Assassin's Creed: Revelations
07.06.2011 07:35, Benjamin Schmädig

E3-Eindruck: Ezios letztes Abenteuer

Schwarz und Weiß

"Das letzte Kapitel in Ezios Abenteuer" soll es werden - und es wird höchste Zeit. Immerhin nimmt der forsche Italiener inzwischengefühlt doppelt so viel Platz in der Saga um Templer und Attentäter ein als die eigentliche Geschichte um Ezio und sein schweres Erbe. Doch die Entwickler haben auf ihre Fans gehört. Denn auch Desmond soll in Assassin's Creed: Revelations (ab 5,98€ bei kaufen) eine zentrale Rolle spielen. Dabei liegt er im Koma, während er sich weiterhin im Animus befindet. Letzteres soll ihm helfen, aus dem Dauerschlaf zu erwachen. Statt im "Weißen Raums", der sonst seine Schnittstelle zum Betriebssystem der Virtuellen Realität ist, befindet er sich allerdings im "Schwarzen Raum". Auf dieser Ebene kann er zwar mehr Funktionen des Animus' ansteuern, allerdings werden die Bilder dort unstrukturiert und aus Teilen seines Unterbewusstseins gebildet: Geometrische Figuren fliegen scheinbar ohne Zusammenhang durch den Raum. Was soll Desmond damit anfangen?

Ezio startet in sein letztes Abenteuer.
Ezio startet in sein letztes Abenteuer.

Desmond & Co.

Tatsächlich will Ubisoft noch nicht beschreiben, wie man sich mit Desmond durch diesen Abschnitt des Animus' rätselt. Man muss wohl Puzzles lösen - mit den bekannten Knobeleien dürften die neuen Spielelemente allerdings wenig gemein haben. Wozu die Mühe? Desmond soll so den Knotenpunkt finden, an dem seine eigene Geschichte die von Ezio und Altair kreuzt. Auf diese Art will man die Vergangenheit des Helden beleuchten.

Und natürlich ist sein Schicksal auch eng mit dem von Ezio verbunden. Denn auch der inzwischen 50-jährige Assassine ist auf der Suche: auf der Suche danach, wo ihn sein Leben hinführen soll. So gelangte der Meister-Attentäter nach Konstantinopel, wo er die Bibliothek eines gewissen Altair aufspüren will. Als er aber merkt, dass diese ein mächtiges Artefakt beherbergt, mit dem die Templer seine Assassine ausrotten könnten, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: Wer wird zuerst an das Artefakt gelangen? Wer findet die fünf Schlüssel, die den Weg zu dem Heiligtum öffnen? Nicht zuletzt erhält Ezio auf seiner Reise auch Zugang zu Erinnerungen aus Altairs Leben. Altair wird deshalb spielbar sei: Ezio schaut quasi zu, während Desmond nie gesehene Episoden seines alten Vorfahren nachspielt.

Haken und Höhepunkte

Zu Altair ist aber noch wenig bekannt - Ubisoft legt das Augenmerk natürlich auf den Italiener. Denn der hat trotz seines inzwischen fortgeschrittenen Alters ein paar neue Tricks auf Lager. Weil er älter und weiser geworden ist, kämpft er etwa effektiver: Er tötet Gegner schneller und gnadenloser. Der Spielfluss wurde dabei erhöht, weil man die sekundäre Waffe jetzt über einen eigenen Knopfdruck jederzeit und schneller einsetzt. Die Anzahl der Kombos soll insgesamt gestiegen sein. Highlight ist die neue Hakenklinge ("Hookblade"), ein Ausbau der  bekannten Doppelklinge. Damit kann Ezio nicht nur im Eiltempo an Seilen quer durch die Stadt schlittern, er kann auch Gegner und sich selbst durch die Luft ziehen. Es soll z.B. möglich sein, sich an einen Feind heran zu ziehen, ihn zu erledigen und im nächsten Atemzug bereits weiter durch Konstantinopel zu klettern. Die Klinge ersetzt außerdem das Schnellreisesystem mit seinen Ladezeiten und natürlich kann Ezio vom Seil aus Attentate ausführen. Zahlreiche als Höhepunkte inszenierte Momente ähnlich dem Angriff auf Monteriggioni zu Beginn des Vorgängers sollen außerdem den filmischen Charakter des Abenteuers unterstreichen.

