Overwatch
05.01.2019 19:25, Marcel Kleffmann

Wer ist eigentlich Ellie? "Soziales Experiment" über Frauen im eSport geht nach hinten los

Wer ist eigentlich "Ellie"? Seit einigen Tagen geht es in der eSports-Szene von Overwatch (ab 10,99€ bei kaufen) hoch her, nachdem die Spielerin "Ellie" das Overwatch-Contenders-Team "Second Wind" nach Belästigung, Anfeindungen und Doxxing verlassen hat. Doxxing bezeichnet das Zusammentragen und Veröffentlichen personenbezogener Daten (oftmals mit der Identifikation von anonymen Personen). Nun hat sich herausgestellt, dass die "Spielerin" gar nicht existiert, sondern nur "ein soziales Experiment" war, allem Anschein nach als Reaktion auf allgemeine Anfeindungen von Frauen im professionellen eSports (Quelle: Kotaku ).

Am 21. Dezember 2018 erklärte das Overwatch-Contenders-Team "Second Wind", dass "Ellie" fortan für sie spielen werde. Overwatch Contenders ist eine Turnierserie für aufstrebende Profispieler, die eines Tages in die Overwatch League aufsteigen wollen.

— Second Wind (@SecondWindGG) 22. Dezember 2018
"Second Wind" erklärte nun bei Twitlonger , dass sie dringend neue Spieler als Ersatz gesucht hätten und dabei auf die teamlose "Ellie" stießen. Sie nahmen "Ellie" unter Vertrag, ohne ihre vermeintliche Identität ausreichend überprüft zu haben, heißt es, u. a. um ihre Privatsphäre zu schützen. Weitere Gespräche, um "Ellie" auf Interviews, Streams und öffentliche Verpflichtungen vorzubereiten, scheiterten zunächst aus "persönlichen Gründen" der nordamerikanischen "Spielerin". Erst als sich Blizzard bei "Second Wind" meldete und ihnen mitteilte, dass "Ellie" nicht die ist, die sie zu seien scheint, reagierte das Team, aber da war es schon "zu spät" und sie hätten es besser machen müssen, schreibt das Team im Nachhinein.

Vor der Entschuldigung von "Second Wind" spekulierte die kompetitive Overwatch-Szene wer "Ellie" tatsächlich sei, schließlich war "sie" in Streams stets sehr ruhig oder reagierte spät mit Ansagen im Voice-Chat (eine weibliche Stimme war zu hören). Laut der Streamerin Aspen (Becca Rukavina) wurde "Ellie" von einem männlichen Top-500-Spieler "Punisher" (zugleich ein Freund von Aspen) gespielt. "Ellie ist nicht Ellie", sagte sie während eines Twitch-Streams . "Die ganze Situation sollte gewissermaßen ein soziales Experiment sein. Ellie ist eigentlich Punisher und er hat es mir gestern gesagt, also Bitteschön."

Aspen war nicht in der Lage, weitere Details anzugeben - zum Beispiel warum sich Punisher als diese Person ausgab, wer Ellies Stimme in den Streams war oder wie er das alles durchgezogen hat. Aspen bezeichnete die ganze Sache als ein "soziales Experiment, das schief gelaufen ist", das letztendlich offenbaren sollte, wie schwer es für eine Frau im wettbewerbsorientierten eSport sei, ohne aufgrund des Geschlechts direkt angefeindet zu werden.

Der GameStar schreibt, dass der Assistenztrainer von Dallas Fuel (Overwatch League) vermutet, dass die Erstellung von "Ellie" eine direkte Reaktion auf eine sexistische Twitter-Tirade von Robert "Haku" Blohm (Team-Kapitän von "Second Wind") war, welcher der australischen Spielerin Serena "Babyporo" Barnett erklärte, dass Frauen in "seinen" Top-500-Spielen so gar nichts verloren hätten.

