von Michael Krosta,

E3-Eindruck: Spec Ops: The Line

Spec Ops: The Line (Shooter) von 2K Games
Spec Ops: The Line (Shooter) von 2K Games - Bildquelle: 2K Games


Kennt noch jemand Yager? Ja, das war doch dieses deutsche Studio, das damals dieses futuristische Flug-Actionspiel für PC und Xbox gemacht hat. Wie hieß es noch gleich? Ach ja, genau wie das Team selbst: Yager. Danach wurde es ziemlich still um die Truppe. Zwar landeten immer wieder angebliche Projekte in der Gerüchteküche, aber konkrete Informationen blieben aus.

Made in Germany

Mittlerweile ist es offiziell: Team Yager ist in die Entwicklung des 2K-Titels Spec Ops: The Line (ab 10,53€ bei kaufen) involviert, den wir auf der E3 erstmals in Aktion sehen durften. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein klassisches Actionspiel in der Schulterperspektive im Stil von Gears of War - allerdings ohne Monster. Trotzdem gibt es auch hier das übliche Waffenarsenal, das von der Pistole über Schrotflinten bis hin zu (Scharfschützen-)Gewehren reicht. Da die Handlung zeitlich in der nahen Zukunft angesiedelt ist, gibt es zusätzlich etwas ausgefalleneres Equipment wie die Haftminen, die hier ähnlich funktionieren wie in der ungeschnittenen Version von Red Faction: Guerilla.



Ab in die Wüste

Als Schauplatz hat man sich für Dubai entschieden. Allerdings hat dieser Ort mit der modernen Metropole wie wir sie heute kennen nur noch wenig gemeinsam: Naturkatastrophen wie Sandstürme haben die einst prachtvolle Stadt in ein Ruinenmeer verwandelt, in dem kaum noch jemand lebt. Doch nicht jeder konnte der Katastrophe rechtzeitig entkommen. Aus diesem Grund beschloss John Konrad, Colonel der US Army, mit seinem Squad in der Stadt zu bleiben und die Überlebenden zu beschützen. Als der Kontakt nach einem verheerenden Sandsturm abbricht, wird der Spieler als Captain Martin Walker mit seinem Delta Team in die zerstörte Wüstenstadt geschickt, um Konrad und seine Männer in einer Rettungsmission zu finden. Doch wie es sich herausstellen wird, ist alles etwas komplizierter als es am Anfang scheint...

Die Entwickler wollen großen Wert auf eine packende Hintergrundgeschichte legen. Was während der Präsentation bereits aufgefallen ist, sind die häufigen Dialoge zwischen den Teammitgliedern, die nicht nur brauchbare Informationen liefern, sondern auch den Charakter mancher Figuren definieren. "Brauchst du Morphium", fragt z.B. einer der Deltas seinen verletzten Kameraden. "Ich brauche die Scheiße nicht", so dessen schroffe Antwort. Delta-Kämpfer sind halt keine Weicheier.



Packende Atmosphäre

Neben den Dialogen sorgt vor allem auch die Kulisse für eine dichte Atmosphäre: Zwar wirken die Schauplätze stellenweise etwas zu leblos und steril, doch wenn man sich langsam mit der Taschenlampe im Anschlag durch die düsteren Ruinen bewegt und in der Entfernung Maschinengewehre die angespannte Stille stören, kommt schon beim Zuschauen Spannung auf. In diesen Momenten könnte man fast glauben, Yager könnte sich in die Richtung eines Resident Evil 5 bewegen. Der Eindruck wird selbst an der sonnigen Oberfläche verstärkt, wenn man an eine Straße gelangt, an der die leblosen Körper von zig Soldaten kopfüber an Straßenlaternen aufgehängt wurden. Was ist hier passiert und wer tut so etwas?

Action mit Taktik-Würze

Zum Nachdenken bleibt keine Zeit, denn nach einem Hinterhalt verwandelt sich der vermeintliche Erkundungstrip innerhalb von Sekunden in einen flotten Shooter mit Deckungssystem, geskripteten Sequenzen wie einem Hubschrauber-Absturz und explosiver Action. Spätestens jetzt sind die Vergleiche mit Resident Evil 5 passé - stattdessen drängen sich Vergleiche zu Titeln wie Gears of War oder Uncharted auf. Obwohl das Tempo erfreulich hoch ist und vor allem Schusswechsel auf kurze Distanz in den Mittelpunkt gerückt werden, bekommt der Spielablauf durch ein kontextsensitives Befehlssystem noch eine taktische Komponente. So haben sich einige der Feinde z.B. in einem Bus-Wrack verschanzt, das ihnen gute Deckung bietet. Visiert man es mit dem Fadenkreuz an, wird eine Option eingeblendet, mit der man seinen KI-Mitstreitern durch einen einfachen Tastendruck den Befehl "Bus stürmen" geben kann.



