von Marcel Kleffmann,

Fortnite - Reißerische Panikmache und aus dem Kontext gerissene Aussagen: Kritik an ProSieben "Newstime"

Fortnite (Shooter) von Epic Games / Gearbox Publishing
Fortnite (Shooter) von Epic Games / Gearbox Publishing - Bildquelle: Epic Games / Gearbox Publishing
Fortnite bzw. der kostenlos spielbare Modus Fortnite Battle Royale erfreut sich derzeit sehr großer Beliebtheit und hat mittlerweile sogar den Genre-Konkurrenten PUBG bei den Twitch-Zuschauerzahlen geschlagen. Bedingt durch den Erfolg ist allem Anschein nach auch ProSieben auf das Spiel aufmerksam geworden und hat einen Beitrag in der Newstime (Nachrichtenmagazin) vom 13. März 2018 um 17:30 Uhr gesendet, der übertrieben und reißerisch auf das Thema "Jugendschutzprobleme" bei Onlinespielen einging und zugleich Interviewaussagen einer Expertin aus dem Zusammenhang riss, um unnötige Panik zu schüren. Die Sendung kann in der ProSieben-Mediathek angeschaut werden. Die relevante Passage beginnt bei 09:14 Min.

In der Anmoderation verliest die Newstime-Moderatorin Laura Dünnwald folgenden Text: "Millionen Jugendliche üben sich derzeit im Überlebenskampf. Nur wer Andere abknallt überlebt - zumindest online. Das Computerspiel Fortnite Battle Royale ist der Renner auf deutschen Schulhöfen. Weltweit gibt es mehr als 20 Millionen Nutzer. Und jetzt schlagen Jugendschützer Alarm."

Abgesehen davon, dass die verwendeten Daten zur Spielerzahl (45 Millionen) veraltet sind, werden auch falsche Aussagen getätigt. Im Beitrag heißt es: "(...) Spaß am Tötungsszenario, das vielen Eltern Sorgen bereitet. Über das geprüfte Basisspiel [gemeint ist die Altersfreigabe von Fortnite; ab 12 Jahren] werden viele Kinder und Jugendliche zur heftigeren Online-Variante gelockt - ohne Alterskontrolle wie im Ladenverkauf." Dass die Ladenversion von Fortnite im Prinzip nur den Rette-die-Welt-Modus umfasst und der Battle-Royale-Modus erst später hinzugefügt wurde, wird im Bericht verschwiegen - zumal die (kostenpflichtige) Box-Version überhaupt nicht dem (kostenlosen) Battle-Royale-Modus wirbt.

Im besagten Beitrag kam außerdem Linda Scholz (Fachstelle für Jugendmedienkultur; Projekt Spieleratgeber-NRW) zu Wort, eingeleitet mit den Worten "Jugendschützer schlagen Alarm". Frau Scholz sagte vor der Kamera: "Und allein dieser Modus an sich; ich muss jetzt alle eliminieren; das kann zu Stress führen, das kann zu Ärger führen, wenn ich vielleicht der Vorletzte nur noch war und kurz vor dem Sieg, ja von jemanden noch quasi 'digital ermordet' wurde" - Ende der Passage, die an dieser Stelle irgendwie unpassend und zusammenhanglos wirkte. Danach ging der Bericht damit weiter, dass "im Internet" eine vernünftige Alterskontrolle schwierig sei.

Linda Scholz beklagte nach der Ausstrahlung der Sendung, dass ihre Aussagen "unpassend und falsch" aus dem Kontext gerissen wurden, um reißerische Panikmache bei Eltern zu erzeugen.




Daraufhin wurde eine Pressemitteilung von der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW herausgegeben. Dort heißt es: "Die Referentin Linda Scholz wurde in unseren Büroräumen durch einen Mitarbeiter interviewt und es wurde ein längeres Interview aufgezeichnet. Letztlich wurde aus dem umfangreichen Material ein Satz herausgerissen und durch Anmoderation und Zusammenschnitt mit weiterem Material in einen von uns nicht beabsichtigten Kontext gestellt. (...) Aus diesem Grund distanzieren wir uns an dieser Stelle von dem Kontext des Berichts 'Eltern warnen zu wollen' oder 'Alarm zu schlagen'. (...) Das Spiel „Fortnite: Battle Royale“ orientiert sich in der Darstellung der gewalthaltigen Inhalte an dem Hauptspiel „Fortnite“, welches durch die USK eine gesetzliche Alterskennzeichnung ab 12 Jahren erhalten hat und daher für Spielerinnen und Spieler ab 12 Jahren als unbedenklich eingestuft wurde."

