Rockstar Games
05.04.2011 22:49, Julian Dasgupta

Meidet die Kunstdebatte

Vor ein paar Tagen hatte Rockstar verkündet, dass L.A. Noire als erstes Spiel für die Auswahl des Tribeca Film Festivals berücksichtigt wurde. Beim Hollywood Reporter wollte man jetzt von Dan Houser wissen, was jener Umstand denn über Spiele als Form der Kunst aussagen würde.

Obwohl der Entwickler mit der GTA-Reihe sicherlich schon häufiger im Feuilleton zu Gast war als viele andere Serien, findet Houser:

"Wir sind sehr bemüht, diese Diskussion darüber zu vermeiden, ob Spiele nun Kunst sind, weil das oft Leute anlockt, die einfach viel zu viel Zeit zu haben scheinen. Wir denken aber natürlich, dass Spiele ein tolles kreatives Medium sind mit besonderen Belohnungen und besonderen Herausforderungen.

Spiele bewegen sich heutzutage in Richtung einer kreativen Reife, da die Fertigkeiten der Leute, die sie gestalten, immer besser werden, und die Technologie viel mehr ermöglicht."

Rockstar versuche stets, seinen Spielen einen Extra-Feinschliff zu verpassen, um die Interaktivität interessanter, die Spielwelt noch lebhafter und die Charaktere nuancierter zu machen. Wenn man das richtig mache, könne man ein Erlebnis vermitteln, wie es nur in Spielen möglich ist.

Hinsichtlich L.A. Noire und MotionScan heißt es: Durch die echt wirkende Mimik könne man endlich ein Spiel verwirklichen, in dem es darum geht Lügen und die Reaktionen von Leuten zu erkennen.

"Das ist in gewisser Weise filmisch, aber auch sehr interaktiv. Und das ist es, was uns am meisten interessiert - wir sind stolz darauf, Spiele zu produzieren, hinter denen ein Aufwand wie bei Filmen steckt, aber wir machen keine interaktiven Filme."

Rockstar hatte bisher von einer Filmumsetzung eigener Marken wie GTA abgesehen und dies mit Qualitätsbedenken begründet. Von jenem Standpunkt ist Houser auch dieser Tage nicht abgerückt:

"Wir haben schon viele Filmdeals erörtert, aber uns halt einfach dagegen entschieden. Wir lieben Filme, aber wir lieben auch Spiele - und das ist es, worauf wir uns weiterhin konzentrieren. Sollten wir jemals einen Film angehen, dann würden wir den gerne auch selbst oder zumindest in enger Zusammenarbeit mit den besten Leuten machen wollen. Wenn es dann schief läuft, dann war es wenigstens unsere eigene Schuld.

Aber das alles kostet Zeit. Und das Entwickeln guter Spiele kostet viel Zeit. Vielleicht machen wir eines Tages Filme mit der richtigen Marke und den richtigen Partnern, aber dafür hatten wir noch keine Zeit.

Eher kritisch betrachtet Houser außerdem den oft "crossmedia" getauften Versuch vieler Firmen, Spielemarken gleichzeitig auch noch in anderen Medien zu etablieren mit Comics und Filmen, siehe z.B. Dead Space oder diverse Verfilmungen.

"Niemand hat das bisher erfolgreich geschafft. So ziemlich alle auf Spielen basierenden Filme sind furchtbar, während viele auf Filmen basierenden Spiele erschreckend schlecht sind. Das wird sich ändern, aber bei einem immer anspruchsvolleren Publikum müssen die Gründe für so etwas mehr finanzieller Natur sein."

Falls jemand glaubt, er habe wirklich etwas erschaffen, das einen universellen Appeal hat, dann könnte sich ein solches Unterfangen vielleicht wirklich lohnen. In der Regel scheint es Firmen aber eher darum zu gehen, leichtes Geld zu verdienen, so Houser. Das Resultat sei dann mittelmäßig.

0
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.