von Julian Dasgupta,

Oculus VR: Für zwei Mrd. Dollar Übernahme durch Facebook

Oculus Rift (Hardware) von Facebook
Oculus Rift (Hardware) von Facebook - Bildquelle: 4Players
Damit hat wohl kaum jemand gerechnet: Facebook wird Oculus VR übernehmen. Nach dem Kauf von WhatsApp greifen Mark Zuckerberg & Co. ein weiteres Mal in die Kriegskasse: Ganze zwei Mrd. Dollar wird sich das Unternehmen die VR-Spezialisten kosten lassen. Davon werden 400 Mio. Dollar direkt, 1,6 Mrd. Dollar in Form von Facebook-Aktien gezahlt. Sollten die Mannen um Palmer Luckey bestimmte Ziele erreichen, werden außerdem weitere 300 Mio. Dollar fällig.

Mit seinem Rift hatte die Firma einen neuen Hype um Virtual-Reality-Anwendungen losgetreten und kommt mittlerweile auf über 75.000 Bestellungen für Entwickler-Kits. Erst in der vergangenen Woche hatte man eine deutlich verbesserte zweite Version des Devkits vorgestellt, die ab Juli ausgeliefert wird.

Die Kommunikationsplattform der Zukunft?

Für Facebook und Oculus VR reicht das Potenzial für Virtual Reality deutlich über den Spielebereich. Jene Technologie sei einer der Kandidaten, die zur nächsten großen sozialen bzw. Kommunikationsplattform werden könnte, heißt es in der Mitteilung.

Mobile Plattformen seien heute die wichtigsten - mit der Übernahme der Firma mache man sich auch bereit für Plattformen der Zukunft, so Zuckerberg in einem Statement. Oculus VR habe die Chance, "die sozialste Plattform aller Zeiten zu entwickeln und die Art und Weise zu verändern, wie wir arbeiten, spielen und kommunizieren."

Der Facebook-Gründer merkt außerdem an: Durch die Übernahme werde sich nichts an den Plänen von Oculus für die Spielewelt ändern. Facebook wolle die Rift-Entwicklung weiter vorantreiben und noch mehr Partnerschaften mit anderen Hersteller aufbauen.

Von Oculus VR ist zu hören: Man wolle die beste VR-Plattform abliefern und sei sich sicher, das Medium werde auch stark von sozialen Erlebnissen geprägt werden. Menschen könnten völlig neu vernetzt werden.

Auf seinem Blog blickt Oculus zurück: Vor 18 Monaten noch habe man grobe Prototypen in einer Garage zusammengebastelt, mittlerweile sei man bei über 75.000 bestellten Entwickler-Kits und mehreren Niederlassungen. Das Facebook-Team hätte schon vor einigen Monaten Kontakt aufgenommen und sich für die Technologie interessiert. Bei den Gesprächen habe sich herausgestellt, beide Unternehmen hätten die Vision von einer neuen Interaktionsplattform, über die man Milliarden von Leuten in völlig neuer Art verbinden kann.

Die Übernahme mute auf den ersten Blick vielleicht merkwürdig an - in Sachen Firmenkultur würden sich Facebook und Oculus aber sehr ähneln. Beiden gehe es um Innovation und darum, die besten Leute des jeweiligen Fachs zu verpflichten. Beide seien überzeugt davon, dass Kommunikation der Motor neuer Plattformen ist. Man wolle zu einer offenen, vernetzten Welt beitragen und Virtual Reality sei der nächste Schritt in diese Richtung. Die Partnerschaft sei vielleicht der wichtigste Moment für das Medium und gebe Oculus die Möglichkeit, die Welt zu verändern.

Nicht nur für Palmer Luckey und sein Kernteam, sondern auch für allerlei Investoren wird die Übernahme doch zum sehr schnell eingetroffenen Zahltag: Erst Anfang Dezember hatte sich Oculus VR im Rahmen einer weiteren Finanzierungsrunde 75 Mio. Dollar an Risikokapital besorgt. Jene Geldgeber dürften die dabei erworbenen Anteile jetzt mit deutlichem Gewinn wieder loswerden.

Aufmerksamkeit wird im Zuge der Übernahme einem Reddit-Eintrag zuteil, in dem ein Nutzer vor einem Monat schrieb: "Ich kann das nicht bestätigen, aber ein Freund von mir arbeitet im selben Gebäude wie Oculus und traf gerade Mark Zuckerberg, der mit den Fahrstuhl zum Stockwerk von Oculus fuhr..."

Die Übernahme soll im zweiten Quartal abgeschlossen werden. 

