von Benjamin Schmädig,

E3-Eindruck: XCOM

The Bureau: XCOM Declassified (Shooter) von 2K Games
The Bureau: XCOM Declassified (Shooter) von 2K Games - Bildquelle: 2K Games


Faszinierend! Jahrelang wird gemunkelt, Ken Levine arbeite an der Wiederbelebung von XCOM, einem Mix aus Rundentaktik und strategischer Planung. Doch als das tatsächlich existierende XCOM endlich ankündigt wird, kommt es zwar in in der Tat von 2K - der BioShock-Vater hat damit allerdings nichts am Hut. Macht ja nichts: Auch die Entwickler des zweiten BioShock wissen um ihre Stärken im Bereich der Ego-Shooter und so soll XCOM ganz offiziell das Beste davon mit einem ungewöhnlichen Spielprinzip verbinden.

Ein Riesenbammel!

Für alle, die damals nicht dabei waren: X-COM: UFO Defense oder UFO: Enemy Unknown, wie es in unseren Breiten hieß, ist einer dieser alten Hüte, bei dessen Erwähnung Nostalgiker feuchte Augen bekommen. Die Erde wurde von Außerirdischen überrannt, weshalb man damals durch geschicktes Ressourcen-Management Basen aufbauen musste, in denen Forschung betrieben und Personal ausgebildet werden konnte. Blinkte auf der Weltkarte ein Notruf auf, schickte man beides in den Kampf gegen die Aliens. Dafür landete man in teils verwüsteten Wohngegenden und hatte einen Riesenbammel, wenn man Runde für Runde gegen unheimliche Schreie und Grunzlaute vorrücken musste.



Von alt auf neu?

Und genau diesen Rhythmus aus Management und Kampf will 2K Marin auch in der Wiederbelebung der Serie übernehmen. So sehen wir zunächst, wie FBI-Agent William Carter, der irgendwann in den 50er Jahren damit betraut wird, einen Stützpunkt im Kampf gegen die Außerirdischen zu errichten, in einem Flugzeughangar ankommt. Noch wirkt alles ganz normal - erst als Carter mit einem Aufzug in den Keller fährt, schrillen überall Telefone, in einem Zimmer stehen alte Funkgeräte und im Zentrum der Basis, einem Raum so groß wie eine Turnhalle, hängt eine riesige Weltkarte, auf der das XCOM-Team eingehende Notrufe verfolgt.

Hier wählt Carter später eine von drei Missionen - die Entscheidung liegt beim Spieler. Doch zuvor trifft er auf den Kollegen, der für die Entwicklung neuer Waffen verantwortlich zeichnet. Welche Ausrüstung dieser erfinden kann, hänge davon ab, wie gut Carter während seiner Einsätze Forschung betreibt. Wir sehen später z.B., wie er einen mit schwarzem Alienglibber überzogenen Toten fotografiert. Ob dies das einzige Mittel der Forschung ist, wollen wir wissen. Aber zu weiteren Einzelheiten äußert sich 2K Marin derzeit noch nicht. Immerhin bekommt Carter aber eine frisch entwickelte Brandbombe in die Hand gedrückt, die er im Kampf gegen die glibbrigen schwarzen Blobs - ja: Blobs! - dringend brauchen wird und schließlich entscheidet er sich zwischen drei Missionen. Er wird einem Notruf nachgehen, greift eine Schrotflinte aus dem Waffenregal, trifft oben im Hangar zwei seiner Kameraden und schon geht's los: Der Einstieg in den schwarzen FBI-Wagen leitet den Wechsel zwischen verschiedenen Arealen ein. Einen Luftkampf, bei dem man das Raumschiff der Aliens wie im Original erst zur Landung zwingen muss, gibt es zumindest in der E3-Demo nicht.



Die freie Pastellvergangenheit?

Carter und seine zwei Begleiter steigen in einer ruhigen Wohngegend aus - Einfamilienhäuser, Pastellfarben und große Einfahrten bestimmen das idyllische Bild. Nur ist es viel zu ruhig. Die Fremden müssen längst gelandet sein... Visuell hinterließ XCOM bereits in der Basis einen recht nüchternden Eindruck: Für einen Ego-Shooter in der Zeit von Gears of War oder Killzone wirken die geraden Wände und vergleichsweise wenigen Details eher rudimentär. Einiges davon macht freilich das Szenario wett, denn 2K stellt das comichafte Klischee der 50er Jahr - einfache Linien in mit Pinseln gezeichneten Bildern - quasi originalgetreu ein.

Vorsichtig tasten sich die drei Agenten voran. Carter verschafft sich mit einer Karte ähnlich wie in Metro 2033 noch einen Überblick darüber, woher der Notruf kam, als er den Toten bemerkt, dessen Foto später für Forschungszwecke dienen wird. Solche optionalen Aufgaben soll es immer wieder geben. Plötzlich schreit eine Frau um Hilfe! Die Männer stürmen in Richtung der Rufe; Zeit kann Leben kosten oder retten. So wirkt es jedenfalls - wie viel dem Zufall bzw. dem Spieler überlassen bleibt und wie viel lineares Missionsdesign in den Aufträgen steckt, bleibt leider noch offen. Das gilt auch für die Wahl der Missionen: Klappert Carter etwa in beliebiger Reihenfolge vorgefertigte Aufträge ab oder werden die Einsätze vom Zufall erstellt?

