TxK
19.03.2015 11:42, Jan Wöbbeking

Atari droht laut Entwickler mit Copyright-Klage, Umsetzungen für PS4 & Co eingestellt

Schlechte Nachrichten für alle, die den bunte Arcade-Shooter TxK (ab 6,99€ bei kaufen) gerne auf dem großen Schirm gespielt hätten: Wie Eurogamer berichtet , droht Atari offenbar mit einer Copyright-Klage gegen den Indie-Entwickler Jeff Minter, der das Vita-Spiel zum Großteil entwickelt hat. Die Rechteinhaber der Tempest-Marke verlangen demnach, dass Minter das Vita-Original aus dem PSN-Store nimmt und sämtliche Umsetzungen einstellt (geplant waren PS4, PC, Android; inklusive Unterstützung diverser VR-Headsets). Minter gab gestern auf Twitter bekannt, das er sich kein derart kompliziertes Gerichtsverfahren leisten könne und die bereits weit fortgeschrittenen Umsetzungen einstampfen wird.


Minter habe im Juni vergangenen Jahres ein entsprechendes Schreiben von Ataris Anwälten bekommen, welches er gestern auf seiner Homepage als pdf veröffentlichte . Der Vorwurf: Bei Minters Titel TxK handle es sich um ein Plagiat, welches sich nur in winzigen Details vom Achtziger-Jahre-Automaten Tempest und dem Titel Tempest 2000 aus dem Jahr 1994 unterscheide. Für Minter erscheine der Vorwurf alleine schon deshalb lächerlich, weil er letzteres Spiel bekanntermaßen beinahe komplett selbst entwickelt hat. Zudem besitze TxK entgegen der Behauptungen z.B. einen komplett eigenständigen Soundtrack und auch ein Großteil der anderen angeblich kopierten Spieldesign-Elemente seien eigenständig . Laut dem Schreiben der Atari-Anwälte handelte es sich allerdings nur um eine marginales Update zum alten Arcade-Original.

Wer sich jetzt verwirrt am Kopf kratzt, sollte einen Blick auf die Geschichte von Tempest und Atari am Ende der News werfen. In einem Überblick der Geschehnisse im offiziellen Llamasoft-Forum (oder hier als Text-Kopie ) erklärt Minter, dass er im Laufe der vergangenen Monate versucht habe, Kontakt mit Atari aufzunehmen. Sein Vita-Spiel habe nur etwas mehr als die Entwicklungskosten eingespielt. Vielleicht hätten die überschwänglichen Reviews dazu geführt, dass der Eindruck von größeren Summen entstanden sei. Mittlerweile kämen nur noch Kleckerbeträge herein, daher ergebe ein Verbot des Vita-Originals nur wenig Sinn.

Mehr Geld sei höchstens mit den geplanten Umsetzungen zu machen. Daher habe er auch vorgeschlagen, die kommenden Fassungen mit einem offiziellen Lizenzabkommen und dem Tempest-Namen herauszubringen. Da Atari aber nicht auf ihn eingegangen sei und lediglich weiter mit Anwaltsschreiben drangsaliert habe, sei ihm gestern der Kragen geplatzt. Auf Twitter ließ er eine ganze Tirade an wütenden Posts darüber ab, was für ein trauriger Verein aus seinem einst heißgeliebten Atari geworden sei:


Atari hat mittlerweile auf Eurogamer.net zu den Vorwürfen Stellung genommen:

"Atari schätzt und schützt seinen intellektuellen Besitz und erwartet von anderen, dass seine Marken und Copyrights respektiert werden. Als Llamasoft TxK Anfang 2014 veröffentlicht hat, war Atari überrascht und bestürzt von den sehr starken Ähnlichkeiten zwischen TxK und der Tempest-Marke. Nicht nur Atari hat diese Ähnlichkeiten erkannt. Verschiedene große Spielemagazine bemerkten ebenfalls die Ähnlichkeiten der Features und des kompletten Erscheinungsbildes zwischen TxK und Tempest; eines behauptete sogar "Das hier ist im Wesentlichen Tempest". Es gibt kein Gerichtsverfahren. Atari befand sich in ununterbrochenem Kontakt mit dem Entwickler seit das Spiel startete in der Hoffnung, dass das Thema geklärt wird."

Danach erwähnt das Anwaltsschreiben einige Zitate von IGN, Gamespot und anderen Magazinen, die in ihren Berichten alle die Ähnlichkeit zu Tempest 2000 betonen.

Zur Geschichte von Tempest und Atari:

Um Verwirrungen zu beseitigen, hier ein kurzer Überblick über die Seriengeschichte: Der erste Teil mit dem Namen Tempest wurde von Dave Theurer programmiert und von Atari vertrieben. Jeff Minter (bzw. sein kleines Unternehmen Llamasoft) entwickelte erst 1994 im Auftrag von Atari das Spiel Tempest 2000 für Ataris Jaguar-Konsole. Im Jahr 2000 kümmerte er sich außerdem offiziell um die Entwicklung von Tempest 3000 für die exotische DVD-Konsole Nuon. Sein im letzten Jahr erschienenes Vita-Spiel "TxK" ist dagegen kein offizieller Nachfolger, daher hat Minter sich offenbar auch für den abweichenden Namen entschieden. Sony unterstützte die Entwicklung des zunächst Vita-exklusiven Titels und bot das Spiel im vergangenen September schließlich kostenlos für PlayStation-Plus-Abonnenten an.

Hinter dem Namen Atari steckt nicht mehr das gleiche Unternehmen, das Jeff Minter 1994 mit der Entwicklung von Tempest 2000 beauftragte: Der einstige Videospiel-Gigant aus den USA meldete 1996 Insolvenz an. Die Markenrechte wurde vom französischen Unternehmen Infogrames aufgekauft, welches sich in Atari umbenannte und vor zwei Jahren nach einigen Teilverkäufen ebenfalls in die Insolvenz ging. Laut einem im März 2014 erschienenen Bericht auf Venturebeat werden die Rechte an der Marke im Wesentlichen von Fred Chesnais und seinem zehnköpfigen Team verwaltet.

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