von Julian Dasgupta,

This War of Mine: 11 bit will die andere Seite des Krieges zeigen

This War of Mine (Simulation) von
This War of Mine (Simulation) von - Bildquelle: 11 bit studios
Wenn in Spielen militärische Konflikte thematisiert werden, schießt sich der Spieler meistens als Soldat seinen Weg frei oder schickt als Kommandeur Truppen ins Gefecht. Mit This War of Mine (ab 3,20€ bei kaufen) will 11 bit studios (Anomaly-Reihe) die andere Seite des Krieges beleuchten, wie auch die Tagline verdeutlicht: "Im Krieg ist nicht jeder ein Soldat".

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Man arbeite an einem düsteren Survival-Titel, in dem der Spieler eine Gruppe von Zivilisten steuert, die in einer belagerten Stadt ums Überleben kämpfen. Tagsüber sollte man seine Unterkunft nicht verlassen - zu groß ist die Gefahr, von Scharfschützen beschossen zu werden. Jene Zeit sollte lieber dafür genutzt werden, zu handeln, Equipment herzustellen, seine Behausung aufzurüsten, seine Leute zu versorgen und ggf. zu verarzten. Nachts muss man dann die Umgebung erkunden auf der Suche nach Nahrung, Waffen, Medizin und anderen Gegenständen. Naturgemäß müssen auch schwierige Entscheidungen getroffen werden, bei denen es um Leben oder Tod gehen kann.

Das polnische Studio merkt an, man habe sich bei dem Spiel von der Geschichte eines Mannes inspirieren lassen, der seinen Überlebenskampf in einer belagerten Stadt geschildert hatte. Man wolle die Spieler mit This War of Mine zum Nachdenken anregen.
Quelle: 11 bit studios

