von Julian Dasgupta,

Watch_Dogs: Ubisoft bedauert Journalistengeschenke

Watch Dogs (Action-Adventure) von Ubisoft
Watch Dogs (Action-Adventure) von Ubisoft - Bildquelle: Ubisoft
Steven Hogarty von PCGamesN (via neogaf) hatte gestern berichtet, dass sich Ubisoft bei einem Presse-Event für Watch_Dogs in Paris als besonders spendabel erwies: Neben einem speziellen Rucksack gab es für die anwesenden Journalisten gleich noch ein Nexus 7 samt Lederhülle als Dreingabe.

Mehrere Magazine haben dies mittlerweile bestätigt, merkten aber an, man werde das Tablet verlosen oder für wohltätige Zwecke versteigern. Ubisoft scheint das Ganze derweil etwas unangenehm geworden zu sein. In einer Stellungnahme teilt man mit:

"Auf einem vor Kurzem für Watch_Dogs veranstalteten Preview-Event erhielten einige UK-Journalisten Geschenktüten mit einem Tablet, auf das wir Watch_Dog-Videos, -Screenshots und relevante Links aufgespielt hatten. Das entspricht nicht unseren Richtlinien für die Zusammenarbeit mit Journalisten, die über unsere Spiele berichten, da wir verstehen, dass Geschenke dieser Art falsch interpretiert werden könnten. Wir entschuldigen uns für den Fehler und etwaige dadurch verursachte Irritationen."

