort ein vergleichbares Projekt aus dem Boden zu stampfen.

Der kommende Februar dürfte sich, so der Analyst, in jedem Fall negativ auf die Bilanz des Publishers auswirken. Sollten die Brüder zu einem anderen Unternehmen abwandern, wäre dies ein empfindlicher Dämpfer für Take 2. Sollte es Zelnick & Co. gelingen, den Vertrag zu verlängern, dann würde man sich das wohl teuer erkaufen und den Housers eine höhere Gewinnbeteiligung zugestehen.

Der Kurs der EA-Aktie gab zu Börsenbeginn um knapp drei Prozent nach - auch hier hatten die Anteilhaber wohl auf einen Vollzug der Übernahme spekuliert.


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