Kommentare

Lord Hesketh-Fortescue schrieb am
Sharkie hat geschrieben:Ich halte es für relativ unwahrscheinlich, dass jetzt auf einmal aus heiterem Himmel ein epochales, manifestartiges Antikriegsspiel erscheint, das so dermaßen konsequent umgesetzt ist, dass es daran von pazifistischer Warte aus überhaupt nichts mehr auszusetzen gibt (was allein schon aus Gründen der stets vorfindbaren Meinungsvielfalt überhaupt nicht möglich wäre). Wenn aber Spiele sich nach und nach in diese (vor einigen Jahren noch undenkbare) Richtung entwickeln, so bewerte ich das zunächsteinmal als einen sehr wünschenswerten Prozess. Die Betonung liegt hierbei auf "Prozess", dessen Unterstützung ich für wesentlichen konstruktiver erachte, als diesbezüglich eine zwar konsequente, aber letztlich auch wenig lösungsorientierte "Alles oder nichts"-Haltung an den Tag zu legen.
:!:
Ich denke auch, es ist wenig hilfreich, im Kopf gleich von der Wunsch- bzw. Horror-Projektion des "radikalen 100%igen Antikriegsspiels" (quasi ein Entwicklungs-Sprung von 0 auf 100 in unserem liebgewonnenen Bespaßungs-Medium) auszugehen oder schon sorgenvoll irgendwelche vermeintlichen Grenzen des Mediums zu proklamieren, wo diese Grenzen bei Weitem noch gar nicht ausgelotet sind. Klar, wenn ich von Beispielen ausgehe, bei denen ich gar nicht mehr zum Spielen komme, weil ich unentwegt abwechselnd links vor lauter Trauer Rotz und Tränen in ein Taschentuch pruste und rechts vor Ekel meine Innereien in den Eimer auskotze - das würde kaum jemand mehr aktiv "spielen" wollen, der noch bei Trost ist! Das beißt sich in der Tat mit dem Spielgedanken. Aber wozu sich in einer Zeit, in der (Kriegs-) Gewalt im Spielekontext immer noch ganz überwiegend in stylischer, hochglänzender, werbewirksamer und verherrlichender Weise funktionalisiert und stilisiert wird, vor neuen Wegen und anderen Herangehensweisen an die Kriegsthematik fürchten? Es gibt keinen Grund, zumal es den kompetitiven, pathosgetränkten und coolen Testosteronkrieg in Spielen auch weiterhin geben wird. Das ist ja...
LFulciFan schrieb am
Sharkie hat geschrieben: [...] Gestern waren es noch Spec Ops und Velvet Assassin, heute ist es schon This War of Mine, welches allein schon durch den Perspektivwechsel noch einen deutlichen Schritt weiter geht. Weiter so, dann haben wir irgendwann unser Antikriegsspiel. [...]
[...] Darüber hinaus möchte ich empfehlen, ein wenig vom Realismusbegriff Abstand zu nehmen. In der Tat kann wohl niemand, der dergleichen höchstpersönlich erfahren hat, den "Realismus" eines Kriegsszenarios glaubwürdig bewerten. Trotzdem, denke ich, kann man sich darauf einigen, dass Krieg etwas furchtbares ist (bzw. wie Wigggenz, SethSteiner und ich behaupteten auch als solches dargestellt werden sollte). Die "realistische" Darstellung von Krieg zu fordern ist also nicht sehr aussichtsreich, die Forderung nach einer "erschreckenden" oder "verstörenden" Darstellung dagegen kommt ohne den impliziten Anspruch auf Realitätstreue aus und berücksichtigt dennoch den Ernst der Thematik. Kernpunkt meiner CoD-Kritik war ja eben die Tatsache, dass dort ständig auf "Realismus" gepocht wird, einem aber letztenendes billiger, oft menschenverachtender Krawall an der Grenze zur Propaganda serviert wird.
Dem kann ich in den wesentlichen Punkten nur beipflichten. Das CoD eher einer Propaganda gleicht, ist ziemlich offensichtlich (so hoffe ich). Aber auch bei TWoM muss man sich darüber im Klaren sein, dass hinter allen Handlungsspielräumen eine Regie steht, die den Spieler in allen Entscheidungen beeinflusst. Der Weg hin zu einem "echten Antikriegspiel" ist daher meiner Meinung ein guter, wenn auch letztendlich fruchtloser, da unerreichbarer Ansatz (wie auch im Film). Für die Entwicklung des Mediums ist es meiner Meinung nach unabdingbar, eine kritische Stimme im Hinterkopf zu haben, die uns daran erinnert. Der unreflektierte Ruf nach Realismus zeigt aber, dass diese Stimme viel zu häufig stumm bleibt, so scheint es mir...
Sharkie schrieb am
Es mag ja durchaus stimmen, dass Spiele wie Spec Ops strenggenommen nicht zu 100% konsequent sind in ihrer Antikriegshaltung - casanoffis Beispiel ist diesbezüglich schon bezeichnend.
