Game Developers Conference 2014
18.03.2014 19:17, Marcel Kleffmann

"Die Geschichte ist überbewertet, denn die meisten Spieler sehen das Ende ohnehin nicht"

Bei der Game Developers Conference (GDC) sprachen Tom Abernathy (Narrative Lead bei Riot Games) und Richard Rouse III (Design Lead bei den Microsoft Game Studios) über das "Ende der Drei-Akt-Struktur " in Spielen. Nach einführenden Beispielen über die Hintergrundgeschichte (Uncharted 2, Portal, The Last of Us, Fallout 3) stellten sie heraus, dass diverse Forschungsergebnisse zeigen würden, dass sich die Mehrheit der Spieler nicht wirklich für die Geschichte interessieren würde. Bei den virtuellen Charakteren sehe es hingegen anders aus.

Als Datengrundlage werden mehrere Studien genannt, u.a. von Microsoft. So sollten Spieler die Geschichte ihres Lieblingsfilms, ihrer Lieblingsserie und ihres Lieblingsspiels erzählen. Während zu Filmen und Serien ausführliche und detailreiche Antworten gegeben wurden, blieben die Informationen in der Spiele-Kategorie spärlich. Die Charaktere würden wohl im Gedächtnis bleiben, aber nicht notwendigerweise aufgrund ihrer Rolle in der Geschichte.

Auch Ereignisse aus dem Spielgeschehen, die direkt in Verbindung mit der Geschichte stehen würden, sollen im Gedächtnis bleiben. Sowohl Abernathy als auch Rouse erklären dies damit, dass die Spieler ihre Aufmerksamkeit auf das Spielgeschehen (Gameplay, Action) legen würden. Die geistige Kapazität würde nicht ausreichen, um zusätzlich komplexen Geschichten zu folgen. In diesem Sinne sei Spielen nicht wie die Rezeption von Film, TV oder Büchern. Spieler seien mehr als bloße Zuschauer.

Rouse belegt anhand einiger Zahlen, dass die wenigsten Menschen Spiele durchspielen. Nur ungefähr ein Drittel würde dies tun. Folgende Beispiele basierend auf Steam-Statistiken wurden genannt. Die Prozentzahl gibt an, wie viele Spieler den Titel abgeschlossen haben:

  • The Walking Dead: Season 1, Episode 1 - 66%
  • Mass Effect 2 - 56%
  • BioShock Infinite - 53%
  • Batman: Arkham City - 47%
  • Portal - 47%
  • Mass Effect 3 - 42%
  • The Walking Dead: Season 1, Episode 5 - 39%
  • The Elder Scrolls V: Skyrim - 32%
  • Borderlands 2 - 30%

Er fährt fort und stellt die Frage, warum die Entwickler so viel Aufwand in den dritten Akt (das Ende) stecken sollten, wenn doch die Mehrheit die Spieler diesen Abschnitt überhaupt nicht zu Gesicht bekommen würde.

Die beiden Vortragenden kommen zum Schluss, dass die Geschichte in Spielen generell überbewertet sei, denn die Spieler würden sich ohnehin nicht daran erinnern. Anders wäre es bei den Charakteren und der Spielerfahrung, denn daran würden sie sich erinnern. Daher sollten sich Entwickler und Designer lieber auf die Charaktere sowie das Spiel ("gameplay") konzentrieren und weniger auf die Feinheiten des Erzählens.

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