BioShock Infinite
09.06.2011 12:47, Benjamin Schmädig

E3-Eindruck: Ganz starker Höhenflug

Ich habe immer daran geglaubt, dass die Truppe um den Vater von System Shock 2 und BioShock, Ken Levine, ein großartiges Spiel entwickeln kann. Doch als BioShock Infinite (ab 14,90€ bei kaufen) vor einem Jahr zum ersten Mal vorgestellt wurde, entpuppte es sich als kaum mehr als das nächste, unvermeidliche BioShock; die vorgestellten Spielelemente ähnelten denen der Vorgänger allzu sehr. Seit gestern ist das anders. Seit gestern weiß ich: Infinite will nicht nur hoch hinaus – es kommt auch dort hin!

BioShock ist zurück!

Ein spielerischer Höhenflug?
Ein spielerischer Höhenflug?
Zwei Dinge haben mich in der E3-Vorführung beeindruckt: die grandiose neue Spielwiese und die emotionale Bindung zwischen dem Protagonisten und Elizabeth, dem Mädchen, das er beschützen soll. Zur Erinnerung: Columbia ist eine fliegende Stadt, die Anfang des vergangenen Jahrhunderts in den Wolken schwebt. Die Stadt ist kein kompaktes Ganzes, sondern besteht aus einer Vielzahl mit Ketten verbundener und an Ballons hängender Gebäude und Wege. So kann man z.B. beobachten, wie verschiedene Gebäude versetzt zueinander hoch- und runter schweben – eine fantastische Welt! Und irgendwo in dieser Welt verstecken sich Booker DeWitt und Elizabeth vor Songbird, einem gigantischen Vogel-ähnlichem Roboter, der Elizabeth zwölf Jahre lang so vehement beschützt hatte, dass sie sich wie eingekerkert vorkam. Sollte Songbird sie jemals finden, bittet sie Booker, soll der sie... sie legt seine große Hand um ihren zerbrechlichen Hals.

Auf der Flucht vor Songbird laufen die beiden also durch Columbia, in dem gerade ein gewalttätiger Konflikt ausgetragen wird. Doch noch wird nicht überall gekämpft. Noch beobachten Booker und Elizabeth alltägliche, wenn auch erschreckende Ereignisse, u.a. eine öffentliche Hinrichtung. Soll Booker einschreiten oder will er lieber unentdeckt bleiben? Er unterbindet die Greueltat und einige der Zuschauer greifen ihn daraufhin an. Mit einem riesigen Horn will einer der Feinde Hilfe rufen, doch Booker schaltet ihn durch einen gezielten Schuss rechtzeitig aus. Den nächsten Hilferuf kann er nicht mehr unterbinden – kurz darauf tauchen riesige Luftschiffe über der Stadt auf und nehmen Booker unter Beschuss.

Magisches Duo

Im Kampf zählt die Zusammenarbeit zwischen Elizabeth und dem Spieler. Denn der Grund für Elizabeths Gefangenschaft sind ihre besonderen Fähigkeiten: Sie kann Risse im Raum-Zeit-Gefüge erkennen und öffnen, um Gegenstände von der anderen Seite in ihre Welt zu ziehen. Allerdings hat sie diese Fähigkeiten noch nicht vollends unter Kontrolle. Bei dem früheren Versuch, ein sterbendes Pferd durch ein lebendiges zu ersetzen, befinden sie und ihr Begleiter sich etwa plötzlich vor einem modernen Kino, während im Hintergrund ein Auto heran rast. Erst im letzten Moment stellt Elizabeth das ursprüngliche Gefüge wieder her. Selbst im Interview verrät Levine übrigens noch nicht, was genau diese Risse sind. Es darf also spekuliert werden.

Kooperation ist wichtig im Kampf.
Kooperation ist wichtig im Kampf.
Im Kampf äußern sich die Fähigkeiten des Fräuleins so: Booker sieht drei Objekte, die Elizabeth auf Knopfdruck für ihn in den Raum „teleportieren“ kann. Das kann z.B. eine Deckung  oder ein Geschützturm sein. Danach braucht die Dame natürlich eine Verschnaufpause. Später wird sie mehr Objekte sehen und teleportieren können. Teamwork wird also ein zentrales Element in Infinite sein. Und abgesehen davon beherrscht Booker ähnliche Fähigkeiten wie seine BioShock-Vorgänger – er kann Feinde z.B. durch Telekinese in der Luft schweben lassen. Im vergangenen Jahr zeigten die Entwickler außerdem, dass Elizabeth ebenfalls solche vertrauten Fähigkeiten besitzt und dass die beiden ihre Fähigkeiten verbinden können. Damals beschwor sie etwa eine Regenwolke über einer Gruppe von Gegnern, denen sich Booker anschließend mit einem Elektroschlag annahm.

Hoch hinaus


Viel wichtiger sind aber die Achterbahn-ähnlichen Gleise, an denen sich Booker ebenso wie die Bewohner von Columbia mit einem Greifhaken festhält und im Eiltempo große Entfernung überwindet. Es ist schier unglaublich, wie schnell Booker in der Präsentation immer wieder seine Position ändert! Der rasante Kampf findet in einem Gebiet statt, dass in Ausdehnung und Höhe einen ganzen Stadtteil umfasst. Booker schaut einfach in die Richtung, in die er springen will und hängt sich selbst nach einem Fall aus großer Höhe an die anvisierte Schiene, um am Boden oder auf einem Dach abzuspringen.

Oder auf einem Luftschiff! Einen Moment zuvor fragte ich mich noch, ob er denn auf einem der Zeppeline landen könne; schließlich wäre das verdammt cool. Und tatsächlich: Eine der Schienen führt so hoch hinaus, dass es ihm gelingt, im richtigen Moment abzuspringen und auf dem Schiff zu landen. Dort bekämpft er zunächst mit Telekinese und herkömmlichen Waffen einige Feinde, bevor er es in Brand steckt – eine tolle Szene!

Der sanfte Peiniger

Und dann taucht Songbird wieder auf. Gegen den Roboter hat Booker keine Chance: Mit einem Wisch seiner Krallen schießt ihn der Vogel einfach in das Dach eines hohen Hauses. Elizabeth will ihm zu Hilfe eilen, doch als Booker wieder zu sich kommt ist Songbird längst da. Beinahe liebevoll schiebt der mechanische Riese das Mädchen behutsam zur Seite und setzt zum entscheidenden Schlag an – als Elizabeth plötzlich dazwischen tritt und sich im Austausch gegen Booker anbietet. Ihr Gefängniswächter hat sie also wieder. Tatenlos muss Booker mit ansehen, wie er sie mit Tränen in den Augen davon trägt. Was für ein starkes Spielekino!

E3-Eindruck: ausgezeichnet

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