Sharkie hat geschrieben:Ich halte es für relativ unwahrscheinlich, dass jetzt auf einmal aus heiterem Himmel ein epochales, manifestartiges Antikriegsspiel erscheint, das so dermaßen konsequent umgesetzt ist, dass es daran von pazifistischer Warte aus überhaupt nichts mehr auszusetzen gibt (was allein schon aus Gründen der stets vorfindbaren Meinungsvielfalt überhaupt nicht möglich wäre). Wenn aber Spiele sich nach und nach in diese (vor einigen Jahren noch undenkbare) Richtung entwickeln, so bewerte ich das zunächsteinmal als einen sehr wünschenswerten Prozess. Die Betonung liegt hierbei auf "Prozess", dessen Unterstützung ich für wesentlichen konstruktiver erachte, als diesbezüglich eine zwar konsequente, aber letztlich auch wenig lösungsorientierte "Alles oder nichts"-Haltung an den Tag zu legen.
Ich denke auch, es ist wenig hilfreich, im Kopf gleich von der Wunsch- bzw. Horror-Projektion des "radikalen 100%igen Antikriegsspiels" (quasi ein Entwicklungs-Sprung von 0 auf 100 in unserem liebgewonnenen Bespaßungs-Medium) auszugehen oder schon sorgenvoll irgendwelche vermeintlichen Grenzen des Mediums zu proklamieren, wo diese Grenzen bei Weitem noch gar nicht ausgelotet sind. Klar, wenn ich von Beispielen ausgehe, bei denen ich gar nicht mehr zum Spielen komme, weil ich unentwegt abwechselnd links vor lauter Trauer Rotz und Tränen in ein Taschentuch pruste und rechts vor Ekel meine Innereien in den Eimer auskotze - das würde kaum jemand mehr aktiv "spielen" wollen, der noch bei Trost ist! Das beißt sich in der Tat mit dem Spielgedanken. Aber wozu sich in einer Zeit, in der (Kriegs-) Gewalt im Spielekontext immer noch ganz überwiegend in stylischer, hochglänzender, werbewirksamer und verherrlichender Weise funktionalisiert und stilisiert wird, vor neuen Wegen und anderen Herangehensweisen an die Kriegsthematik fürchten? Es gibt keinen Grund, zumal es den kompetitiven, pathosgetränkten und coolen Testosteronkrieg in Spielen auch weiterhin geben wird. Das ist ja...