El Shaddai: Ascension of the Metatron
10.06.2011 05:24, Benjamin Schmädig

E3-Eindruck: Fabelhaft!

Flut

Sieben Engel sollten einst über die Erde wachen – doch irgendwann waren sie so fasziniert von den Menschen, dass sie dem Himmel den Rücken kehrten und sich auf der Erde niederließen. Damit Gott die Menschheit aus diesem Grund nicht mit einer Flutwelle dem Untergang weiht, erklärt Enoch, ein Priester, sich bereit, die sieben gefallenen Engel einzufangen. Man muss die christliche Mythologie nicht kennen, um El Shaddai zu verstehen – die Geschichte dürfte nach japanischer Tradition hauptsächlich das stimmungsvolle Fundament des Abenteuers sein. Und das Abenteuer dürfte nach dem, was auf der E3 spielbar war, ein ganz außergewöhnliches werden!

Farben

Die ungewöhnlichen Gemälde hat man auf Screenshots längst gesehen. In Bewegung allerdings

Elegantes Farbenspiel.
Elegantes Farbenspiel.
sieht El Shaddai einfach atemberaubend aus. Die Bilder kommen mit ungewöhnlich wenigen Farben aus, die ständig in Bewegung sind. Mal kommen ganz neue Farben ins Spiel, mal werden helle und dunkle Farbtöne umgedreht. Die Ränder von Baumwipfeln verschwimmen, als würde man Wasser über das Bild kippen. In zweidimensionalen Jump&Run-Abschnitten ziehen gigantische Wellen vorüber – Enoch nutzt sie als bewegliche Plattformen.

Faszinieren

Aber seine Geschichte ist kein Jump&Run; sein Abenteuer findet wie so viele auf dem dreidimensionalen Weg statt. Dabei muss er Abgründe überwinden und Feinde bekämpfen – oberflächlich gesehen ist es ganz klassisch und kaum überraschend. Dabei steckt so viel mehr dahinter. Denn El Shaddai macht ungemein neugierig. Neugierig, weil es keine einzige Statusanzeige gibt. Wie es um Enoch steht, erkennt man ausschließlich am Zustand seiner Kleider. Neugierig auch, weil es keine geradlinigen Levels gibt. Den unmittelbaren Weg kann man zwar erkennen, doch schon hinter der nächsten Biegung können sich Aufbau und Farbe ändern. Steckt eine Bedeutung hinter den Wechseln? Plötzlich fordert einer der Engel Enoch zum Kampf – verliert man die hoffnungslose Auseinandersetzung dreimal, geht es plötzlich ganz woanders weiter. Faszinierend!

Finden

Mythischer Kampf im Bilderbuchstil.
Mythischer Kampf im Bilderbuchstil.
Neugierig macht El Shaddai aber vor allem deshalb, weil das Spiel zwar die Steuerung erklärt – leichte und schwere Angriffe sowie Sprünge und Blocks – aber ungefähr hundert Kombinationen einfach verschweigt. Man muss experimentieren: mit dem Timing aufeinander folgender Attacken und damit, wie lange man eine Angriffstaste gedrückt hält. El Shaddai erinnert nur äußerlich an schnelle Action. In Wirklichkeit ist es ein Spiel mit Stimmungen, Rätseln und einer einzigartigen Sinnlichkeit. Enoch führt nicht einmal im herkömmlichen Sinne eine Waffe mit sich: Schwert, Bogen und Schild muss er von seinen Feinden auflesen. Mehr Waffen gibt es nicht und Enoch kann stets nur eine tragen. Um die Waffe eines Gegners zu erhalten, muss er diesen erst per Hand oder mit seiner momentanen Waffe außer Gefecht setzen. Nach einigen Attacken sollte er die Erdenwaffe außerdem reinigen. Tut er das nicht, fügt sie weniger Schaden zu.

Fallen

Siegt hier die Form über den Inhalt oder hebt El Shaddai gerade wegen des Verzichts auf vertraute Elemente das eigentliche Spiel hervor? Es fällt ungemein schwer, sich von der hypnotischen Wirkung der schwungvollen Action zu lösen. Es ist unglaublich aufregend, die Fähigkeiten des Helden zu entdecken. Es macht Spaß, ihn und seine Umwelt zu beobachten – sich in die unvorhersehbare Schönheit der einmaligen Zeichnungen fallen zu lassen. Nein, El Shaddai ist kein inhaltsloses Experiment. El Shaddai ist der stille Geheimtipp dieser E3!

E3-Eindruck: sehr gut

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