von Jan Wöbbeking,

Kerbal Space Program: Entwickler ändern geschlechtlich festgelegtes Sprichwort ab und ernten Unmut

Kerbal Space Program (Simulation) von Private Division
Kerbal Space Program (Simulation) von Private Division - Bildquelle: Private Division
Die Raumschiffbau-Simulation Kerbal Space Program (ab 9,99€ bei kaufen) sieht sich in den vergangenen Tagen auf Steam vielen negativen Reviews ausgesetzt, weil in der chinesischen Version ein Sprichwort abgeändert wurde. Wie Kotaku.com berichtet, hieß der auf einem Space-Shuttle geschriebene Spruch ursprünglich "Wer nicht den Mond erreicht, ist kein Ehrenmann", was an das Sprichwort "Wer nicht die chinesische Mauer erreicht, ist kein Ehrenmann" angelehnt ist, das sich auf Mao Zedong bezieht.

Nachdem sich ein Steam-Nutzer darüber beschwerte, dass der Begriff Ehrenmann (bzw. wörtlich "guter Mann") sexistisch sei und weibliche Nutzer ausschließe, ersetzte das Studio den Satz mit "Ich werde nicht aufgeben, bevor ich den Mond erreiche". Da das Original-Sprichwort und seine Satzmelodie in China offenbar sehr beliebt sind, sorgte diese Änderung aber für noch mehr Aufruhr und negative Bewertungen. Hunderte negative Reviews warfen den Entwicklern vor, sich der feministischen Agenda anzubiedern.

Laut Kotaku schnellte die Anzahl der negativen Nutzereindrücke derart in die Höhe, dass Steam seine neuen Mechanismen gegen massenhafte negative Reviews einsetzte (siehe die News zum "Anti-Review Bomb Countermeasures"). Kritiker der Änderung gaben zu bedenken, dass der Begriff zwar tatsächlich in etwa "guter Mann" bedeute, im Sprachgebrauch aber universell als Wort für einen Helden genutzt würde, so dass sich auch viele Mädchen in Anlehnung an das Sprichwort so bezeichneten.

