von Julian Dasgupta,

2K Games: "Fotorealismus ermöglicht neue Genres"

Take-Two Interactive (Unternehmen) von Take-Two Interactive
Take-Two Interactive (Unternehmen) von Take-Two Interactive - Bildquelle: Take-Two Interactive
Während Entwickler wie Warren Spector davon überzeugt sind, dass die aktuelle Konsolenhardware in kreativer Hinsicht noch lange nicht ausgereizt ist, findet Christoph Hartmann: Potentere Hardware ermöglicht auch neue Formen von Spielen.

Im Interview mit GI.biz ließ der Präsident von 2K Games verlauten: "Ein Mission Impossible-Erlebnis in einem Spiel nachzuahmen, ist kein Problem. Emotionen wie in Brokeback Mountain zu liefern, wird aber sehr schwierig sein, oder zumindest etwas heikel in diesem Land.

Es wird sehr schwierig sein, Emotionen wie Trauer oder Liebe zu erschaffen - Dinge, die einen Film befeuern. Es wird sehr schwierig sein, neue Genres zu eröffnen, bis Spiele endlich fotorealistisch sind. Wir können uns derzeit nur auf Action- und Shooter-Titel konzentrieren, diese passen zu den aktuellen Konsolen."


Um die Branche dramatisch zu verändern, müsse man schon ein sehr breites Spektrum an Gefühlen abdecken. Seiner Meinung nach könne man das erst schaffen, wenn Spiele fotorealistisch sind. Ein Gedanke, dem man in Comic- und Animationsfilm-Kreisen vermutlich eher nicht zustimmen wird. Mit fotorealistischen Grafiken habe man dann auch das Ende der Fahnenstange erreicht, sinniert Hartmann dann noch. Es würde sich dann vielleicht um die letzte/finale Konsole handeln.

Update: Inzwischen veröffentlichte GamesIndustry das vollständige Interview, in dem Hartman u.a. allgemeine Fragen zur 2K Games-Firmenpolitik beantwortet. Er geht auf den Konkurrenzkampf mit EA und Activision ein und erklärt, wie sich der Publisher auf die kommende Konsolengeneration einstellt. So wolle 2K nicht ähnlich wie Ubisoft viele Titel auf den Wii U-Markt werfen, von denen vielleicht nur wenige erfolgreich sind - vielmehr versuche man, wenige Spiele zu entwickeln, von denen die meisten dafür einschlagen.

Schließlich will GamesIndustry wissen: "Wie reagieren sie auf Warren Spector, der die übertriebene Gewalt aktueller Spiele anspricht? Gewalt gibt es in vielen 2K-Spielen. Denken sie, Entwickler sollten sich bemühen, andere, gewaltfreie Arten von Spielen zu entwerfen, damit das Medium erwachsen werden kann?"

Worauf Hartman, wie oben erwähnt, antwortet: "Es wird sehr schwierig sein, Emotionen wie Trauer oder Liebe zu erschaffen - Dinge, die einen Film befeuern. [...] Wir können uns derzeit nur auf Action- und Shooter-Titel konzentrieren, diese passen zu den aktuellen Konsolen."