Nichtsdestotrotz sollte man meiner Meinung nach die Fortschrittlichkeit dieses Spiels im Vergleich zu beinahe allen anderen Vertretern des Genres auf jeden Fall anerkennen. Wenn man sich die aktuelle Kriegsspielelandschaft so ansieht (und dabei gleichzeitig eine kritische Haltung gegenüber kriegsverherrlichenden Spielen vertritt) kommt man doch gar nicht umhin, Spec Ops bei aller Inkonsequenz als großen Schritt in die richtige Richtung zu betrachten. Ich halte es für relativ unwahrscheinlich, dass jetzt auf einmal aus heiterem Himmel ein epochales, manifestartiges Antikriegsspiel erscheint, das so dermaßen konsequent umgesetzt ist, dass es daran von pazifistischer Warte aus überhaupt nichts mehr auszusetzen gibt (was allein schon aus Gründen der stets vorfindbaren Meinungsvielfalt überhaupt nicht möglich wäre). Wenn aber Spiele sich nach und nach in diese (vor einigen Jahren noch undenkbare) Richtung entwickeln, so bewerte ich das zunächsteinmal als einen sehr wünschenswerten Prozess. Die Betonung liegt hierbei auf "Prozess", dessen Unterstützung ich für wesentlichen konstruktiver erachte, als diesbezüglich eine zwar konsequente, aber letztlich auch wenig lösungsorientierte "Alles oder nichts"-Haltung an den Tag zu legen. Gestern waren es noch Spec Ops und Velvet Assassin, heute ist es schon This War of Mine, welches allein schon durch den Perspektivwechsel noch einen deutlichen Schritt weiter geht. Weiter so, dann haben wir irgendwann unser Antikriegsspiel.
Darüber hinaus möchte ich empfehlen, ein wenig vom Realismusbegriff Abstand zu nehmen. In der Tat kann wohl niemand, der dergleichen nicht höchstpersönlich erfahren hat, den "Realismus" eines Kriegsszenarios glaubwürdig bewerten. Trotzdem, denke ich, kann man sich darauf einigen, dass Krieg etwas furchtbares ist (bzw. wie...
LFulciFan schrieb am
Wigggenz hat geschrieben:
[...] Mein Punkt ist:
Wir müssen von einem mündigen, aufgeklärten Publikum ausgehen, und nicht unaufgeklärte Menschen zu unserem Orientierungspunkt machen. So konnten Antikriegsfilme funktionieren und so können auch Antikriegsspiele funktionieren.
Da gebe ich dir uneingeschränkt Recht: So "können" Antikriegsspiele (ebenso Filme, Bücher etc.) funktionieren. Ich habe niemals in Abrede gestellt, dass dem nicht so sei. Wir sind uns auch einig, dass Krieg ein heikles Thema ist, welches einer besonderen Würdigung bedarf.
Ich stelle eine ernsthafte Frage an dich: Hat es bislang ein Spiel gegeben, welches als Antikriegsspiel ohne Abstriche funktioniert hat? Hat es einen derartigen Film gegeben, der keine Kontroverse zuließ? Du hast bereits Szenen aus einschlägigen Spielen skizziert: Warum spielen wir denn weiter, wenn wir uns bereits darüber bewusst sind, dass Krieg menschenverachtend und grausam ist? Richtig: Weil es ein Computerspiel ist, weil es den Reiz des Erfolges (in diesem Fall Überlebens) ausstrahlt. Das ist nicht verwerflich, wenn man sich dessen bewusst ist. Aber warum die Forderung nach Realismus? Uns ist doch ebenso klar, dass jedes Spiel eigenen Regeln und einer klaren Regie folgt. Meiner Meinung nach ist dies ein Widerspruch, der einen fragwürdigen, faden Beigeschmack hat. Scheinbar ist das besagte "schwächste Glied in der Kette", welches wir nicht als Orientierungspunkt unserer Diskussion nehmen sollen, doch letztendlich die stille Mehrheit. :?
Wigggenz schrieb am
LFulciFan hat geschrieben:Aber nein, ich bin nicht der Auffassung, dass jedwede Darstellung von Kriegsgräueln zur individuellen Geschmackssache verkommen sollte. Ich glaube nämlich, dass nicht jeder ein aufgeklärter Konsument und Kriegsgegner ist. Vielleicht verfehlt die möglichst realistische Darstellung ja sogar ihren eigentlichen Zweck, wer weiß das schon sicher? Es ist meiner Meinung nach niemals ratsam, die eigenen Vorstellungen, Gefühle und Werte pauschal auf die Allgemeinheit zu übertragen. Möglicherweise sahen nicht alle Spieler die besagten Folterszene aus CoD im gleichen Licht wie du und ich...
Doch, Gräueldarstellung hat ihre Grenzen nur im Geschmack des Konsumenten oder Künstlers zu finden (hiervon schließe ich natürlich immer positive Propagierung von Verbrechen aus, aber das ist, wie sich von selbst verstehen sollte, nochmal eine ganze Ecke anders).
Wenn wir schon anfangen, Spiele davon ausgehend und nach der Maxime zu entwickeln, dass manche Menschen, egal wie wenige sie sein mögen, nicht aufgeklärt sind, oder gar Kriegsbefürworter, können wir Spiele wie dieses direkt lassen. Dann können wir genau so gut auch jedes Spiel mit Message sein lassen, da nicht jeder Spieler diese verstehen wird.
Dann könnte man genau so gut aufhören, Shooter zu entwickeln, da solch einer unter Umständen, bei ohnehin völlig labilen Menschen mit völlig kaputtem sozialem Umfeld die Wahrscheinlichkeit eines Amoklaufes steigern könnte....
Mein Punkt ist:
Wir müssen von einem mündigen, aufgeklärten Publikum ausgehen, und nicht unaufgeklärte Menschen zu unserem Orientierungspunkt machen. So konnten Antikriegsfilme funktionieren und so können auch Antikriegsspiele funktionieren.
schrieb am
This War of Mine
ab 18,96€ bei