— babyporo (@babyporooce) 15. Dezember 2018
Liz Richardson von der eSports-Webseite Overwatchscore blickt derweil auf das Geschehene zurück und ist der Ansicht, dass die ganze Ellie-Situation die Sache für Frauen im eSport-Bereich nur noch schlimmer gemacht hätte: "Abgesehen von den Beteiligten wird dieser 'Stunt' dauerhafte Auswirkungen auf JEDE Frau/[nicht binäre] Person haben, die versucht, in die Contenders einzusteigen. Sie werden ALLE jetzt Gegenstand von 'lol sind Sie real???'-Belästigungen sein."

— Liz Richardson (@mizliz_) 4. Januar 2019

— Justice Kate Mitchell (@KateMitchellOW) 3. Januar 2019


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Kommentare

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Steffensteffen


Zumal meine Aussage davor ja nur war, dass sich mehr Männer im Chat daneben benehmen als Frauen, bzw. ich noch keine Frau im Chat erlebt habe, die genüsslich vor sich hinknuspert und -furzt.
Das liegt aber sicher auch zu großen Teilen daran, dass du allgemein vergleichsweise wenige Frauen in Chats siehst/hörst. Wenn wir großzügig sind und von einem Verhältnis von 80 % männlichen Gamern und 20 % weiblichen Gamern ausgehen, verzerrt selbst das die Wahrnehmung schon ungemein. Ich habe definitiv schon weibliche Mitspieler erlebt, die sich im Rahmen einer Videospielcommunity "daneben benommen" haben. Das passiert dann vielleicht nicht vornehmlich auf direktem Wege, sondern eher indirekt über Rufschädigung und andere arten von Mobbing, was aber einfach nur eine andere Form von Gewalt ist.

vor 5 Jahren
Doc Angelo

Vielleicht wäre es besser, nicht alles so in Gruppen zu betrachten, sondern die einzelnen Aussagen heranzuziehen.
Da kann ich nur zustimmen. Besser wäre das.

vor 5 Jahren
Usul

Ansonsten: Dein letzter Beitrag zeigt mir, das Du nicht zu der Personengruppe gehörst, die ich mit meinem Beitrag meinte. Insofern alles gut. :)
Die Frage, die sich um deine Wahrnehmung von Gruppen hier im Thread dreht, wäre noch unbeantwortet. Vielleicht wäre es besser, nicht alles so in Gruppen zu betrachten, sondern die einzelnen Aussagen heranzuziehen.

vor 5 Jahren
Doc Angelo

@Doc Angelo: Ich wüsste nicht, wieso ich Aussagen, die maximal provokant formuliert sind, meinerseits dann maximal wohlwollend auslegen müsste.
Das wüsste ich auch nicht. Das ist mir persönlich auch zu extrem formuliert. Das sind ja zwei wortwörtliche Extreme, die sich ferner nicht sein könnten.

Ansonsten: Dein letzter Beitrag zeigt mir, das Du nicht zu der Personengruppe gehörst, die ich mit meinem Beitrag meinte. Insofern alles gut. :)

vor 5 Jahren
Doc Angelo

Was die "Fehler" der Vergangenheit waren, wissen wir aber auch nur in Retroperspektive. Zur damaligen Zeit wurden die "Fehler" nicht als Fehler gesehen, sondern die Norm, nach dem der Mensch zu funktionieren hat.
So meine ich das. Die Retrospektive hat einen Abstand, und sie ist fix, und oft wurde einem schon in der Schule beigebracht, was an etwas falsch oder richtig war. Die Schule kann einem natürlich nicht das absolute Wissen über die Zukunft und ihre Beurteilung vermitteln. Deswegen bin ich ganz stark dafür, das man auch Philosophie von der Grundschule an mit im Programm haben sollte - damit die Kids die Werkzeuge kennen lernen, mit denen man das dann selbst machen kann, wenn man zu eben jener aktuellen Generation gehört und an den Schaltern und Hebeln dieser Welt sitzt.
Wenn uns eines die Vergangenheit gezeigt hat ist, dass wir vorallem die individuellen Freiheiten, wie unter anderem Meinungsfreiheit, so wider sie einem auch erscheint, zu respektieren und nicht zu unterdrücken haben. Und vorallem lehrt uns die Vergangenheit, dass "es ist aber beldeidigend" kein Maßstab für irgendwas ist.
Ja, das seh ich auch so!

vor 5 Jahren