Fortnite Battle Royale wird vom Spieleratgeber-NRW übrigens folgendermaßen eingeordnet: "Auch wenn bei Fortnite: Battle Royale Waffengewalt als einzige Möglichkeit der Konfliktlösung vorliegt, ist es ein sehr fiktives Setting ohne detailreiche Gewaltdarstellungen. [...] Zwar handelt es sich um realistische Waffennamen, aber die Grafik im Cartoon-Stil verleiht dem Ganzen ein fiktives Aussehen." Wir haben dem Spiel nach redaktioneller Abstimmung eine pädagogische Empfehlung ab 14 Jahren gegeben.  Dies ist eine Orientierungshilfe für Eltern, die ihren Kindern natürlich erlauben können, das Spiel auch früher zu spielen. Wir stellen uns immer gerne einer Diskussion um unserer erfolgten Empfehlungen, bitten jedoch um einen respektvollen und angemessenen Ton, den man leider in der Diskussion um den Fernsehbeitrag vermissen musste."

Letztes aktuelles Video: Battle Royale Karten-Update

Quelle: PC Games, PC GamesN, ProSieben, Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW

Kommentare

johndoe782451 schrieb am
Jondoan hat geschrieben: ?17.03.2018 16:14
EvilGabriel hat geschrieben: ?16.03.2018 22:59
Jondoan hat geschrieben: ?16.03.2018 20:01
Stichwort Lügenpresse und so?
OK, ein bisschen sehr konstruiert, aber ich spiel mal mit:
ProSieben macht (mal wieder) eine hanebüchene Story über gefährliche Killerspiele, die Zuschauer denken sich zurecht:
"Hm, das ist doch mal wieder kompleter Unsinn. Ich schalte den Kasten einfach mal ab." und jetzt kommt hier ernsthaft ein
"Das spielt den Rechten doch nur in die Hände!!11"?!
Habe ich das nur falsch interpretiert?
Na klar ist es konstruiert! Die ganze Aufregung um "Lügenpresse" ist ein riesengroßes Konstrukt unzufriedener Neurechter! Für die ist sowas doch ein gefundenes Fressen - zugegeben das Thema Videospiele auf Pro7 ist jetzt nicht so der Zündstoff im politischen Spektrum, aber genau so funktioniert doch bei denen die Reaktionskette: schlecht recherchiert, tendenziös --> Lügenpresse!
Yo Dude, was geht?
https://youtu.be/X4kvumZpu_o
Schiffmeister schrieb am
Bedingt durch den Erfolg ist allem Anschein nach auch ProSieben auf das Spiel aufmerksam geworden und hat einen Beitrag in der Newstime (Nachrichtenmagazin) vom 13. März 2018 um 17:30 Uhr gesendet, der übertrieben und reißerisch auf das Thema "Jugendschutzprobleme" bei Onlinespielen einging und zugleich Interviewaussagen einer Expertin aus dem Zusammenhang riss, um unnötige Panik zu schüren
Hehe, ist das nicht Standard bei dieser Art Medien....?
HellToKitty schrieb am
Ich finde es Schade, dass derartige Nachrichten und die damit einhergehende Instrumentalisierung durch konservative Politik eine vernünftige Auseinandersetzung mit dem Thema bereits im Keim erstickt. Dabei gäbe es tatsächlich viele interessante Aspekte, die man bei dieser Thematik besprechen könnte. Ich finde es durchaus problematisch, wenn Menschen und im besonderen Kinder zu viel zocken. Meiner Meinung nach sind da aber die Auswirkungen wie Übergewicht, eine katastrophale Körperhaltung und soziale Isolation weitaus ernstzunehmender als eine eventuell daraus resultierende gesteigerte Gewaltbereitschaft. Alles in Allem ist es natürlich immer ein Leichtes, sich einen Sündenbock zu suchen, um sich am Ende nicht noch wirklich mit den vielleicht viel komplexeren Problemen in unserer Gesellschaft auseinandersetzen zu müssen. Unterm Strich ist das ja bereits ein alter Hut, der so und in ähnlicher Form bereits viel zu oft durchgekaut wurde, ohne dass man jemals die richtigen Fragen gestellt hätte.
Dennisdinho schrieb am
Ganz dämliche Reportage. Ich finde das Spiel zwar auch katastrophal schlecht, aber die Berichterstattung ist die reinste Übertreibung. Hier will der TV-Sender nur den Hype von Fortnite ausnutzen, weil wahrscheinlich selbst ProSieben merkt, dass das Fernsehen langsam ausstirbt. Gucke seit Jahren kein Fernsehen, Filme und Serien und weiß genau warum.
compyler schrieb am
Ich habe seit 3 Jahren nur noch Netflix und Amazon Prime und genieße jede Sekunde mit meinem TV. Fühle mich richtig befreit ohne die primitiven, werbeverseuchten Privatsender.
schrieb am