Borderlands 2
18.08.2011 22:32, Paul Kautz

gc-Eindruck: Endlich wieder Endzeit!

Borderlands kam aus dem Nichts und wurde ein von allen Seiten gefeierter Überraschungserfolg. Kein Wunder also, dass Entwickler Gearbox Software und Publisher 2K Games schnellstmöglich für Nachschub an der Millionen Waffen-Front sorgen möchten. Aber so schnell geht das nicht, wie uns der Producer bei der ersten Präsentation des vor wenigen Wochen angekündigten zweiten Teils versicherte. Denn man wolle keinesfalls die obligatorische Pseudo-Sequel-Schiene fahren: Einfach ein paar neue Levels in der alten Engine basteln, eine höhere Zahl auf die Packung schreiben, fertig. Stattdessen wird alles überarbeitet, optimiert, verbessert und schöner gemacht, um ein noch besseres Endzeit-Gefühl zu ermöglichen: Quest-System mit weniger Grind, entschlacktes Interface, verbesserte KI, weniger Claptrap.

Okay, das letzte war ein Scherz - niemand würde es wagen, die Auftritte des beliebten Schnatter-Roboters zu beschneiden. Borderlands 2 (ab 9,99€ bei kaufen) (BL2) spielt fünf Jahre nach den Geschehnissen des Vorgängers. Vieles hat sich verändert, aber eines bleibt gleich: Es gibt massig, maaaassig Waffen! Die sich allerdings dieses Mal noch deutlicher voneinander unterscheiden sollen. Die einzelnen Manufakturen verpassen ihren Wummen einzigartige Merkmale: Die einen bauen Wegwerfknarren, die man nach dem Entleeren nicht nachlädt, sondern (idealerweise in Richtung eines Gegnerkopfes) wegwirft - ein neues, volles Modell materialisiert kurz darauf in der Spielerhand. Die Banditen basteln ihre Kanonen wie Tim Taylor - aus allem, was halt gerade da ist. Dem entsprechend erinnern diese Waffen an durcheinander gewürfelte Werkzeugkästen (z.B. bestehen Kimme und Korn aus dicken Muttern und Schrauben), fassen aber Massen an Munition – Dauerfeuer steht bei diesen dicken Dingern vor elegantem Design.

Unterschiedliche Feinde reagieren bekanntermaßen anders auf unterschiedliche Waffen, so dass Experimentieren angesagt ist. Da trifft es sich gut, dass die neue Spielerklasse „Gunserker“ gleich zwei Knarren gleichzeitig tragen kann, wobei die Kombination dieser beiden Kanonen beliebig sein darf. Die brandneue KI arbeitet nicht nur bevorzugt im Team, sondern scannt die nähere Umgebung auch immer auf ihre Nutzungsmöglichkeit als Waffe. Es kann also durchaus passieren, dass einem mal ein herrenloses Auto entgegen geschmissen wird; einfach, weil es gerade in der Gegend herumstand. Dadurch soll sich der Spieler niemals so richtig auf die Vorgehensweise einer Gegnergruppe einstellen können. Klar bleibt die Fraktion der „Psychos“ unverändert eine Bande hirnlos in Richtung Mündungsfeuer rennender Idioten. Aber eine Gruppe von „Arctic Bullymongs“, sechsarmiger Schneemonster, dürfte für die eine oder andere Überraschung gut sein.

Klar, dass es auch wieder Bosskämpfe geben wird. Zwei davon gab es auf der gamescom zu sehen: Der eine war ein dicker Kämpfer mit gigantischem Schutzschild, auf den er einen „Psycho Midget“ als zusätzliche Deckung geschnallt hat - der sich übrigens, sofern man ihn da runterballert, kurzzeitig auf des Spielers Seite schlägt und sich gegen seinen Peiniger wendet. Ein anderer Auftrag drehte sich darum, den aus dem Vorgänger bekannten Roland zu befreien, der von der Hyperion Corporation gefangen wurde. Diese ganze Mission ist im Grunde ein Bossgegner, denn der Robo-Transport, in dem sich Roland befand, ballert nicht nur selbst auf den Spieler, sondern fordert auch immer wieder Verstärkung in Form von von einer Mondbasis aus abgefeuerten Robo-Wächtern an - ein Vorgang, der sich vom Abschuss bis zum Einschlag vor des Spielers Füßen auch beobachten lässt. Bekommt man den Transport-Roboter endlich vor die Flinte, erlebt man die unangenehme Überraschung, dass der Mistsack immer wieder von Heilbots repariert wird, die man zusätzlich noch ausschalten muss - keiner hat behauptet, dass das Dasein in der Endzeit-Welt von BL2 ein einfaches ist.

Immerhin darf man prächtige Aussichten genießen: Die Präsentation ist abermals im mit dicken Linien und flachen Farben gezeichneten Cel-Shading-Stil gehalten. Alles ist fließend animiert, die Umgebungen sind aberchslungsreich designt. Außerdem kann man alles, was man sieht, auch die am Horizont vor sich hin schlummernden Berge, in Echtzeit erreichen. Nicht so cool: Die Sichtweite für Vegetation betrug nur wenige Meter, Pflanzen blühten wenige Meter vor dem Spieler auf. Aber okay, das Spiel ist ja mindestens noch ein Jahr von PC, 360 und PS3 entfernt. Steht das Ganze irgendwann im Laden, dürfen wieder bis zu vier Spieler gleichzeitig online oder lokal loslegen, dieses Mal sogar in der Online-Splitscreen-Variante. Und die Füße werden bis Fahrzeugen, die Platz für alle Teilnehmer bieten, auch noch geschont. Aber vielleicht sollte man vor Fahrtbeginn Kotztüten verteilen, denn die neuen Powerslides hätten Colt Seavers neidisch gemacht.

Ausblick:

Das erste Borderlands habe ich nach ein paar Spielstunden zur Seite gelegt - zu sehr erinnerte mich das Ganze an ein Endzeit-WoW mit Knarren statt Schwertern: Renn da hin, meuchele zehn Psychos, komm zurück, renn da hin, meuchele zwölf Psychos, komm zurück... eine Straffung dieses Grindchore-Spielprinzips wäre mir überaus recht. Schenkt man den Worten von Gearbox Glauben, wird genau das passieren, zusammen mit der Überarbeitung bzw. Optimierung und Verbesserung von so ziemlich jedem Aspekt des Spiels. Die wichtigste Frage blieb bei der Präsentation allerdings noch etwas offen: Wo steckt Claptrap?

gc-Eindruck: sehr gut

0
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.