Everybody's Gone to the Rapture
13.10.2015 05:07, Benjamin Schmädig

Company Director und Komponistin Jessica Curry zieht sich zurück, u.a. aufgrund "hoffnungslos vergifteter Beziehungen" zu Sony

Company Director und Komponistin des Entwicklerstudios The Chinese Room, Jessica Curry, hat in einem sehr persönlichen Blog-Eintrag auf der offiziellen Webseite "in gewisser Weise" ihren Rückzug aus dem Studiobetrieb angekündigt. Als Gründe zitiert sie eine degenerative Erkrankung sowie schlechte Erfahrungen mit dem Publisher von Everybody's Gone to the Rapture (ab 17,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen). Sony hatte das PlayStation-4-Spiel im August veröffentlicht (zum 4Players-Test).

Curry ist mit Creative Director Dan Pinchbeck verheiratet und hatte ihrer Beschreibung zufolge lange gegen die unheilbare Krankheit gekämpft. Trotz körperlicher Erschöpfung sei sie stets an ihre Grenzen gegangen, bis es ihr im Juni dieses Jahres so schlecht ging, dass sie gezwungen war "darüber nachzudenken, was zum Henker ich mir eigentlich antat und welche Auswirkungen das vor allem auf meinen Mann und meinen Sohn hatte."

"Ich kann nicht davonlaufen", schreibt Curry. "Und es ist an der Zeit, mir selbst und denen, die mich lieben, das einzugestehen."

Die Studiochefin und Komponistin aller Spiele von The Chinese Room führt allerdings nicht nur körperliche Ursachen für ihren Rückzug aus der unmittelbaren Spieleentwicklung an. Curry zeigt sich auch unzufrieden über die Zusammenarbeit mit Publisher Sony. "Das 'Big Business' und das Erschaffen von Kunst waren schon immer ausgesprochen schlechte Bettgenossen und Rapture war für mich keine Ausnahme", schreibt sie.

Auf Einzelheiten geht sie nicht ein, um die Arbeit ihrer Kollegen bei the Chinese Room nicht negativ zu beeinflussen. Sie selbst habe sich während der Zusammenarbeit mit Sony aber von einer fröhlichen und kreativen Person in einen reizbaren, unglücklichen Menschen verwandelt. Curry: "Ein Großteil des Stresses [...] rührte von der in meinen Augen hoffnungslos vergifteten Beziehung, in der ich mich wiederfand. Aus den genannten Gründen kann ich keine Einzelheiten aufzählen. Ich kann aber sagen, dass ich nur ungläubig mit dem Kopf schütteln kann, wenn ich auf die Art und Weise zurückblicke, mit der wir behandelt wurden."

Ein dritter Grund für ihren teilweisen Rückzug von The Chinese Room sei das Ansehen von Frauen in der Spieleindustrie. Curry äußert sich enttäuscht darüber, dass sie einen großen Anteil am Erschaffen der Spiele ihres Studios hatte, ihr Mann aber stets die Lorbeeren zugesprochen bekam. Von Journalisten sei sie lediglich als "Dan Pinchbecks Frau" beschrieben worden und als dieser sagte "Jess ist der Kopf des Unternehmens" hätten die angesprochenen Leute gekichert.

"Ich weise nicht ihn (Pinchbeck, Anm. d. Red.) zurück, sondern die Gesellschaft, die noch immer nicht damit klarkommt, dass eine Frau genau so talentiert sein mag wie der Mann, mit dem sie ihr Leben teilt", schließt die Komponistin den Gedanken ab.

Curry werde dem Studio erhalten bleiben. Auch ihr Büro soll es weiterhin geben, ihren Posten als Studiovorsitzende werde sie weiterhin offiziell begleiten. Sie werde außerdem damit fortfahren, Musik zu schreiben - für die Spiele von The Chinese Room sowie für andere Projekte, falls Interesse besteht. Everybody's Gone to the Rapture habe ihr gezeigt, dass sie dies sehr gut beherrsche. Sie wolle außerdem ein großes musikalisches Projekt mit der schottischen Dramatikerin und Dichterin Carol Ann Duffy in Angriff nehmen. Einzelheiten behält Curry allerdings noch für sich.

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