von Julian Dasgupta,

Quo Vadis 2011: Spiele zu stark reguliert?

Im Rahmen eine Diskussionsrunde wurde auf der Quo Vadis 2011 ein in Deutschland stets aktuelles Thema besprochen: Führt zuviel Regulierung den hiesigen Markt und die dort ansässige Branche ins Abseits? Wirklich neue Eingebungen gab es aus der Teilnehmerrunde - Guido Eickmeyer (Koch Media), Dr. Gerhard Florin (Innogames), Birgith Roth (GAME Bundesverband e.V.), Tabea Rösner (Die Grünen) und Dr. Peter Tauber (CDU) - allerdings nicht zu hören.
So waren sich alle Beteiligten darüber einig und wiederholen mehrfach, dass nicht wenige der Politiker, die über Vorschriften entscheiden, selbst keinen Zugang zum Medium Spiele haben. Eickmeyer widerspricht auch einer oft ins Feld geführten Behauptung und meint: Nur weil ein paar Politiker mittlerweile Handy-Spiele für sich entdeckt haben, könne man noch nicht sagen, dass Spiele bereits in der kulturellen Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Man müsse aufpassen, dass der hiesigen Spielebranche nicht das widerfährt, was um Filmbereich geschehen ist. Dort würden inzestiöse und auf Förderung bauende Vehältnisse herrschen. Man feiere sich selbst, sei international aber eher isoliert.
Tauber verweist darauf, dass der Aktionismus letztendlich nicht von der Politik ausgehe - dort reagiere man nur auf eine gesellschaftliche Erwartungshaltung. Gerade nach besonderen Vorfällen würden oft neue Gesetze und Regeln gefordert. Auch die Medien hätten eine Verantwortung, würde die Frage nach 'Killerspielen' nach Gewaltakten dort doch oft zuerst gestellt werden.
Florin, der früher die Europa-Sparte von Electronic Arts geleitet hatte, merkt an, dass die Regulierungsdebatte nirgendwo so stark geführt werde wie in Deutschland. Andere Länder würden klar zeigen, dass es auch ohne starke Vorschriften geht. Gerade im Online-Bereich sei eine regionale Lösung unpraktikabel - das sei keine Ländersache. Er verstehe nicht, warum man in Deutschland wieder über eigene Reglements nachdenkt, wenn PEGI für Onlineangebote doch schon einen funktionierenden Ansatz hat.
Der interessanteste Einwurf kommt eigentlich von außen, wird aber nicht wirklich aufgegriffen: So fragt der einstige Chef des GAME-Verbandes, Malte Behrmann, ob der oftmals (auch im Rahmen der Diskussionsrunde) erwähnte Erfolg deutscher Browserspielhersteller nicht vielleicht etwas damit zu tun hat, dass es in jenem Bereich bis dato keine Regulierung gab. Florin merkt immerhin an: Keine Vorschriften seien besser als falsche Vorschriften.
Ansonsten heißt es wie üblich: Politik und Hersteller müssten zukünftig besser zusammenarbeiten und eventuelle Kriterien gemeinsam entwickeln. Außerdem müsse man oft keine neuen Gesetze erlassen, sondern nur das bestehende Recht auch durchsetzen.
Im Rahmen einer Diskussionsrunde wurde auf der Quo Vadis 2011 ein in Deutschland stets aktuelles Thema besprochen: Führt zu viel Regulierung den hiesigen Markt und die dort ansässige Branche ins Abseits? Wirklich neue Eingebungen gab es aus der Teilnehmerrunde - Guido Eickmeyer (Koch Media), Dr. Gerhard Florin (Innogames), Birgith Roth (GAME Bundesverband e.V.), Tabea Rösner (Die Grünen) und Dr. Peter Tauber (CDU) - allerdings nicht zu hören.


So waren sich alle Beteiligten darüber einig und wiederholten mehrfach, dass nicht wenige der Politiker, die über Vorschriften entscheiden, selbst keinen Zugang zum Medium Spiele haben. Eickmeyer widerspricht auch einer oft ins Feld geführten Behauptung und meint: Nur weil ein paar Politiker mittlerweile Handy-Spiele für sich entdeckt haben, könne man noch nicht sagen, dass Spiele bereits in der kulturellen Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Man müsse aufpassen, dass der hiesigen Spielebranche nicht das widerfährt, was im Filmbereich geschehen ist. Dort würden inzestiöse und auf Förderung bauende Vehältnisse herrschen. Man feiere sich selbst, sei international aber eher isoliert.