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Kommentare

Temeter  schrieb am
Dann nehm ich auch meinen Kommentar über deine journalistischen Fähigkeiten zurück, war ein ähnlicher Schnellschuss. :Blauesauge:
Aber genau sowas sind wieder Probleme: Man kann so unabhängig sein, wie man will, aber ab und zu kann die eigene Situation ein bischen die Wahrnehmung ändern. Ohne dass man sich dessen sofort bewusst ist. In solche Breschen schlägt Werbung am liebsten.
Generell ist ein 'ich würde in der Situation aber' deswegen immer ein bischen fraglich.
Ich will die finanzielle Situation von Journalisten auch gar nicht beschönigen. Insbesondere wenn neben an noch die Boulevardpresse Erfolge feiert. Für prinzipientreue und kritische Berichterstatter habe ich eine Menge Respekt.
Easy Lee schrieb am
Ich bin nochmal in mich gegangen und möchte meine Meinung revidieren. Mein erster Impuls war "mitnehmen - Klappe halten - trotzdem neutrale Berichterstattung abliefern".
Ich bin zwar nach wie vor überzeugt davon, dass meine persönliche Urteilskraft von derlei Beeinflussungsversuchen unbeeinflusst bleibt, aber das alleine ist kein Maßstab. Viele Leute sind angelernte Quereinsteiger und haben einen dementsprechend losen Umgang mit der Berufs-Ethik, wie man sie in einem Journalismus-Studium oder einem Volontariat bei einem guten Verlag vermittelt bekommt. De facto hat man es im Games-Journalismus mit allerlei Fanboys zu tun, die dementsprechend leicht zu faszinieren sind. Mein Argument war "Autoren und Journalisten verdienen eh kaum noch was". Ich habe das in einem Moment gepostet, als ich selbst gerade wieder einen Engpass hatte und dementsprechend frustriert darüber war. Das zeigt auf, dass ich in diesem Moment beeinflussbar war. Auf irgendeine Weise zumindest, auch wenn sie nicht zum Verlust der Urteilskraft geführt hätte. Aber es ist nunmal nicht Aufgabe von Publishern Autoren zu bezahlen, es ist Aufgabe des Auftraggebers bzw. der Publikation für die man da ist. Natürlich ist ein Publisher auch Teil des Wirtschaftskreislaufes eines Spielemagazins, insofern wird es da immer Abhängigkeiten irgendeiner Form geben und ein gegenseitiges Interesse bestehen sich nicht an den Karren zu fahren, aber dabei darf man die dritte Instanz nicht aus den Augen verlieren: Der Leser und Kunde. Ohne diesen geht für alle Beteiligten gar nichts und dementsprechend fair sollte der Umgang mit diesem sein.
Ich hätte das Gerät im ersten Impuls zwar mitgenommen, daran ändert sich nichts. Aber ich hätte es letztlich wohl verlost oder gar zurückgeschickt. Es ist ist sicherlich nicht einfach in finanziell rauen Zeiten den Idealismus aufrecht zu erhalten, vor allem wenn es um einen herum nur noch Opportunisten zu geben scheint, aber es gibt auch Möglichkeiten den eigenen Idealen treu zu...
Lord Hesketh-Fortescue schrieb am
Usul hat geschrieben: Eine andere Meinung? Ja. Aber das sollte ja wohl noch gerade so akzeptierbar sein.
Ich kann als Freund einer gesunden Streitkultur ganz gut damit leben, ja. ^^
Es wäre dennoch schön, wenn man sich (unabhängig Kulis und Smartphones) zumindest darauf einigen könnte, dass:
a) die Leser/Konsumenten ein grundsätzliches Interesse an der qualitativen Entwicklung und Verbesserung des Spielejournalismus haben sollten,
b) zu diesem Interesse notwendigerweise dazugehört, die Unabhängigkeit und Ehrlichkeit (nicht zwangsläufig immer die Objektivität) der journalistischen Meinung als "Wert an sich" anzuerkennen, der so weit wie eben möglich schützenswert ist,
und c) Maßnahmen, die den ohnehin schon vorhandenen Branchen-Filz noch weiter fördern/perpetuieren oder den Nährboden für gänzlich aus dem Ruder gelaufene Grenzüberschreitungen bilden (Wertungsabsprachen, offene Manipulationsversuche, Einsatz von Drohungen und Druckmitteln...), kritisch zu betrachten sind und man schlecht beraten ist, immer nur die "Drei Weisen Affen" zu mimen. Das bedeutet keinesfalls, sich gleich bei einem Kugelschreiber oder einem kostenlosen Presseevent in schäumende Hysterie rein zu hyperventilieren, sondern einfach aufmerksam zu bleiben.
Das sind denke ich - selbst für unseren liebgewonnen "Daddel-Journalismus" und seine vergnügliche Leserschaft - jetzt keine wahnsinnig utopischen Über-Ansprüche.
danke15jahre4p schrieb am
Usul hat geschrieben:Wie etwa der noch in Zweifel stehenden tatsächlichen Einflüsse von "einfach so" gegebenen Geschenke.
usul, es geht nicht um den einfluss, es ist egal ob ein geschenk einfluss nimmt oder nicht, es geht darum, dass nach einer geschenkannahme sich kein tester mehr von einem einfluss bzw. nichteinfluss freisprechen kann, auch dann nicht, wenn der test 1 zu 1 der gleiche gewesen wäre ohne das geschenk, weil das nicht mehr nachzuweisen ist.
klar kannst du sagen, dass ein test auf grund seiner klarheit und nachvollziehbarkeit wahrscheinlich unbeeinflusst von einem geschenk war, dennoch gibt es aufgrund der subjektivität eines testes dort keine sicherheit und genau das ist der grund warum geschenke grundsätzlich abzulehnen sind auch wenn der tester ein fels in der brandung ist was eine etwaige beeinflussbarkeit betrifft.
und dann kann man natürlich sagen, dass tester die geschenke annehmen unseriös sind, weil sie genau das nicht beherzigen und sich bewusst in diese grauzone begeben unabhängig davon ob sie sich beeinflussen lassne oder nicht.
greetingz
Temeter  schrieb am
Usul hat geschrieben:Nein, man muß das nicht ignorieren. Ist das Gegenteil von "Total verdammen" denn in deinen Augen dann "ignorieren"? Aber die Relationen sollte man dennoch im Auge behalten.
Tun wir doch. Kugelschreiber sind ok - auch natürlich darüber hinaus. Und das Nexus - so ist der allgemeine Konsens, selbst unter Journalisten - geht klar zu weit. Relationen hin oder her, irgendwo muss man eine Grenze setzen. Dieser Mangel an Prinzipien ist die Quelle des aktuellen Problems.
Wenn man die Situation verbessern wollte, könnte man solche Dinge tun, ja. Der erste und wichtigste Schritt wäre: Keine Werbeverträge zwischen Publishern und Magazinen. Danach keine Vereinbarungen zwischen Publishern und Magazinen... d.h. die Magazine sollten sich nicht auf NDA-Spielchen, Review-Sperren, Wertungsabsprachen einlassen. Das geht aber natürlich nur dann, wenn alle mitmachen.
Das mit den Werbeverträgen kann man leider vergessen. Spieleseiten und Magazine leben immer mehr von Werbung. Andererseits werden zumindest klassische Adds in erster Linie von dritten Agenturen geschaltet, was Brührungspunkte gering hält.
Bei NDAs und Embargos stimme ich dir zu, diese Maßnahmen und die PR-Maschinerie dahinter haben mittlerweile soziopathische Ausmaße angenommen. Leider funktioniert das wirklich nur, wenn alle Journalisten mitmachen würden. Dazu kommt natürlich Zeugs wie frühe Testmuster und Berichte, die als effektives Druckmittel funktionieren und teilweise für den heutigen Stand verantwortlich sind.
Denn DAS und Ähnliches sind die wahren Probleme und nicht irgendwelche Werbegeschenke - zumindest meiner Meinung nach. Wenn das alles aus der Welt ist, kann man von mir aus auch auf jegliche Werbegeschenke verzichten, wenn das einige von uns glücklicher macht. Aber ausschlaggebend finde ich das in der Branche nicht mal im Ansatz.
Dafür, dass du vorher von der Komplexität der Sympathien gesprochen hast, ist das ist eine zimlich klare Ansage. Das muss man schon belegen können. Woher...
schrieb am
Watch Dogs
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