Game Developers Conference Europe 2013
20.08.2013 12:54, Jörg Luibl

David Cage über Regie und virtuelle Charaktere

"The Dark Sorcerer and Beyond: Shooting, Directing and Filming Virtual Actors"

David Cage sprach in seinem Vortrag über die Regie virtueller Schauspieler, die er in der PlayStation-4-Demo von The Dark Sorcerer sowie in seinem kommenden PlayStation-3-Spiel Beyond: Two Souls einsetzt. Dabei ging es nicht nur um die schauspielerische Umsetzung, sondern auch um den Einsatz von Kamera und Licht.

Cage erläuterte zunächst den speziellen Designansatz von Quantic Dream, der cineastische Mittel wie das Casting dafür einsetzt, um Emotionen über virtuelle Charaktere zu erzeugen. Warum will man Kino und Spiel überhaupt zusammen bringen, wird er immer wieder gefragt. Der Film hat laut Cage schon immer das Spieldesign beeinflusst, also sei der Ansatz nicht neu. Allerdings hat das Spiel noch nicht die emotionale Wirkung wirklich guter Filme erreicht.Der beste Weg eine gute Geschichte zu erzählen sei über greifbare Charaktere und bewegendes Storytelling.

Die Zukunft der Spiele sei zudem von der Frage bestimmt: Können Spiele eine Bedeutung über den Spaß hinaus haben? Können Spiele mehr sein als reine Unterhaltung, können sie bewegen und nachdenklich machen? Wichtig für seine Art der cineastischen Regie sei die Entscheidung als Spielelement. Und zwar eine, die die klassische Abfolge von Action, Zwischensequenz, Action, Zwischensequenz auflöst, indem man immer direkt an einer Szene beteiligt ist und diese sofort verändern kann - das sei die Art der Interaktion, die für seine Regie wichtig sei. Ein nichtlineares Spiel wie Beyond sei dabei eine größere Herausforderung als ein Film. Man hat für Letzteres 20.000 Kamera-Schüsse und 50.000 Animationen auf mehrere Wege hin zu verarbeiten.

Zur Veranschaulichung präsentierte Cage zunächst bekannte, später neue Szenen aus The Dark Sorcerer. Das Ganze wird immer noch als Projekt und nicht als Spiel für Playstation 4 bezeichnet. Cage erläutert die Schwierigkeiten der Charaktererschaffung in der Vergangenheit, wenn mehrere Designer aus dem Nichts eine glaubwürdige Figur kreieren mussten. Für den Zauberer und den Goblin nutzte man das klassische Filmcasting, um die besten Schauspieler (David Grant, Carl Payne) dafür zu finden. Aber was dann? Beide müssen in 3D gescannt werden, und zwar komplett von Kopf bis Fuß;das Gesicht nochmal separat, um die Muskulatur und Mimik so genau wie möglich zu erfassen. Danach kommt klassische Textur- und Designarbeit. Und schließlich sei der Regisseur gefragt, der all das Aufgenommene zusammen führen muss.

Im Gegensatz zum Film arbeitet Cage dabei nicht mit langen Aufnahmen, sondern sehr kurzen Szenen. Für die Schauspieler besteht die Schwierigkeit, aber auch die Freiheit darin, dass es keine physischen Kameras gebe, sondern dass sie quasi permanent von allen Seiten digital aufgenommen werden und dass man das Licht für jede Szene nachträglich bearbeiten kann. Trotzdem werden für die Aufnahmen klassische Utensilien wie Tische oder Gegenstände benötigt, um glaubwürdige Situationen aufzunehmen. Damit das am Ende nicht zu künstlich wirkt, würde man echte Kameras emulieren, was anhand des hauseigenen Tools demonstriert wurde.

Cage betonte angesichts der Skepsis auf der E3 nochmal, dass die Szenen zu The Dark Sorcerer in Echtzeit auf der PlayStation 4 laufen und bewegte die Kamera sowie Figuren durch das virtuelle Studio. Im Zoom sah nicht nur das Gesicht des Goblins hinsichtlich Hautfalten und Poren extrem detailliert aus, selbst fein verarbeitete Ohrringe und Äderchen in den Augen wirkten unheimlich realistisch.

Cage bezeichnete das als das "Minimum-Level" dessen, was man in Zukunft auf PlayStation 4 erwarten könne, denn all das sei nur unter minimalen Erweiterungen der Beyond-Technik für PlayStation 3 entstanden. Man werde in der kommenden Konsolen-Generation zwar noch nicht dahin kommen, dass man nicht mehr zwischen Film und künstlichen Aufnahmen unterscheiden könne, aber man werde den Fotorealismus fast erreichen.
Was würde diese Art der Regie für die Spielewelt in Zukunft bedeuten? Zum einen können laut Cage neue Arbeitsplätze entstehen, wie etwa jener des Director of Photography, denn das Licht werde für jede Szene speziell angepasst. Auch der klassische Regisseur, der wie Cage als einzelner Kreativkopf alle Fäden in der Hand hält und seine Vision einer Geschichte verwirklicht, könnte in diesem Genre etabliert werden.
Schließlich gibt es einen futuristischen Ausblick auf eine Art künstliche Regie, auf "procedural filming": Falls man über die hauseigenen Tools die spezielle Kamera- und Schnitt-Arbeit eines Francis Ford Coppola oder Orson Wells imitieren könnte, müsste es auch möglich sein, einen AI-Director zu erschaffen. Mach mir ein Spiel mit der Regie à la Citizen Kane auf Knopfdruck?

0
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.