Tauber verweist darauf, dass der Aktionismus letztendlich nicht von der Politik ausgehe - dort reagiere man nur auf eine gesellschaftliche Erwartungshaltung. Gerade nach besonderen Vorfällen würden oft neue Gesetze und Regeln gefordert. Auch die Medien hätten eine Verantwortung, würde die Frage nach 'Killerspielen' nach Gewaltakten dort doch oft zuerst gestellt werden.

Florin, der früher die Europa-Sparte von Electronic Arts geleitet hatte, merkt an, dass die Regulierungsdebatte nirgendwo so stark geführt werde wie in Deutschland. Andere Länder würden klar zeigen, dass es auch ohne starke Vorschriften geht. (Dem wird später entgegnet: Dafür gebe es dort aber auch andere Gesetze wie die in Frankreich implementierte Three-Strike-Regel.) Gerade im Online-Bereich sei eine regionale Lösung unpraktikabel - das sei keine Ländersache. Er verstehe nicht, warum man in Deutschland wieder über eigene Reglements nachdenkt, wenn PEGI für Onlineangebote doch schon einen funktionierenden Ansatz hat.

Der vielleicht interessanteste Einwurf kommt von außen, wird aber nicht wirklich aufgegriffen: So fragt der einstige Chef des GAME-Verbandes, Malte Behrmann, ob der oftmals (auch im Rahmen der Diskussionsrunde) erwähnte Erfolg deutscher Browserspielhersteller nicht vielleicht etwas damit zu tun hat, dass es in jenem Bereich bis dato keine Regulierung gab. Florin merkt immerhin an: Keine Vorschriften seien besser als falsche Vorschriften.

Ansonsten heißt es wie üblich: Politik und Hersteller müssten zukünftig besser zusammenarbeiten und eventuelle Kriterien gemeinsam entwickeln. Außerdem müsse man oft keine neuen Gesetze erlassen, sondern nur das bestehende Recht auch durchsetzen.


Kommentare

msecure schrieb am
goby_glob_slob hat geschrieben: Die relevanten und meinungsbildenden Medien, die vital für eine Demokratie sind, (...) sind mit ihren publizistischen Freiheitsrechten sehr viel unabhängiger als in anderen europäischen Mitgliedstaaten. In diesem Zusammenhang von Zensur zu sprechen ist einfach nur substanzlos und billig. ...
... die Wahrung der Unabhängigkeit der Presse für eine Demokratie sehr viel wichtiger und bedeutender ist, als die Frage, ob man bei CoD foltern kann oder nicht.
Die Verhältnismäßigkeit sollte man auch bei solchen Scheindebatten berücksichtigen.

Aus Ihrer Stellungnahme entnehme ich die Kernfrage:
Wenn Medien geschnitten werden - ist das eine Zensur? und
Welches Ausmaß hat eine solche "Beschneidung"?

