Wii U
08.06.2011 04:40, Julian Dasgupta

"Deeper & Wider"

"Oh, Nintendo hat ein Tablet zu seiner Konsole hinzugefügt" - das, so mutmaßte Satoru Iwata, könnten zumindest einige Leute bei Enthüllung der Wii U (ab 689,99€ bei kaufen) denken. Zusammen mit Shigeru Miyamoto erinnert der Präsident des Herstellers in der jüngsten Ausgabe von Iwata Asks daran, dass man mit der Konzeption des Systems vor über drei Jahren begonnen hatte. Damals seien Tablets nicht gang und gäbe gewesen.

Man könne sich aber glücklich schätzen, in dieser Hinsicht in gewisser Weise im Trend zu liegen. Das sei auch beim 3DS der Fall gewesen, der erdacht wurde, bevor die neue 3D-Welle durch die Kino- und Fernsehlandschaft schwappte. Man habe das Pad stets primär als Eingabegerät und zweiten Bildschirm betrachtet, nicht als Tablet.

Miyamotos Ziel ist es stets gewesen, dass eine Heimkonsole irgendwann zur alltäglichen Wohnzimmeraustattung gehört, die man vielleicht auch nutzen kann, ohne den Fernseher einzuschalten. Dies sei jetzt möglich dank des Displays im Pad.

Nintendos Kreativkopf ist bekanntermaßen kein Fan allzu komplizierter, überladener Eingabegeräte. Der neue Controller gestatte dem Hersteller einen wichtigen Kompromiss. Eine einfache und zugängliche Steuerung lasse sich jederzeit per Touchscreen verwirklichen. Auch kann man Spiele mt Hilfe des zweiten Bildschrims leichter verständlich machen. Gleichzeitig könne man aber auch jene Leute zufriedenstellen, die fanden, dass die Standard-Controller der Wii in Sachen Knöpfe und Sticks nur ungenügend ausgestattet waren. Im Grunde genommen sei das Ganze ein Classic Controller [der Wii], den man mit einem Bildschirm versehen hat.

Das neue Pad bedeute übrigens keine völlige Abkehr von der Wiimote, welche bekanntermaßen kompatibel mit dem neuen System ist. In ihrer jüngsten Form - der Wiimote Plus - bietet sie eigentlich alles, was sich Miyamoto von einem derartigen Controller wünscht. Es wäre unsinnig gewesen, ein neues Gerät zu entwerfen.

Das Motto "deeper and wider" hatte Iwata bereits in der E3-Präsentation erwähnt. Ziel Nintendos sei es stets, mehr Leute für Spiele zu begeistern - gleichzeitig wolle man aber auch tiefgründigere Erlebnisse bieten können. Dabei streift Iwata auch eine altbekannte Diskussion:

Die andere Sache ist: Kurz nach de Verkaufsstart der Wii haben Leute in der Spielepresse und hartgesottene Spielefans begonnen, die Wii als Casual-Maschine zu sehen, die auf Famlien abzielt. Die Konsolen von Microsoft sind als etwas kategorisiert worden, das sich an jene richtet, die leidenschaftlich Spiele konsumieren. Da wurde zwischen Core- und Casual-Spielen unterschieden.

Ich kann dem nicht ganz zustimmen, weil ich persönlich denke, dass die Definition eines Core-Spielers viel breiter angelegt ist - jemand, der ein viel größeres Interessenspektrum hat, jemand der es liebt, viele verschiedene Arten von Spielen zu spielen, die verschiedene kreative Ausrichtungen haben.

Andererseits denke ich sicherlich nicht, dass die Wii die Bedürfnisse eines jeden Spielers befriedigen konnte - das ist etwas, was ich korrigieren wollte.

Die Wii U sei nun die Verkörperung der "deeper and wider"-Sichtweise. Mit der Wii habe man sich zweifelsohne darum bemüht, viel mehr Leute anzusprechen - 'wider' eben. Trotz entsprechender Bemühungen, in gewissen Bereichen auch mehr in die Tiefe zu gehen, habe sich in der Öffentlichkeit der Eindruck etabliert, Nintendo werde immer mehr 'casual'. Dabei hätten doch seinerzeit viele Miyamoto-Titel die Grundlagen für das gebildet, was heute als 'core' gilt, so Iwata.

Der Designer selbst ist nach wie vor kein Fan der beiden Kategorien - diese Einordnung sei natürlich einfacher; Spiele wie die Zelda-Reihe würden aber klar zeigen, dass Nintendo dem 'Core-Bereich' keineswegs den Rücken gekehrt hat. Im Bewusstsein dessen nehme man jene Behauptungen nicht wirklich ernst.

Einer der Gründe für jenes Image und die Beliebtheit der beiden Kategorien sei aber sicherlich das Fehlen von HD-Grafik auf der Wii gewesen. Natürlich hätte manchen Leuten auch der Controller nicht zugesagt, auch habe es Nachholbedarf bei den Online-Funktionen gegeben - HD sei aber der einfachste Weg, um einen solchen Unterschied zu erfassen.

Mit der neuen Hardware und dem Controller könnten sich Spiele, die als 'Core' eingestuft werden, zu einer "interessanteren Struktur" entwickeln.

In dieser Hinsicht wünsche ich mir, dass alle Spiele veröffentlicht würden - ganz unabhängig von der Debatte über 'core' oder 'casual'. Es sieht scheinbar so aus, als gebe es keine Lösung für diese Diskussion - ich habe aber das Gefühl, das könnte sich mit der Wii U ändern.

Ich spüre auch, dass diese Grenze, die die beiden Genres trennt, eher psychologischer Natur ist - nur ein Eindruck, den die Leute haben.

Nintendo werde mit Gelegenheitspielen gleichgesetzt, obwohl sich Zelda & Co. doch an die härtesten Spieler richten würden. Die Wii U habe das Potenzial, jene Barrieren einzureißen. Man könne die Zielgruppe noch viel mehr erweitern - einige jener Leute würden dann Gefallen an tiefgründigeren Spielelementen finden und sich zu leidenschaftlichen Spielern entwickeln.

Das war in der Geschichte der Spiele schon immer so, und ich will diese Tradition bewahren. Das ist für mich die wahre Bedeutung von "ein Spiel für jeden". Ein Spiel für jeden ist nicht nur umfassend/ansprechend [wide], sondern auch sehr tiefgründig. Deswegen wird es ein Spiel, das alle anspricht.

0
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.