Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden
22.08.2010 12:47, Benjamin Schmädig

gc-Eindruck: Gute Nacht!

Einen sehr guten E3-Eindruck hinterließ das Spiel, mit dem sich Snowblind Studios aus einer kleinen Versenkung zurückmeldete: Die Entwickler versprachen verzweigte Dialoge mit unterschiedlichem Ausgang, brachiale Kämpfe sowie Spezialfähigkeiten, die das Zusammenspiel unterschiedlicher Klassen vor allem im Mehrspieler-Abenteuer fördern sollen. Anstelle des in Los Angeles gezeigten, sehr geradlinigen Abschnitts, stellten die Entwickler in Köln einen etwas offeneren Wald vor. Sie betonten auch noch einmal, dass Der Krieg im Norden schön brachial sein solle, einschließlich abgetrennter Körperteile und jeder Menge Blut - das ist doch mal eine innovative Neuerung.

Die Gefährten, Teil zwei

Drei Helden ziehen also los: Zwerg, Mensch und Elf. Es wird auch weitere Rassen geben, aber die bleiben vorerst noch unter Verschluss. Das Besondere an den unterschiedlichen Völkern sind ihre Fähigkeiten - das bezieht sich nicht nur darauf, dass Elfen vorrangig den Fernkampf meistern, während Zwerge ihren Feinden im Nahkampf das Fürchten lehren. Es bezieht sich hauptsächlich auf die Tatsache, dass Zwerge als einziges Volk dünne Wände oder ähnliche Materialschwächen erkennen - die entsprechenden Punkte werden leuchtend hervorgehoben und durchbricht man eine solche Wand, findet man u.a. versteckte Gänge. Menschen spüren hingegen bestimmte Pflanzen auf und können aus den Gewächsen Tränke brauchen. Elfen können Spuren lesen, die sie vielleicht zu versteckten Schätzen führen.

Weil sich die Entwickler auf dem Weg durch die Demo lediglich ausgesprochen banale Klick-mich-tot-Kämpfe liefern, hinterließ das Geschehen bis auf den Einsatz der erwähnten Spezialfähigkeiten allerdings einen sehr drögen Eindruck. Geht man von dem Gezeigten aus, zielen die schnelle Charaktererstellung über wenige Regler und das bekannte Diablo-Prinzip hauptsächlich auf den schnellen Jagd- und Sammeltrieb ab. Das wurde kaum besser, als endlich vier Mann hohe Bergtrolle auftraten - schließlich wurde immer noch geklickt, was das Zeug hielt. Als besonders brachial empfand ich das Gesehene dabei nicht - Eimer voll Blut und der immer gleiche Zeitlupen-Finisher sind nicht das einzige, was eine brachiale Inszenierung braucht.

Wer zuerst kommt, schläft zuerst

Es wirkte ja nicht schlecht, was sich da auf drei Bildschirmen abspielte. Es war nur so furchtbar gewöhnlich. Und immerhin musste die Truppe spätestens dann zusammenarbeiten, als einer der drei von einem Bergtroll beinahe zerquetscht wurde. Der arme Tropf kann den Tod zwar durch schnelles Tastenhämmern aufhalten - seine Begleiter sollten das Monster allerdings schnellstmöglich ablenken oder ihm schweren Schaden zufügen, damit es von seinem Opfer ablässt. Auf Detailfragen zur Verteilung der Erfahrungspunkte gingen die Entwickler übrigens noch nicht ein. Es dürfte allerdings einen Regler geben, mit dem man zwischen dem fairen Aufteilen und dem "Wer zuerst kommt..."-Prinzip variieren kann.

Schon ist die kurze Präsentation vorbei - und hinterlässt einen unglaublich ernüchternden Eindruck. Wieso zeigt Snowblind nicht mehr von den neuen Ansätzen wie z.B. ausgefeilten Dialogen, die auf der E3 bereits vorgeführt wurden? Warum beschränken sich die Entwickler auf ödes "Klick-Kloppen", das trotz ach so viel Blut spielerisch einschläfernd wirkt? Was auf auf der gamescom präsentiert wurde war jedenfalls an Belanglosigkeit kaum zu überbieten. Nur eine Handvoll Ideen zeigten sich wie winzige Lichstrahlen unter einer geschlossenen Wolkendecke. Dazu gehören die unterschiedlichen Fähigkeiten der Klassen sowie die Andeutung einer Teamaktion beim Kampf gegen große Gegner. In der mittleren Zukunft erscheinen Diablo und Torchlight. Nach diesem Auftritt muss Der Krieg im Norden erst einmal beweisen, dass er mit solchen Kalibern mithalten kann.

gc-Eindruck: befriedigend

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