Harmonix hat mit Titeln wie Amplitude das Rhythmus-Spiel zu neuen Ufern geführt und mit der Guitar Hero-Serie das moderne Musikspiel ins Wohnzimmer gebracht, bevor man mit Rock Band 2 das Partyspiel neu definiert hat. Doch auch wenn mit The Beatles Rock Band Harmoniegesang als neues Element hinzugefügt wurde und auch wenn man akustisch unter dem Strich nach wie vor der Konkurrenz zeigt, wo es langgeht, ist der Kampf um die Chartspitze mittlerweile enger als je zuvor. In einigen Punkten wie z.B. Partyspiel-Komfort liegt Activision mit Guitar Hero 5 sogar mittlerweile klar vorn und macht sich daran, diesen Vorsprung mit Guiter Hero Warriors of Rock auszubauen. Doch Harmonix ist nicht gewillt, kampflos aufzugeben - ganz im Gegenteil!
Here I go again
Sieben Harmonixer auf der Bühne. Drei, die sich auf den Harmoniegesang stürzen, der nach den Beatles- und Green Day-Ablegern auch in Rock Band 3 (
ab 3,80€ bei kaufen) (RB3) zum Repertoire gehört. Dazu ein Drummer, ein Bassist, ein Gitarrist und einer, der das neue Instrument Keyboard bedient. Der Whitesnake-Song, einer von insgesamt über 80 Tracks, die in der finalen Version integriert sein sollen, könnte nicht besser ausgewählt sein. Denn nachdem es in den letzten Jahren schien, als ob Harmonix kampflos das Feld räumen würde, gibt man nun Vollgas und nimmt den Kampf an. Hinsichtlich Benutzerführung und Partyspielkomfort ist die Möglichkeit, jederzeit ein- und aussteigen zu können, zwar längst überfällig und gehört bei der Konkurrenz schon längst zum guten Ton, allerdings führt Harmonix sie zu neuen Ufern. Denn in RB3 ist sie nicht nur im Partymodus vorhanden, sondern überall und jederzeit verfügbar - gleichgültig ob im Startbildschirm, in der Karriere, im Online-Modus, im Offline-Partyspiel.
Wie sinnvoll dies in der Karriere ist, lässt sich allerdings noch nicht absehen, da dazu und zum neuen Charakter-Editor nur rudimentäre Informationen gegeben wurden und man in den kommenden Wochen und Monaten dazu Stellung nehmen möchte.
Sehr sinnvoll hingegen sind die neuen, ebenfalls längst überfälligen Sortiermöglichkeiten für die Songbibliothek. Man kann nach Schwierigkeitsgrad, Songlänge, Genre oder Jahrzehnt selektieren, Kombinationen zur Einschränkung festlegen (Leichter Lovesong aus den 80ern), suchen, ob ein Song das Keyboard oder die neuen Pro-Modi unterstützt usw. Dies ist zwar nur ein kleines unbedeutend scheinendes Detail, doch bei einer Songbibliothek, die über den Rock Band-Store, die Add-On-Packs und Stand-Alone-Spiele wie AC/DC Live, The Beatles oder Green Day Zugriff auf gut 1500 Titel ermöglicht, ist man um jede auch noch so kleine Selektierung dankbar. Ebenfalls lang überfällig war die Möglichkeit, selbst erstellte Setlists speichern und mit Freunden teilen zu können.
The real deal
Doch das alles sind nur Detail-Features. Wichtig ist das Spielgefühl. Und das ist im normalen Modus (also mit fünf Linien auf dem Notenhighway bzw. vier am Schlagzeug) so gut wie eh und je, wobei sich auch der neue Keyboard-Controller nahtlos einfügt. Den wird man übrigens im Standardmodus im Zweifelsfall auch mit den Bundtasten der Plastikgitarren ersetzen können, wenn man nicht die Investition in die entsprechende Hardware oder einen MIDI-Adapter unternehmen will (für den Fall, dass man bereits ein MIDI-Keyboard besitzt).
Will man sich jedoch mit dem neuen Pro-Modus beschäftigen, der nicht nur für das Keyboard als neues Instrument, sondern auch für Schlagzeug und Gitarre verfügbar sein wird, ist die Anschaffung neuer Hardware beinahe unvermeidlich. Beim Schlagzeug sind dann zusätzlich erhältliche Zymbeln nötig, bei den Saiteninstrumenten sogar ein komplett neues Gerät. Dies gibt es wahlweise als Plastikvariante mit Knöpfen in jedem Bund oder als voll funktionsfähige E-Gitarre, die man parallel bzw. alternativ auch in einen Verstärker einstöpseln kann.
Im Pro-Modus werden alle zur Verfügung stehenden Tasten/Saiten/Drumpads/Zymbeln angesprochen, wobei man auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad z.B. auf der Gitarre keinen Unterschied mehr zum Original spüren dürfte und RB3 sich so als perfekte Symbiose aus Partyspaß und interaktivem Musiklehrer erweisen könnte. Ein weiteres Beispiel, das Harmonix in diesem Zusammenhang nannte, war der Keyboard-Part aus Queens Bohemian Rhapsody, die ebenfalls ein Bestandteil der Tracklist sein wird. Spielt, trainiert und lernt man hier auf Expert, wird man den Song akkurat an jedem Tasteninstrument nachspielen können.
Mit dem Ansatz, sich nicht nur als Musikspiel, sondern auch als realistische Musikerfahrung zu sehen, grenzt man sich nicht nur von der diesjährigen Konkurrenz aus dem Hause Activision ab, sondern schafft es zudem, ein eventuelles Miteinander der beiden Rhythmusgiganten zu ermöglichen.
E3-Eindruck: sehr gut