Letztes aktuelles Video: Update 12 Loud and Clear

Quelle: Kotaku.com, Steam

Kommentare

Usul schrieb am
billy coen 80 hat geschrieben: ?20.10.2017 00:02Einzig bei deinem Fauxpas, Alice Schwarzer in die Genderecke zu stellen, musste ich zusammenzucken, weil ich dachte: "Au Backe, jetzt nehmen sie ihn auf Basis dessen auseinander". Aber zum Glück waren deine Diskussionsgegner diesbezüglich scheinbar auch nicht von großer Faktenkenntnis beleckt. Alice Schwarzer ist Vertreterin des Radikalfeminismus der zweiten Welle. Sie ist erklärte Gegnerin der aktuell gesellschaftlich, politisch und medial tonangebenden Feminismusströmungen (Gender und Intersektionalismus).
"Scheinbar" ist hier das passende Stichwort. Denn siehe hier:
eigentlichegal hat geschrieben: ?16.10.2017 14:58Hättest du dir wirklich die Mühe gemacht mal zu lesen, was ich gepostet habe, dann wüsstest du, dass Alice Schwarzer in diesem Kontext eine scharfe Kritikerin der Genderstudies ist, weil ihrer Meinung nach das ganze den feministischen Gedanken mit Füßen tritt.
Also zumindest für eigentlichegal liegst du daneben. (Darauf wurde dann nicht mehr eingegangen, wenn ich es richtig überblicke.)
Für mich persönlich kann ich sagen, daß ich Alice Schwarzer nicht wirklich verfolge... von daher bin ich in der Tat relativ unbeleckt.
billy coen 80 schrieb am
Sharkie hat geschrieben: ?19.10.2017 20:14 ...
Diese Entwicklung im Englischen ist zwar faktisch korrekt wiedergegeben, die Deutung, dass sich dies so gebildet hat, weil man es als am fairsten empfand halte ich jedoch für eine etwas steile These. Es mag Momente geben, wo sozial solche Erwägungen mit reinspielen, aber in erster Linie ist Sprache etwas vor allen Dingen funktionelles mit einem mindestens beiläufigen Anspruch auf klangliche Ästhetik.
Für wesentlich wahrscheinlicher halte ich es, dass sich derlei spezifisch weibliche Konstrukte eher zurückgebildet haben, weil sie eben dem Sprachfluss als zuwiderläufig empfunden worden waren und sich ihre Sinnhaftigkeit als nicht ausreichend gegeben darstellte. Ähnlich wie auch das im Englischen nahezu vollkommen abhanden gekommene Konjugieren von Verben. Man hat doch schon ein Personalpronomen genannt, warum muss dann das Verb nochmals betonen, auf wen oder was es sich bezieht? Also weg damit!!! In romanischen Sprachen gibt es da die genau umgekehrte Methode. Da gilt die Verwendung von Personalpronomen als überflüssig, weil ja die Konjugation des Verbes schon den Bezug herstellt. Pronomen werden da nur verwendet, wenn man den Bezug ganz besonders betonen will.
Eine Abwägung fair oder weniger fair hätte darüber hinaus wohl im Englischen gewiss nicht zu dem Ergebnis geführt, das generische Maskulinum komplett fix zu setzen und selbst bei Berufsbezeichungen auf eine weibliche Form weitgehend zu verzichten (Ist in einem Text an einer bestimmten Stelle dem Autor das Geschlecht bekannt, lässt sich für den Leser bis dahin aber noch nicht ableiten, werden durchaus noch weibliche Formen verwendet, wie etwa actess u. s. w.). Die über gesellschaftliche Konventionen gesteuerte "Fairness" hat in allen mir bekannten Sprachen ja dazu geführt, dass es ein ungeschriebenes Gesetz ist, bei Anreden von gemischten Gruppen immer die Frauen zuerst anzusprechen (liebe Kolleginnen, liebe Kollegen...), was im Übrigen von den Gendergerechten...
lichtpunkt schrieb am
Sharkie hat geschrieben: ?19.10.2017 20:14
lichtpunkt hat geschrieben: ?14.10.2017 12:40 Im Englischen, welches, wie schon erwähnt, weitgehend geschlechtsneutral ist, ist es leicht solche Änderungen zu verlangen und sogar umzusetzen, es wirkt nicht aufgesetzt, sondern fügt sich im natürlichen Sprachfluss fast nahtlos ein. Das gilt aber definitiv nicht für die deutsche Sprache, die einen großen Fokus auf das grammatische Geschlecht hat. Etwas anderes zu behaupten (das tust Du ja selbst nicht), ist einfach weltfremd und zeugt von wenig Ahnung und Feingefühl für sprachlichen Stil.
Liegt zwar schon einige Tage zurück, aber weil das Argument von der angeblichen Geschlechtsneutralität des Englischen hier schon mehrfach angeführt bzw. wiederholt wurde: Es stimmt meiner Ansicht nach nicht. Vielmehr hat sich in englischsprachigen Kulturen die auf beide Geschlechter bezogene Verwendung des generischen Maskulinums zur beiden Geschlechtern gegenüber als am ehesten fair angesehenen Variante entwickelt, und somit zur sozial erwünschten Form.
Im Englischen wird heute eine ausdrückliche Benennung von Geschlecht als tendenziell unerwünscht angesehen. Englische Personenbezeichnungen wie "doctor", "author", "manager" usw. werden zwar geschlechtsneutral verwendet, was jedoch nichts daran ändert, dass es grammatikalisch (somit generische) Maskulina sind. Die englischen Personenbezeichnungen, welche heute für beide Geschlechter genutzt werden, sind sprachhistorisch betrachtet die maskulinen Varianten, denen gegenüber früher eine sehr große Anzahl von spezifisch weiblichen Gegenstücken existierte, die genau wie im Deutschen über das Anhängen eines das weibliche Geschlecht markierenden Suffixes (-ess, -ette, -ine oder -ix) an die männliche Form gebildet wurde.
Auch wenn es sich heute komisch anhört: Wörter wie "doctress", "authoress" oder "manageress" wurden bis weit ins 20. Jahrhundert hinein verwendet. Da die weiblichen Varianten jedoch in einer Vielzahl von Fällen kein symmetrisches,...
Sharkie schrieb am
lichtpunkt hat geschrieben: ?14.10.2017 12:40 Im Englischen, welches, wie schon erwähnt, weitgehend geschlechtsneutral ist, ist es leicht solche Änderungen zu verlangen und sogar umzusetzen, es wirkt nicht aufgesetzt, sondern fügt sich im natürlichen Sprachfluss fast nahtlos ein. Das gilt aber definitiv nicht für die deutsche Sprache, die einen großen Fokus auf das grammatische Geschlecht hat. Etwas anderes zu behaupten (das tust Du ja selbst nicht), ist einfach weltfremd und zeugt von wenig Ahnung und Feingefühl für sprachlichen Stil.
Liegt zwar schon einige Tage zurück, aber weil das Argument von der angeblichen Geschlechtsneutralität des Englischen hier schon mehrfach angeführt bzw. wiederholt wurde: Es stimmt meiner Ansicht nach nicht. Vielmehr hat sich in englischsprachigen Kulturen die auf beide Geschlechter bezogene Verwendung des generischen Maskulinums zur beiden Geschlechtern gegenüber als am ehesten fair angesehenen Variante entwickelt, und somit zur sozial erwünschten Form.
Im Englischen wird heute eine ausdrückliche Benennung von Geschlecht als tendenziell unerwünscht angesehen. Englische Personenbezeichnungen wie "doctor", "author", "manager" usw. werden zwar geschlechtsneutral verwendet, was jedoch nichts daran ändert, dass es grammatikalisch (somit generische) Maskulina sind. Die englischen Personenbezeichnungen, welche heute für beide Geschlechter genutzt werden, sind sprachhistorisch betrachtet die maskulinen Varianten, denen gegenüber früher eine sehr große Anzahl von spezifisch weiblichen Gegenstücken existierte, die genau wie im Deutschen über das Anhängen eines das weibliche Geschlecht markierenden Suffixes (-ess, -ette, -ine oder -ix) an die männliche Form gebildet wurde.
Auch wenn es sich heute komisch anhört: Wörter wie "doctress", "authoress" oder "manageress" wurden bis weit ins 20. Jahrhundert hinein verwendet. Da die weiblichen Varianten jedoch in einer Vielzahl von Fällen kein symmetrisches, lediglich das Geschlecht vertauschendes...
schrieb am