Kommentare

PixelMurder schrieb am
darkrockerXX hat geschrieben:Nun hat die Branche jedoch die Aufgabe eine gealterte und übersättigte Zielgruppe ohne technische Innovation zu begeistern.
Ich mag technische Innovationen, keine Frage. Aber in gewisser Weise ist ein Game wie ein Buch oder Film: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Als Kind war ich ein Bücherwurm, aber ich lese auch heute noch, ohne darüber zu weinen, dass Bücher immer innovationsloser und anspruchsloser werden. Okay, bei Filmen ist eine gewisse Gewöhnung eingetreten, ich mache mir nicht mehr fast in die Hosen, wie vor 30 Jahren, als ich Tanz der Teufel sah, aber mich können auch heute noch Filme positiv überraschen.
Die Games sind dagegen abseits der Grafik in einer unnötigen Weise stagniert. Es gibt soviele Games mit Konzepten von vorgestern, die nur hübscher aussehen. Die Storys entsprechen Schundromanen, obwohl man heute gewiss nicht durch die Technik behindert wird. Man könnte heute NPCs habe, die ausreichend realistisch agieren, aber Feinde sind trotzdem bessere Moorhühner und deren Dialoge nicht hochstehender als in manchem Comic-Heft.
Ich habe in den letzten 25 Jahren in manchem Spiel neue gute Konzepte entdeckt, nur kein Spiel, dass diese vereint, sowohl im Gameplay wie im Design der Welt. Selbst ein Spiel wie The Darkness 2 ist an sich urkonservativ, gar ein Rückschritt gegen Teil 1. Damals gab es noch leichte Ansätze von offener Welt und Nebenquests, die man ersatzlos gestrichen und durch die üblichen Schläuche ersetzt hat, statt sie zu verstärken.
Ehrlich gesagt: heute stellt für mich heute der durchschnittliche Ego-Schlauchshooter einen Produktmangel dar, da er alle Konzepte in sich vereint, die früher wegen der mangelnden Hardware und Software-Algorythmen Pflicht waren. Ich kann es heute einfach nicht mehr einsehen, wieso man immer noch durch schmale und starre Level ohne Alternativ-Wege gedrückt wird und das mit einer Kamera, die in keinster Weise ein relaistisches Ego-Gefühl abbildet, selbst wenn sie beim Rennen...
rockR schrieb am
Also bei mir haben alle 4 Hauptteile der Metal Gear Solid Serie Emotionen hervorgerufen, besonders der vierte Teil am Ende.
Es ist schon interessant, wenn man bedenkt, wie das Gameplay immerwieder ins lächerliche/witzige gezogen wird, und kurz darauf eine bierernste Zwischensequenz kommt in der dein Held leidet. Obwohl selbst im vierten Teil die Gesichter quasi aus Holz sind, schaffen es die kleinen Filmchen immer wieder mich und viele andere mitfiebern zu lassen.
Das mag einerseits dadurch enstehen, dass man einfach die Story (wie ich) sehr interessant findet.
Andererseits kann man sich bei Metal Gear Solid mittlerweile als Fan mit dem Charakter identifizieren. Man hat so viel grausames, herzzerbrechendes und lustiges erlebt, dass alles, was dem Charakter widerfährt direkt auf den Spieler selbst übergeht.
Armin schrieb am
Dafür würde man Dich nicht nerdig nennen, Skabus, wenn Du Emotionen bei ass Effect empfindest, bist Du eher ein Emo!
Skabus schrieb am
AlastorD hat geschrieben:Wirklich, sowas erweckt beim Spieler Liebe?
Sowas vllt. nicht, aber, nenn mich absolut nerdig, aber MassEffect hat echte Emotionen hervorgerufen, was sich vor allem extremst im 3. Teil niedergeschlagen hat.
Ich war noch nie so am Boden zerstört, dass mein HC gestorben ist. Allein schon wegen denen die er zurücklässt.
MfG Ulukai
Easy Lee schrieb am
Die Frage ist doch von welchem Punkt man ausgeht. Die Industrie wie sie jetzt existiert fühlt sich erst von technologischen Innovationen angestossen neues zu probieren. Das ist traditionell verankert, da es in den letzten Jahrzehnten nichts gab, das so schnell und beeindruckend gereift ist wie Videogames. Technischer und inhaltlicher Fortschritt gingen dabei immer Hand in Hand. Nun hat die Branche jedoch die Aufgabe eine gealterte und übersättigte Zielgruppe ohne technische Innovation zu begeistern. Man muss kein Prophet sein um zu erkennen, dass das langfristig automatisch zu einer Auflösung in die Nischen-Ecken führt.Warum wohl denkt ein Mega-Konzern wie EA darüber nach sich zu verkaufen, so lange sie noch was wert sind?
Es ist nicht so, dass weiteres technologisches und innovatives Wachstum ausgeschlossen wäre, wenn man weiter in die Zukunft blickt. Im Moment scheint die Reduktion der Mittel sowohl finanziell als kreativ der einzige Weg zu sein weiterzuexisitieren. Der Parallell-Markt Smartphone / Browser erlaubt es der Branche ihre eigene Vergangenheit quasi nochmal zu erleben. Man fängt bei einem geringer entwickelten Punkt nochmal neu an und nutzt den Hipp-Faktor und die Eigenheiten dieser im Prinzip rückständigen Plattformen um neue Zielgruppen anzusprechen, Retro-Geister zu befriedigen, IT-Rebellen ins Boot zu holen und zurück zu dem Punkt zu gehen, der eine rasche Entwicklung realistisch aussehen lässt. Das Problem ist - ältere Generationen haben das alles schon mal erlebt. Was passiert, wenn man die Mobile-Geschichte auch aufs Maximum gepusht hat? Irgendwann muss es weitergehen und mehr Kreativität kann eine Reaktion, aber keine Ausrede auf technologischen Stillstand sein. Eine Masse kann man nicht mit Kunst generieren. Der Mensch will staunen - dabei kann die Grafik durchaus als trojanisches Pferd für inhaltlichen Anspruch dienen. Niemand würde Technik verfluchen, wenn sie bezahlbar und kein Kontrastprogramm zum Anspruch wäre. Die momentane...
schrieb am