Naturgewalten

Daneben lässt sich teilweise auch die Umgebung als Waffe einsetzen. Dabei spielt der Sand, der die Stadt teilweise bereits unter sich begraben hat, eine tragende Rolle: Befindet sich z.B. eine Gruppe von Gegnern an einem Fenster, schießt man einfach auf das Glas und macht so den Weg für eine Lawine frei, die die bösen Buben mit Naturgewalt aus dem Weg räumt. Doch auch die Feinde kennen diesen Trick, also ist Vorsicht angesagt. Zudem kann auch die Natur in Form von Sandstürmen immer wieder einen Überraschungsangriff starten. In solchen Momenten ist auch die KI wehrlos, doch selbst beim offenen Schlagabtausch scheint es noch etwas an der Intelligenz zu hapern. So scheint die Gefahr hauptsächlich durch die Anzahl der Gegner zu entstehen, die sich im Gegenzug aber auch oft so leicht abschießen lassen wie Moorhühner. Weniger, aber dafür intelligentere Feinde wären vielleicht die bessere Wahl...

Kein richtig oder falsch

Apropos Wahl: Entscheidungen werden ebenfalls eine große Rolle bei Spec Ops spielen. Genau wie echte Soldaten muss man in der Lage sein, eine Situation schnell zu erfassen und das weitere Vorgehen abzuwägen. So wird man z.B. Zeuge, wie ein Überlebender der Konrad-Truppe von einem feindlichen Kommandeur verhört wird. Gibt er nicht die verlangte Information preis, muss eine unschuldige Zivilistin sterben. Er schweigt - sie wird mit einem Kopfschuss hingerichtet, während schon das nächste potenzielle Zivilopfer herangeschleppt wird. In diesem Moment platzt einem meiner Teamkameraden der Kragen. Er legt an. "Ich muss das stoppen. Ich hab ihn genau im Visier. Gib mir den Befehl! Wir müssen angreifen". Von der anderen Seite kommen dagegen Einwände: "Wir sind in der Unterzahl. Wir müssen clever agieren und sollten deshalb nicht angreifen". Ein moralisches Dilemma - und genau das soll sich durch den Spielverlauf ziehen und gleichzeitig den Untertitel "The Line" verdeutlichen. Wo zieht man für sich selbst die Linie? Wann überschreitet man sie? Wann wechselt man die Seite? Ein spannendes Konzept, das man in diesem Genre in der Form bisher noch nicht oder nur selten gesehen hat.

Konservativer dürfte es dagegen im Mehrspielerbereich zugehen, zu dem man sich mit Informationen aber noch zurückhält. So hat man lediglich verraten, dass vor allem Teamgefechte auf der Tagesordnung stehen sollen. Zudem soll es einen separaten Koop-Modus geben, da die Kampagne lediglich alleine in Angriff genommen werden darf. Die Entwickler versprechen, dass eine Beta für Xbox Live im Anmarsch ist, auf die man wohl nicht mehr lange warten muss.



Im Vorfeld hatte ich nicht viel von Spec Ops gehört und entsprechend keine hohen Erwartungen an den Titel. Umso überraschter war ich nach der Präsentation - und das im positiven Sinne. Vor allem atmosphärisch macht der Ausflug ins zerstörte Dubai schon eine gute Figur, während die Einbindung von moralischen Entscheidungen einen interessantes Konzept darstellt, falls es sich spürbar auf den weiteren Handlungsverlauf auswirken sollte. Bisher bin ich von den Ideen jedenfalls sehr angetan und ich werde Spec Ops als potenziellen Geheimtipp in meine persönliche E3-Überraschungsliste eintragen.

E3-Eindruck
: gut



Kommentare

bruchstein schrieb am
Was man von dem Game hört gefällt auf der ganzen Linie, könnte echt etwas den Einheitsbrei bei den Shootern aufmischen
FreshG schrieb am
Ich bin gespannt wie das Spiel am Ende wird :D
gcrFU schrieb am
jawoll^^ damals immer spec ops covert assault auf der ps1 im multiplayer gesuchtet =)
str.scrm schrieb am
Also für mich ist das der Bruder von Ghost Recon Future Soldier. :D
Hört sich super an, sieht super aus, ist gekauft, wie auch FS, eins mehr auf meiner Liste, ein weiterer Schrei auf meinem Konto. :D
schrieb am
Spec Ops: The Line
ab 10,53€ bei