Letztes aktuelles Video: Oculus Rift DevKit 2

Quelle: Pressemitteilung

Kommentare

tschief schrieb am
Ich wiederhol mich hier auch nochmals, da ich schon mehrmals das Argument "Daten auslesen" gesehen habe.
Es gibt keine Daten, die ausschliesslich und NUR mit einem OR ausgelesen werden können, auch Eye-Tracking benötigt nicht zwingend ein OR. Da reicht schon eine Webcam oder ein Bildschirm der diese Daten auslesen kann. Das Argument, dass Facebook also über 2 Milliarden in OR reinbuttert, weil Sie deine Eye-Tracking Daten möchten (während Sie diese auf anderem Wege einfacher und insbesondere günstiger reinholen könnten) ist ziemlich weit hergeholt.
Ich bin auch nicht glücklich über die Übernahme. Was manche hier aber für fantasievolle Theorien zusammenspinnen ist zwar durchaus amüsant - meiner bescheidenen Meinung nach werden dabei aber nicht ganz alle Aspekte gleich gewichtet. Insbesondere der vorhandene Hass auf Facebook drückt da viele Beurteilungen stark ins Negative und lässt eine möglichst objektive Betrachtungsweise fast nicht aufkommen.
z.B. könnte man auch denken, dass Facebook die komplette Abhängigkeit von seinem Grundgeschäft aufbrechen will (da nicht langfristig und nachhaltig) und deshalb andere Firmen aufkauft - nicht mit dem Hintergedanken dieses ins Hauptgeschäft zu integrieren sondern eben zu diversifizieren. Macht ja wirtschaftlich gesehen bei einem so instabilen Geschäftszweig wie Social Media Sinn.
Kajetan schrieb am
eigentlichegal hat geschrieben:Ich wollte nur verdeutlichen, dass die Forderung von Jakekorn gar nicht so leicht zu erfüllen ist, wie man denkt. Hinzukommt, wenn das was du sagst wahr ist, dass ich Facebook auf gar keinen Fall erlauben möchte, noch mehr Daten über mich abzuspeichern.
Genau das ist auch das einzige, was man hier als Enduser gegenüber Facebook tun kann. Sich nicht mehr aktiv als Datenmine gebrauchen zu lassen.
Und ja, viele Leute begreifen erst dann den "Ernst" der Lage, wenn sie ganz unmittelbar persönlich betroffen sind. Vorher sind das nur Geschichten von anderen Leuten blablabla ... ich habe im Bekanntenkreis eine ziemlich traurige Geschichte über ein Ehepaar, welches kein Problem hatte, dass der Sohn sich freiwillig zum BW-Einsatz in Afghanistan gemeldet hat. Weil phöse Terroristen, Sicherheit und so. Erst als der Sohn bei einem Einsatz ums Leben kam, eine Frau und ein Kind hinterließ, begann zumindest seine Mutter damit sich ENDLICH mit der Wirklichkeit da unten und der politischen Großwetterlage zu beschäftigen.
Es ist manchmal so unendlich ermüdend und frustrierend, dass bei den meisten Menschen das Kind zuerst in den Brunnen fallen muss, bevor man sich Gedanken um eine mögliche Schachtabdeckung macht.
eigentlichegal schrieb am
Kajetan hat geschrieben:Es werden auch keine Datensätze gelöscht. Es werden nur Datensätze deaktiviert, damit sie über die Facebook-Oberfläche nicht mehr sichtbar sind. Einzelne Datensätze tatsächlich löschen macht meines Wissens kein großer Anbieter. Gründe dafür können sein: Daten können weiterhin in Analysen einfliessen, einzelne Löschvorgänge und anschliessendes Neuindizieren der jeweiligen DB wirkt sich nachteilig auf die Performance aus, erhöhte Gefahr von Datenkorruption.
Ich wollte nur verdeutlichen, dass die Forderung von Jakekorn gar nicht so leicht zu erfüllen ist, wie man denkt. Hinzukommt, wenn das was du sagst wahr ist, dass ich Facebook auf gar keinen Fall erlauben möchte, noch mehr Daten über mich abzuspeichern.
@Fusion: Dein Einkaufszentrum ist doch Augenwischerei. Natürlich kann Facebook allein über den Verkauf von "Stellplätzen" Geld machen. Aber solange sie die Daten über das Einkaufsverhalten ebenfalls registrieren und speichern können, hindert sie nichts daran, dass mit entsprechenden, nicht gefaketen FB-Accounts abzugleichen und diese Daten an Dritte weiterzugeben. Und diese Praxis wäre bei weitem nicht so Geschäftsschädigend, wie du es hier darstellst, denn immerhin macht Facebook genau das bereits jetzt mit den ihnen zur Verfügung stehenden Daten und trotzdem ist Facebook noch nicht bankrott. Ich glaube nämlich, dass sich nur wenige Leute über sowas wirklich aufregen, solange sie nicht unmittelbar persönlich betroffen sind!
Kajetan schrieb am
eigentlichegal hat geschrieben:Das ist gar nicht so einfach, wie du dir das vorstellst. Ich habe im Jahr 2009 (immerhin schon 5 Jahre her) für ein knappes halbes Jahr einen Facebook-Account gehabt. Dann habe ich ihn gelöscht. Danach habe ich ein halbes Jahr später immer noch Mails von Facebook bekommen, ob ich den Account nicht reaktivieren möchte. Danach hatte ich erstmal Ruhe. Dann jedoch, letztes Jahr, also 4 Jahre nachdem ich den Account gelöscht habe, wurde er wohl durch einen Fehler wieder aktiviert. Es war alles wieder exakt so, wie ich es gelöscht habe. Jede Post, jeder Freund, absolut alles, was ich mal online gestellt hatte war wieder da! 4 Jahre(!!) nachdem ich es gelöscht glaubte!!
Es werden auch keine Datensätze gelöscht. Es werden nur Datensätze deaktiviert, damit sie über die Facebook-Oberfläche nicht mehr sichtbar sind. Einzelne Datensätze tatsächlich löschen macht meines Wissens kein großer Anbieter. Gründe dafür können sein: Daten können weiterhin in Analysen einfliessen, einzelne Löschvorgänge und anschliessendes Neuindizieren der jeweiligen DB wirkt sich nachteilig auf die Performance aus, erhöhte Gefahr von Datenkorruption.
schrieb am