von Julian Dasgupta,

Rockstar: Meidet die Kunstdebatte

Rockstar Games (Unternehmen) von Rockstar Games
Rockstar Games (Unternehmen) von Rockstar Games - Bildquelle: Rockstar Games
Vor ein paar Tagen hatte Rockstar verkündet, dass L.A. Noire als erstes Spiel für die Auswahl des Tribeca Film Festivals berücksichtigt wurde. Beim Hollywood Reporter wollte man jetzt von Dan Houser wissen, was jener Umstand denn über Spiele als Form der Kunst aussagen würde.

Obwohl der Entwickler mit der GTA-Reihe sicherlich schon häufiger im Feuilleton zu Gast war als viele andere Serien, findet Houser:

"Wir sind sehr bemüht, diese Diskussion darüber zu vermeiden, ob Spiele nun Kunst sind, weil das oft Leute anlockt, die einfach viel zu viel Zeit zu haben scheinen. Wir denken aber natürlich, dass Spiele ein tolles kreatives Medium sind mit besonderen Belohnungen und besonderen Herausforderungen.

Spiele bewegen sich heutzutage in Richtung einer kreativen Reife, da die Fertigkeiten der Leute, die sie gestalten, immer besser werden, und die Technologie viel mehr ermöglicht."


Rockstar versuche stets, seinen Spielen einen Extra-Feinschliff zu verpassen, um die Interaktivität interessanter, die Spielwelt noch lebhafter und die Charaktere nuancierter zu machen. Wenn man das richtig mache, könne man ein Erlebnis vermitteln, wie es nur in Spielen möglich ist.

Hinsichtlich L.A. Noire und MotionScan heißt es: Durch die echt wirkende Mimik könne man endlich ein Spiel verwirklichen, in dem es darum geht Lügen und die Reaktionen von Leuten zu erkennen.

"Das ist in gewisser Weise filmisch, aber auch sehr interaktiv. Und das ist es, was uns am meisten interessiert - wir sind stolz darauf, Spiele zu produzieren, hinter denen ein Aufwand wie bei Filmen steckt, aber wir machen keine interaktiven Filme."

Rockstar hatte bisher von einer Filmumsetzung eigener Marken wie GTA abgesehen und dies mit Qualitätsbedenken begründet. Von jenem Standpunkt ist Houser auch dieser Tage nicht abgerückt:

"Wir haben schon viele Filmdeals erörtert, aber uns halt einfach dagegen entschieden. Wir lieben Filme, aber wir lieben auch Spiele - und das ist es, worauf wir uns weiterhin konzentrieren. Sollten wir jemals einen Film angehen, dann würden wir den gerne auch selbst oder zumindest in enger Zusammenarbeit mit den besten Leuten machen wollen. Wenn es dann schief läuft, dann war es wenigstens unsere eigene Schuld.

Aber das alles kostet Zeit. Und das Entwickeln guter Spiele kostet viel Zeit. Vielleicht machen wir eines Tages Filme mit der richtigen Marke und den richtigen Partnern, aber dafür hatten wir noch keine Zeit.

Eher kritisch betrachtet Houser außerdem den oft "crossmedia" getauften Versuch vieler Firmen, Spielemarken gleichzeitig auch noch in anderen Medien zu etablieren mit Comics und Filmen, siehe z.B. Dead Space oder diverse Verfilmungen.

"Niemand hat das bisher erfolgreich geschafft. So ziemlich alle auf Spielen basierenden Filme sind furchtbar, während viele auf Filmen basierenden Spiele erschreckend schlecht sind. Das wird sich ändern, aber bei einem immer anspruchsvolleren Publikum müssen die Gründe für so etwas mehr finanzieller Natur sein."

Falls jemand glaubt, er habe wirklich etwas erschaffen, das einen universellen Appeal hat, dann könnte sich ein solches Unterfangen vielleicht wirklich lohnen. In der Regel scheint es Firmen aber eher darum zu gehen, leichtes Geld zu verdienen, so Houser. Das Resultat sei dann mittelmäßig.