FBI vs. Spider-Man

Das FBI gelangt schließlich zu dem Haus, aus dem die Schreie kommen und kurz nachdem sie es betreten haben, fallen auch schon etliche Blobs teilweise aus den Wänden über sie her. Ihre Bewegungen erinnern am ehesten an das schwarze Geflecht, das in Spider-Man 3 von Peter Parker Besitz ergreift. Die Schrotflinte scheint ein probates Mittel gegen die Angreifer - trotzdem haben die Menschen alle Hände voll zu tun. Selbst mit der effektiven neuen Brandbombe schwärmen die Außerirdischen noch lange munter durch das längst verwüstete Erdgeschoss. Schließlich hilft eine Art Elektroschocker, der großflächigen Schaden unter den Blobs anrichtet. Und als es vorbei ist, kleben breite schwarze Flecken auf dem Boden, an den Wänden, an der Decke und an Möbelstücken. Idylle ade, FBI-Agent ade: Einen der Begleiter hat es bereits erwischt.



Aber damit ist die Arbeit längst nicht getan. Im Obergeschoss greift der Glibber erneut an. Eins der schwarzen Biester hat sich gar an der Hausherrin, der einzig Überlebenden, festgenagt. Eine Hand voll gezielter Schüsse bereitet seinem Treiben aber ein Ende; eine weitere Verwüstungsorgie macht schließlich auch das Obergeschoss unbewohnbar - aber sicher. Vorerst jedenfalls, denn plötzlich dröhnt eine neue Gefahr heran. Vergessen sind die Blobs, als sich vor dem Haus ein gigantischer Quader wie aus einer anderen Dimension hoch über der Straße materialisiert. Dieser so genannte Titan hat es in sich: Die Maschine saugt scheinbar die gesamte nähere Umgebung in sich auf, verwandelt sich anschließend in eine Art mechanisches Auge und schießt ein gewaltiges Projektil in Richtung der Agenten. Carter weiß aus seiner bisherigen Erfahrung: Hier bleibt nur die Flucht! Noch verfügt die XCOM nicht über die geeigneten Waffen, um dem Titan entgegen zu treten.

Beeindruckender Pixelsog

Mit Mühe und Not sprintet er also zurück zum Wagen, nachdem er zusehen musste, wie sich sein zweiter Partner in einem der gewaltigen Geschosse aufgelöst hatte. Immerhin: Wenn der Titan immer wieder gefühlte Millionen Partikel aus seiner Umgebung aufsaugt, gelingen XCOM endlich auch grafisch beeindruckende Bilder. Es scheint, als wäre die Technik auf solche großen Momente ausgelegt und ich frage mich, was später wohl noch auf die XCOM zukommt... Nachdem Carter scheinbar selbst in den Strudel des Giganten gezogen wird und die Demo mit diesem Cliffhanger endet, wollen wir noch wissen, wie der Aufbau und das Training des Agenten-Teams funktioniert. Doch auch hierzu äußern sich die Entwickler noch nicht. Sie betonen aber, dass sie eine emotionale Bindung zwischen dem Spieler und seinen Agenten aufbauen wollen - der Tod jedes Begleiters soll so schmerzhaft sein, dass man ihn verhindern will.



Vage Zukunftsaussichten

Schade, dass sich 2K noch so bedeckt mit Informationen hält, auf die es wirklich ankommt. Ja, XCOM könnte ein packender Ego-Shooter werden. Aber wo geht er in die Tiefe und vor allem wie? Mein Eindruck: 2K will zunächst erst einmal zeigen, dass XCOM als Actiontitel funktioniert. Das könnte in Anbetracht der starken Präsenz nordamerikanischer Presse durchaus genau so kalkuliert sein. Hinter der Art und Weise wie die Entwickler noch keine Fragen zu Forschung; Rekrutierung und Missionstruktur beantworten, könnte man aber auch ein Spiel vermuten, in das viele unterschiedliche Elemente einfließen sollen - ähnlich wie es das Original eben vormachte. Wie viel letztlich drin steckt, bleibt allerdings zukünftigen Ankündigungen und Vorstellungen vorbehalten - im Moment zeigt sich XCOM lediglich als thematisch einzigartiger, verhalten offener Shooter mit interessanten Ideen, einigen Wow- und vielen nüchternen Momenten. Wir sind gespannt!

E3-Eindruck: gut



Kommentare

KingDingeLing87 schrieb am
Hört sich doch recht gut an.
Spiel wird im Auge behalten. :wink:
MrMetapher schrieb am
Lieber ein richtiges X-Com! Aber irgendwie hat mich das Spielprinzip mit Verwaltung, Entwicklung usw. selbst beim mäßigen Interceptor noch gekickt, so dass ich auch diesen Titel im Auge behalten werde.
KONNAITN schrieb am
4P|Bot hat geschrieben:Schade, dass sich 2K noch so bedeckt mit Informationen hält, auf die es wirklich ankommt. Ja, XCOM könnte ein packender Ego-Shooter werden. Aber wo geht er in die Tiefe und vor allem wie?
Da kann ich nur zustimmen. Im Moment weiss ich noch überhaupt nicht was ich von dem Spiel halten soll. Wird es mehr oder weniger ein geradliniger Shooter (vielleicht auch aus Zeit- und Budgetgründen), oder hat es doch mehr zu bieten? Bleibt es bei Forschung-light mittels Fotografieren- was ich nach Bioshock ziemlich abgedroschen fände, oder wird es vielleicht doch so etwas wie Technologiebergung geben? Wie funktioniert das mit dem Team... usw.? Über die interessantesten Aspekte schweigt man sich noch aus.
BlackStone schrieb am
Dann spiel doch einfach die Originale, da verzichte ich gern mal auf aufgebohrte Grafikblender, wenn die Spielmechanismen stimmen 8O
Mit DosBox gehts ganz wie früher oder dank Steam wohl auch ohne Umwege WinXP / Win7 kompatibel :D
BTC schrieb am
@dabrain00
dein wort in gottes ohr.
schrieb am
The Bureau: XCOM Declassified
ab 7,06€ bei