Enslaved: Odyssey to the West
20.08.2010 16:13, Jörg Luibl

gc-Eindruck: Duett auf der Flucht

Jetzt zicken sie sich schon wieder an! Trip und Monkey wirken zu Beginn ihres Abenteuers nicht gerade wie ein Traumpaar: Sie ist Hackerin, er ist Krieger. Sie kann Codes knacken, er eher Schädel. Sie mag Schmetterlinge, er zermatscht sie. Es wird ständig gemeckert und geflucht. Dennoch müssen sie zusammen arbeiten, wenn sie gegen Monster und Sklavenjäger bestehen wollen. Ninja Theory verspricht allerdings eine Entwicklung in der zunächst angespannten Beziehung.

Ähnlich wie in Majin kann man nur einen Charakter aktiv steuern; ein kooperatives Spiel oder ein Wechsel ist nicht vorgesehen. Hier ist es der starke Monkey, der mit seinem Stab leichte und schwere Schläge austeilen, blocken sowie Plasma verschießen kann - wie in einem Shooter geht er dann in Deckung und feuert Salven ab. Er kann als bunt geschminkter Muskelprotz schwere Hindernisse zur Seite räumen und nimmt die grazile Trip schon mal Huckepack, wenn es durch gefährliche Minenfelder geht.

Das Action-Adventure besteht aus Kampf und Rätselei - es geht trotz einiger Kletterpassagen allerdings nicht um die große Erkundung, sondern eher um die clevere Bewältigung relativ linearer Abschnitte. Die sehen allerdings klasse aus und verlangen taktische Kooperation: Man muss Trip über L1 spezielle Befehle geben, damit man zum Ziel kommt - sie kann z.B. Wachen ablenken, so dass Wege frei werden. Außerdem kann sie z.B. mechanische Libellen umprogrammieren, damit man versteckte Minenfelder sehen kann. Im Laufe des Spiels gewinnt man immer mehr Befehle für Trip und Fähigkeiten für Monkey.

Sehr interessant wurde das Spiel, als mit Pixie ein dritter Charakter auftauchte, der für Chaos und Schwung in der Bude sorgte: Ein skurriler Waffenfreak mit Wampe, Schrotflinte und schiefen Zähnen, der mit der hübschen Trip zum ersten Mal seit Jahren eine Frau sieht und sich glatt verliebt - mit Folgen für das weitere Abenteuer, denn jetzt legt er sich mit Monkey an. Trotzdem muss das Trio gut zusammen arbeiten, wenn Pixie z.B. Feuerschutz gibt oder seinen Greifhaken zum Abseilen einsetzt. Außerdem brauchen sie ihn, denn seine mechanischen Fähigkeiten könnten dabei helfen, mit einem Flieger von der Insel zu entkommen.

Figuren und Spielwelt wirken bunt und exotisch: Es geht in einer fiktiven Zukunft durch überwucherte Stadtruinen, in denen Moos und Blumen zwischen Trümmern dominieren, über Friedhöfe mit mechanischen Überresten - das Ganze wirkt wie ein Steampunk-Dschungel und erinnert in einigen Szenen an Uncharted 2. Zwar kommt man nicht ganz an die Pracht heran, aber die Kulisse hinterlässt einen sehr guten Eindruck. 

Als der erste mechanische Bossgegner auftauchte, demonstrierte der wuchtige Krieger auch sein akrobatisches Können: Er raste auf einer leuchtenden Scheibe um den Riesen herum, um nicht zermalmt zu werden und schnell genug fragile Teile in den Felswänden zu beschießen. Und hier versucht der eifersüchtige Pixie tatsächlich, ihm das Leben so schwer zu machen, dass Monkey im Kampf schlecht aussieht.

Der darauf folgende Streit zwischen den beiden wird wie viele andere Momente filmisch inszeniert - hier kommt dann explosive Stimmung auf, wenn die beiden Männer sich ankeifen. Die ausgezeichneten Zwischensequenzen begeistern sowohl mit klasse Motion Capturing-Animationen, lebendiger Mimik als auch witzigen Dialogen. Man merkt, dass das Team hier alle Erfahrungen und viel Technik aus Heavenly Sword einbringt. Auch wenn noch einige Fragen hinsichtlich der Story, der Fähigkeiten und der Rätselqualität offen bleiben, hat das ansehnliche Spiel sehr viel Potenzial für Freunde actionreicher Abenteuer. Oder hat am Ende Majin die Nase vorn? Das wird ein spannendes Duell.

gc-Eindruck: sehr gut

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