PlayStation Vita
08.06.2011 07:13, Benjamin Schmädig

E3-Eindruck: Eine tragbare PS3?

„Wow“ oder „Bäh“?

Wir konnten PS Vita in LA ausprobieren.
Wir konnten PS Vita in LA ausprobieren.
Vita... Und so stellt sich auch Sony in die Riege jener Namensväter, die ihren Zöglingen die Aura wohlklingender Wellness verleihen. Der neue PlayStation-Handheld steht also nicht mehr für Unterwegs-Zocken, sondern für Lifestyle – wer's braucht. Zugegeben: Ich brauch's! Das Ding bekommt ein brandneues WipEout, ein BioShock, ein Everybody's Golf und den vermutlich ersten Zwei-Stick-Shooter auf einem Handheld – gekauft. Das wusste ich schon, bevor ich die Spielebrezel zum ersten Mal in der Hand hatte. Und trotzdem war meine große E3-Frage: Wie fühlt sich die NGP, Verzeihung: die Vita, denn an?

Drei Spiele habe ich kurz gespielt: Super Stardust Delta, Everybody's Golf und... es wären vier geworden, wenn das erste nicht WipEout 2048 geheißen hätte. So oder so ist der Eindruck deshalb noch ein oberflächlicher – nur das erste „Wow!“ oder „Bäh!“ nach der Taufe.

Vielleicht sehr leicht

Leider hängen alle derzeit vorgestellten Vitas noch an Stromversorgungskabeln, auf Akkus verzichtet Sony. Alle auf der E3 gezeigten Handhelds sind deshalb federleicht, sogar leichter als eine Akku-lose PSP der ersten Generation. Wie massiv oder leicht sich ein voll ausgestattetes Gerät anfühlt, lässt sich daraus allerdings nicht ableiten. Was sich aber bereits bemerkbar macht, ist die Größe: Die Vita ist zwar kein Xbox-Gamepad der ersten Generation, man hält aber durchaus ein kleines Tablet in der Hand. Wenn die PSP perfekt in der Hand liegt, dann ist die Vita der eine Idee zu sperrig geratene Bruder.

Die Schultertasten bestehen zwar anders als bei der PSPgo erneut aus durchsichtigem Plastik, haben aber etwas weniger Spiel und wirken dadurch weniger klapprig als die der PSP. Als gewöhnungsbedürftig empfand ich die geschwungene Form der Schultertasten, gestört hat sie mich aber nie. Die Doppelklicks der WipEout-Luftbremsen klappten gleich beim ersten Versuch.  

Weniger gut gefiel mir gerade beim SciFi-Rasen das Digikreuz, weil die vier Richtungstasten so tief liegen, dass man sie nicht so deutlich spürt wie die eines DualShock-Controllers oder einer PSP. Immerhin wird das Kreuz fester gehalten und reagiert unmittelbar auf Eingaben; Tekken: Dark Resurrection konnte man auf PSP ja kaum aushalten. Richtig schlimm sind nur die Start- und die Select-Taste. Die hat Sony nämlich so tief eingelassen, dass man beinahe einen Bleistift braucht, um die Knöpfe zu erreichen. „Ich mach' mal schnell Pause“ könnte auf Vita jedenfalls zu unangenehmen „Game Over“ führen. Seltsame Designentscheidung.

Am längeren Hebel

Aber man hat ja zwei Analogsticks. Jawohl: Sticks. Sie kippen und man spürt dieSeitwärtsbewegung – weil sie mir leichtgängiger schienen und weil sie kürzer sind als die eines Dual Shock, hatte ich bei Super Stardust zwar nicht das Gefühl der perfekten Kontrolle, aber grundsätzlich ist die Handhabung famos! Ich konnte Schiff und Laser präzise steuern. Ähnliches gilt für die Touchpads, von denen ich allerdings noch keins intensiv ausprobieren konnte – Gravity Daze war leider konsequent „ausgebucht“. Der Touchscreen wird meist für Menüs genutzt, das Pad auf der Rückseite für spielerische Ergänzungen. Bei Stardust legt man das Ziel sekundärer Waffen etwa fest, indem man am Po der Vita die entsprechende Stelle markiert und bei Everyobdy's Golf „streichelt“ man sich die Perspektive der Kamera zurecht. Wie alle mir bekannten Touchscreens reagieren dabei auch die der Vita mit einer leichten Verzögerung. Zum Auslösen schneller Bewegungen, etwa in Actionspielen, dürften sie deshalb nur bedingt geeignet sein.

Empfindliches Kippen

Und auch beim Gyrosensor habe ich mich gefragt: Wozu? Natürlich ist es nett, dass man in Super Stardust den Blickwinkel der Kamera leicht neigen kann. Aber wer will dafür schon die präzise Idealposition der Controller-Bildschirm-Kombiniation aufs Spiel setzen? Immerhin: Everybody's Golf nutzt den Sensor und die Kamera an der Rückseite ähnlich wie Face Raiders auf dem 3DS zum Einbinden von Livebildern. WipEout schießt mit der Kamera an der Vorderseite vor und nach einem Rennen Schnappschüsse des Spielers. Nun ja...

Nein, die PlayStation Vita (ab 228,66€ bei kaufen) ist nicht der letzte Schrei, was Handhabung und Bedienung angeht. Im Vordergrund scheint der große, auch von der Seite gestochen scharfe Bildschirm zu stehen, um den Sony wohl „leider“ auch Tasten bauen musste. Gerade die kleinen, nicht hervorstehenden Start und Select sind ein vernachlässigbares, aber unnötiges Ärgernis. Nur die wichtigen zwei Analogsticks hinterlassen einen wirklich überzeugenden ersten Eindruck. Für mein Empfinden sind die Sticks denen von PSP und 3DS tatsächlich eine Generation voraus.

PS3 zum Herumtragen?

Anders die Spiele: Grafisch sind sie mitnichten auf PS3-Niveau – dafür fehlt ihnen die letzte Politur, die aus einem schönen Action-Adventure wie Uncharted einen grafischen Blockbuster macht. Auch WipEout wirkt rauer, weniger effektreich als auf PS3, Super Stardust erst recht. Selbst beim schicken Everybody's Golf fehlen einige Details. Nicht falsch verstehen: Es steckt viel Power in der Vita und das sieht man! Eine richtig große „PS3 zum Herumtragen“ ist es aber nicht. Eine genaue Analyse behalten wir uns allerdings für das Ergebnis einer ausführlichen Betrachtung vor.

Selbstverständlich brauchen die Entwickler auch eine Zeit, um die Fähigkeiten des Handhelds besser auszuschöpfen – ihren Spielen merkt man jedenfalls an, dass sie im Moment noch etwas unentschlossen mit den technischen Möglichkeiten der Vita experimentieren. Sollen sie den Gyrosensor überhaupt nutzen oder halten sie ihn lieber im Hintergrund, wie es der Bewegungssteuerung vieler Wii-Titel ergangen ist? Wofür kann man eigentlich den hinteren Touchscreen sinnvoll nutzen und was bringen zwei Kameralinsen? Die Vita könnte eine große Zukunft vor sich haben! Ihr visuelles und spielerisches Potential ist schließlich größer als das von 3DS und iPhone. Hoffentlich weiß Sony, wie diese Zukunft aussieht.

E3-Eindruck: gut

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