Eine weitere Neuerung sind Sprengstoffe der Marke Eigenbau, z.B. eine Splittergranate. Dabei darf Ezio beliebige Zutaten miteinander kombinieren, um so genannte "Bomben" mit ganz unterschiedlichen Wirkungen zu erschaffen; jedes Experiment soll irgendeine Wirkung haben. Vermutlich ist es nicht abwegig, über Rauch- und Gasgranaten oder hochexplosive Sprengstoffe zu spekulieren. Hoffentlich kann man mit bestimmten Bomben Wachen auch ganz gezielt an bestimmte Orte locken. Die Zutaten findet man aber nicht über die zufällige Beute besiegter Wachen - vielmehr muss Ezio die Inhaltsstoffe gezielt besorgen. Er wird wissen, in welchem Lagerhaus sich z.B. Gehäuse befinden; dieses muss er dann eben ausrauben, um an das Material zu kommen.

Alte und neue Helfer

Auch diesmal muss Ezio mörderische Talente einsetzen.
Auch diesmal muss Ezio mörderische Talente einsetzen.

Nach wie vor kann Ezio übrigens die Attentäter seiner Gilde auf verschiedene Missionen schicken und je nachdem, in welchem Gebiet seine Männer erfolgreich sind, erhält er von dort weitere Zutaten. Auch das Erobern von Stadtteilen, ähnlich wie in Brotherhood, verschafft ihm Zugang zu den Materialien - nur, dass die Templer diesmal verlorene Stadtteile zurückerobern können! Die Jagd nach Altairs Artefakt soll ein ständiges Kräfteziehen in und um Konstantinopel sein. Im Gegensatz zum Vorgänger sind allerdings nicht sämtliche Wachen feindlich gesinnt: Die Einheiten der örtlichen Miliz greifen etwa nur ein, sobald man auffällig gegen das Gesetz verstößt. Lediglich Templer attackieren Ezio selbstverständlich ohne mit der Wimper zu zucken.

Weil es fernab seiner Heimat keine Konkubinen gibt, muss der Charmeur leider auf die Hilfe lasziver Frauen verzichten. Stattdessen heuert er Zigeuner an, deren Feuerschlucker, Gitarristen und Tänzer die Wachen ablenken. Falls er dem Kampf hingegen aus dem Weg gehen und nur die Stadt erkunden will, kann es passieren, dass er Ereignisse wie einen Überfall beobachtet. Soll er den Täter schnappen oder entkommen lassen? Revelations will auf diese Art Nebenmissionen inszenieren, ohne dass Ezio erst einen markierten Ort aufsuchen muss. Der Ablauf könnte dadurch dynamischer sein. Hoffentlich wirken die Ereignisse nicht allzu beliebig und dadurch unglaubwürdig.

Jäger und Gejagte

Natürlich wird Ubisoft auch den Mehrspieler-Teil ausbauen - wobei das Multiplayer-Meucheln auch diesmal nicht in einer offenen Welt, sondern in abgegrenzten Arealen stattfindet. Die Entwickler verfolgen auf Nachfrage zwar viele Ideen, diesmal wird es die offene Welt aber wohl nicht geben. Leider bleiben viele Einzelheiten bislang noch unter Verschluss. Es heißt nur, dass es neben neuen auch bekannte Spielvarianten geben wird, dass man neue Figuren spielen darf und dass die Charakterentwicklung sowie Möglichkeiten der Personalisierung vertieft wurden. Am Messestand wird eine neue Team-Variante namens „Manhunt“ spielbar sein, in der zwei Teams abwechselnd Jäger und Gejagte sind. Vielleicht ergeben sich dort weitere Einzelheiten.

Unterm Strich lässt sich derzeit ganz schwer sagen, ob Revelations nur ein Update oder ob es eine große Erweiterung zu Brotherhood ist. Dass der Kampf um Konstantinopel ein dynamisches Tauziehen um Stadtviertel und die darin enthaltenen Ressourcen sind, könnte ein wichtiger Schritt für den Assassinen sein. Auch die Tatsache, dass Ezio beim Stadtbummel Situationen beobachtet, in denen er nach Belieben eingreifen kann, könnte Leben in die Virtuelle Realität des Animus' bringen. Seine neuen Fähigkeiten im Kampf klingen hingegen wie interessante, letztlich aber nur marginale Erweiterungen. Selbst auf die Frage nach Neuerungen beim Klettern verweisen die Entwickler lediglich auf die neue Hakenklinge, das schnelle Reisen sowie neue Attentate. Das größte Fragezeichen steht hinter Desmond und dem erweiterten Mehrspieler-Versteckspiel. Ubisoft will, dass man den Controller in die Hand nimmt und die Neuerungen selbst erlebt - das werden wir! Bis dahin warten wir gespannt, wenn auch nicht voller Euphorie auf den Abschluss der Ezio-Trilogie.

E3-Eindruck: gut

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