Im Folgenden möchte ich Ihrer Meinung mit meiner eignenen entgegnen.
Zensur ist nicht anderes als ein politisches Verfahren, Inhalte zu kontrollieren. Dass Zensur in anderen medialen Bereichen eine viel größere Auswirkung hat, ist richtig. Zensur in Gewaltspielen ist nicht mit einer Einschränkung der Pressefreiheit zu vergleichen. Letzteres würde nicht mehr auf demokratischer Basis vertretbar sein. Dennoch: Die Klassifizierung ist richtig! Den direkten Vergleich zwischen Zensur in Informationsmedien und der Zensur in der Unterhaltunsbranche stellt hier niemand an - niemand vergleicht die Mücke mit dem Elefanten, aber die Mücke ist existiert! Das Wegschneiden einzelner Szenen oder Inhalte in Spielen und Filmen kann nicht als Modifikation bezeichnet werden, wenn diese politisch motiviert sind, sodass wir letzendlich ein politisch korrektes Medium haben! Das nennt man Zensur!
Nun lässt sich die Frage nach der Zensur immer schwer beantworten. Die einen sehen es moralisch vertretbar - die anderen nicht. Die Frage ist hier aber mehr nach der realen (!) Auswirkung. Die Zensur betrifft nicht unmittelbar jedes Individuum - es betrifft die Gruppe der Konsumenten! Wenn diese Gruppe es für moralisch vertretbar hält und keine Dinge davon "nach außen" trägt, warum soll...
Sarabi schrieb am
Es wird nie eine Ideallösung geben. Auch PEGI verhindert nicht, dass ein Jugendlicher sich ein Spiel besorgt was er eigentlich gar nicht haben dürfte. Das Problem ist meines Erachtens die Überbewertung des Einflusses von Spielen. Im Prinzip müßte mann dann das ganze Internet regulieren, denn ich sehe Grundschüler mit Handys herumlaufen, auf denen Pornoschnipsel zu sehen sind. Soviel zum Thema bei Pornos klappt das gut. Kein Wunder wenn selbst Kinder Seiten wie die des "gelben Hunnen" und die zwei Mädels mit ihrer Spaßtasse problemlos erreichen können.
Stattdessen muß man beim Mediamarkt und vorm Postboten seinen Ausweis zücken. Und wozu? Ich könnte theoretisch in die Grundschulklasse meiner Tochter gehen und mir das Spiel von einem der Schüler kopieren wenn ich das wollte. Die Jugendschutzsysteme versagen auf ganzer Linie und nichts bessert sich. Was zu Amigazeiten der Beutel mit Disketten war, ist heutzutage der USB-Stick. Auf dem Schulfhof floriert der Schwarzmarkt noch genau wie damals.
Und wenn ich dann noch lese wie die selbsternannten Kenner der Materie sich zusammenhocken und Müll labern dann kann ich echt nur noch mit dem Kopf schütteln.
Grüße
Sarabi
mr archer schrieb am
breakibuu hat geschrieben:
dcc hat geschrieben: Warum klappt es aber bei Pornos?
Weil Pornos nicht als Kinderspielzeug eingestuft werden, Videospiele aber schon
Eben. Dead Space 2 macht´s doch in Reihenkultur vor. Freigegeben ab 18 für "Erwachsene". Aber eine Werbestrategie (und ein Spieldesign) die sich an Pubertierende richtet. Das gleiche gilt im Grunde für das komplette FPS-Genre, und zwar seit seinen Gründungstagen. Und das ist eine bewusste Strategie der Industrie. Spiele für Jugendliche entwickeln, die aber nur eine Erwachsenen-Freigabe bekommen - um damit die Neugier der minderjährigen Käuferschichten anzuregen.
Acer1111 schrieb am
stellt man sich einmal ein spiel als kulturgut vor würde man wissen qwarum deutschland spiele zensiert.das was dem großen teil der bevölkerung entweder nicht gefällt oder sie in andere bahnen laufen lässt wird abgeändert.das schon seit mehreren jahren keine animes aus japan mehr mit deutschem untertitel verkauft werden liegt daran das rtl 2 sich so derartig auf zensierung spezialisiert hatt(z.b. bei Naruto blut raus weil man denkt das die kinder dadurch gewalttätig werden.)selbst die großen animefilme von Hayao miazaki werden meist ab 12 freigegeben.diese freigabe wird von der FSK abgegeben die aus eltern und erwachsenen besteht.natürlich wollen die eltern ihrem kind nicht die realität zeigen wen sie 10 jahre oder jünger sind aber deshalb muss man noch lange nicht bei jedem anime das blut rausnemen.
Cojonuri schrieb am
So ist es, wir haben hier in Deutschland einfach keine guten Politiker. Die paar die es mal gab, sind schon längst im Ruhestand. Erst gestern lief ein Interview mit Helmut Schmidt und man muss einfach sagen, dass er einer der besten wenn nicht sogar der beste Politiker ist den wir jemals hatten. Selbst jetzt hat er noch bessere Ansichten und einen klareren Kopf als die meisten Aushilfsheinis, die sich "Politiker" schimpfen. Aber das mal nur am Rande.
Solange die "Spielenden" Politiker in der Unterzahl sind und zu unwichtige Positionen bekleiden, wird sich in Deutschland nichts ändern...leider.
Wie bereits mehrere Sprecher vor mir so treffend hingewiesen haben, lässt sich die derzeitige Videospielpolitik noch viel zu gut für den Wahlkampf gebrauchen. :roll:
Allerdings würde auch der Einsatz von besseren Leuten wenig bringen, solange wir eine eigene Kontrollinstanz benötigen. Ich verstehe auch nicht, wieso das der Fall ist, denn schließlich macht die PEGI doch gute Arbeit an der man eigentlich nichts auszusetzen braucht.
Aber wie dem auch sei, es wäre wirklich am einfachsten eigene Ecken in Geschäften einzurichten wo eben solche Spiele zu finden sind. Dann wäre dem Jugendschutz genüge getan. Man sollte meinen, dass die Geschäfte damit eben mehr Umsatz einstreichen würden, deswegen fällt es mir sehr schwer nachzuvollziehen, weshalb das nicht schon längst geschehen ist.
Aber wer weiß vielleicht geschieht in der ganzen Sache ja doch noch ein Wunder....die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt. :)
schrieb am