Sleeping Dogs
19.06.2010 11:51, Benjamin Schmädig

E3-Eindruck: Zwischen Liberty City und Tokio

United Front Games heißt das Studio ehemaliger Bully-, Need for Speed- und anderer erfahrener Entwickler, das einer beinahe in Vergessenheit geratenen Serie neues Leben einhauchen soll. Dass True Crime: Hong Kong dabei in einer der schillerndsten Metropolen Asiens spielt, ergibt sich von selbst. Aber wie will sich der Underdog gegen Größen wie GTA und Saints Row behaupten? Formuliert man die Worte von Produzent Jeff O'Connell nur wenig um, soll das neue True Crime immerhin nicht weniger als ein Red Dead Redemption in Hong Kong sein. Außerdem führt der Produzent immer wieder Filme als Vorbilder an. Man wolle schließlich eine starke Geschichte erzählen, in der der Protagonist auch »Momente der Schwäche« erlebt. Hehre Ziele!

Fang mich doch!

Ein Merkmal der zwei Vorgänger wollten die Entwickler unbedingt beibehalten und so spielt man erneut einen Polizisten - diesmal den Undercover-Mann Wei Shen, der sich das Vertrauen chinesischer Triaden erschleichen muss, um einen großen Fisch zu fangen. Wie O'Connell betont, wolle man dabei vor allem Wert darauf legen, dass sich True Crime nicht nur hinter dem Lenkrad, sondern auch zu Fuß gut anfühlt. Verfolgungsjagden sollen z.B. eine wichtige Rolle spielen und so kann Wei im Rennen über den rechten Analogstick Menschen und Hindernissen ausweichen - was weniger an das geschmeidige Assassin's Creed als an flotte Arcade-Action erinnert. Enge Gassen, Leuchtreklame, Menschen, die sich unterhalten: Der in der Demo gezeigte Ausschnitt wirkte erfreulich lebendig. Wei springt außerdem elegant über Hindernisse wie Geländer, wenn man im richtigen Moment die Sprungtaste drückt. Nach einem besonders großen Sprung, landet er dabei durch eine berstende Glasscheibe auf dem Asphalt. Solche Momente machen Eindruck. Und mir kam zum ersten Mal das thematisch nicht allzu weit entfernte Yakuza in den Sinn...

Guter Cop oder böser Cop?

... ein Eindruck, der kurz darauf nur gefestigt wurde. Denn plötzlich gerät Wei in einen Hinterhalt: Er ist von mehreren Gangstern umringt und muss sich in einer handfeste Auseinandersetzung beweisen. Greift er sich dabei einen Gangster, werden einige Objekte in der Umgebung durch weiße Umrisse hervorgehoben. Diese kann er für brachiale Finisher verwenden. Mal drückt Wei einen Gegner in einen Fernseher, mal lässt er ihn zur Hälfte in einem Lüftungsschacht verschwinden. Es ist überzeichnete Comic-Action ohne realistischen Anspruch - gefällt mir. Später besteht Wei natürlich auch einen Bleiwechsel, wobei er ähnlich wie Kollege Bellic hinter seinem Auto in Deckung geht.

Für die E3-Präsentation standen aber Verfolgungsjagden im Vordergrund und so sehen wir erst noch, wie der Undercover-Cop auf einem Motorrad zum Ziel rast und sich von dort aus ein Rennen mit einem Bösewicht liefert. Das Zweirad landet leider in einen Treibstofftank und löst sich in der darauf folgenden Explosion in Rauch auf. Kein Grund zur Sorge - die Entwickler wollten ohnehin noch zeigen, wie sich Shen eine Geisel schnappt, in den Kofferraum eines Wagens steckt und auf diese Art von dannen zischt. Scheinbar wird man dies übrigens jederzeit mit jedermann tun können: Es gibt zwar nur ein Ende der Geschichte, auf dem Weg dahin darf man aber so gut oder so böse sein wie man will.

Singstar Hong Kong

Man sollte nur deshalb auf sein Ansehen achten, weil ein allzu verruchter Wei nicht alle optionalen Aufträge erhält. Richtig angetan bin ich zudem davon, was United Front Games in Sachen Ablenkung verspricht. Denn ich darf mich offenbar nach Lust und Laune in Hong Kong austoben - es klingt viel versprechend, wenn die Entwickler von zahlreichen Nebenmissionen und Minispielen sprechen. Über diese erhält man neue Klamotten und schaltet sogar weitere Fähigkeiten für den Kampf frei. Nicht zuletzt gibt es Rennen auf zwei sowie vier Rädern und sogar per Boot. Wei kann außerdem schwimmen und findet auch auf dem Wasser um Hong Kong herum wichtige Lokalitäten. Man darf Glücksspiel betreiben, Computer hacken, Schlösser knacken und darf sogar die Damen Hong Kongs sogar zu einem Date einladen. Wie wär's z.B. mit einem Abend in der Karaoke-Bar? Je höher Weis Ansehen, desto besser gestellte Frauen darf er dabei ausführen! Geheimnisvoll geben sich die Entwickler bei den Stimmen der Ladys: »Einige Mädchen sprechen mit Stimmen bekannter Personen, über die wir noch nicht reden dürfen.«

Zwischen Liberty City und Tokio

True Crime: Hong Kong sieht nicht überwältigend aus, dafür gefallen mir die Kleinigkeiten im überzeichneten Großstadtdschungels: etwa das schnelle Ausweichen um Zivilisten oder der große Wert, den die Entwickler auf ein glaubwürdiges Stadtleben legen. Weil ihnen der Nahkampf und scheinbar auch viel Ablenkung abseits des roten Fadens wichtig ist, erinnert die Undercover-Geschichte an eine Mischung aus GTA und Yakuza. Das ist ausgesprochen viel versprechend - wichtige Versatzstücke wie eine ausführliche Filmszene haben wir aber noch nicht gesehen und die kurze E3-Präsentation fing naturgemäß längst nicht alles ein, was die große offene Welt alles bieten soll. Mit gezügelter Vorfreude bin ich deshalb sehr gespannt, wie sich das neue True Crime entwickelt!

E3-Eindruck: gut

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