Kommentare

crewmate schrieb am
Sigistauffen hat geschrieben:^yep, ist ja nicht so, dass die Schauspieler wirklich lügen würden. Da sagt der Regisseur "so und jetzt gucke doch bitte mal so drein, als ob du lügen würdest". Wie unglaublich realitätsnah.
An dieser Stelle auch noch ein dickes fettes "LOL" bezüglich R* und nuancierter Charakterzeichnung. Nekrophiler Hillbilly-Totengräner mit verrotteten Zähnen? Permanent zugelöteter Ire? Generell jeder Mexikaner den man In RDR antrifft? Warum sich jedes Fachpressenoutlet unter der Sonne an R*'s Skripten aufgeilt wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben.
Ihr könnt doch weiter Call of Duty spielen gehen, wenn euch neue Ideen nicht passen. Es liegt nicht allein an der Mimik sondern auch an den Fakten. Der Zeuge behaubtet, er sei nicht zur Tatzeit am Tatort gewesen, ein anderer Augenzeuge aber behauptet, ihn gesehen zu haben. Ihr habt nicht einen Krümel LA Noir gespielt, verurteilt es aber schon wegen einer idee.
Agitari hat geschrieben:Also ich schieße jetzt mal ganz schnell aus der Hüfte und sage:
Selbstverständlich ist das Kunst! Gerade solche genialen Spiele wie L.A. Noire sollten als (cineastisches, "gamerisches", virtuelles - wie auch immer man es nennt) Kunstwerk betrachtet werden. Spiele sind Kulturgüter.
Mich interessiert Kunst überhaupt nicht. Außer musikalische und filmische Kunst kann ich nichts damit anfangen. Schaut euch doch mal an was denn sonst so als Kunstwerk betrachter wird?
*Achtung Zynismus*
Sarkasmus hin oder her...
Diese Kunstdebatte könnte Spielen helfen, in die Mitte der Gesellschaft zu kommen. Nur wenn Spiele gesellschaftlich akzeptiert werden, wird die Killerspieldebatte versiegen. Wie bei Horrorfilmen. Es war ein weiter Weg von "Muttertag" und "Freitag der 13." bis hin zum Oskar für "Das Schweigen der Lämer". Heutzutage sorgt kein Horrorfilm mehr für aufsehen. Nicht mal konservative CDU Politiker und Elternverbände juckt SAW oder Hostel.
Oder Metal. Früher HottenTotten musik, dann kam das schwarze Album von Metallica. Heute berichtet...
Agitari schrieb am
Also ich schieße jetzt mal ganz schnell aus der Hüfte und sage:
Selbstverständlich ist das Kunst! Gerade solche genialen Spiele wie L.A. Noire sollten als (cineastisches, "gamerisches", virtuelles - wie auch immer man es nennt) Kunstwerk betrachtet werden. Spiele sind Kulturgüter.
Mich interessiert Kunst überhaupt nicht. Außer musikalische und filmische Kunst kann ich nichts damit anfangen. Schaut euch doch mal an was denn sonst so als Kunstwerk betrachter wird?
*Achtung Zynismus*
"Katze eingewickelt in Klopapier." von Klaus E. von Fallershaufen (1988)
" Einmal mit dem Fuss in die Scheiße getreten und dann eine Zitrone daneben gelegt" von Maria-Natalia W. Krausewirtz (1999)
Wenn so ein Mist Kunst ist, dann sind Spiele gleich 1000 Mal auch Kunsst!
Damn good coffee schrieb am
Sigistauffen hat geschrieben:
An dieser Stelle auch noch ein dickes fettes "LOL" bezüglich R* und nuancierter Charakterzeichnung. Nekrophiler Hillbilly-Totengräner mit verrotteten Zähnen? Permanent zugelöteter Ire? Generell jeder Mexikaner den man In RDR antrifft? Warum sich jedes Fachpressenoutlet unter der Sonne an R*'s Skripten aufgeilt wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben.
Weil R* deutlich besser schreibt, als 99% der anderen Entwickler und seine Szenarien und Figuren immer gezielt überzeichnet, damit Klischees auf die Schippe nimmt und dabei einen teilweisen beachtlichen Einfallsreichtum und ein sehr gutes Gespür für Details unter Beweis stellt, den man sonst in der Spielewelt einfach nicht sieht.
Sigistauffen schrieb am
^yep, ist ja nicht so, dass die Schauspieler wirklich lügen würden. Da sagt der Regisseur "so und jetzt gucke doch bitte mal so drein, als ob du lügen würdest". Wie unglaublich realitätsnah.
An dieser Stelle auch noch ein dickes fettes "LOL" bezüglich R* und nuancierter Charakterzeichnung. Nekrophiler Hillbilly-Totengräner mit verrotteten Zähnen? Permanent zugelöteter Ire? Generell jeder Mexikaner den man In RDR antrifft? Warum sich jedes Fachpressenoutlet unter der Sonne an R*'s Skripten aufgeilt wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben.
Wurmjunge schrieb am
Mir sträuben sich bei dem Spielprinzip von L.A.Noire jedenfalls die Nackenhaare, ich soll Lüge und Wahrheit an Gesichtsmimiken erkennen? Das hört sich doch ersteinmal mächtig nach gnadenlosem Overacting einer nachmittäglichen Schnulzoper an, ich kenne jedenfalls genug Leute die mir frech ins Gesicht lügen können ohne mit der Wimper zu zucken, was soll das Spiel also für einen Sinn machen?
schrieb am