von Marcel Kleffmann,

Steam - Massenhaft negative Bewertungen von Spielen mit Hintergedanken: Betreiber über "Review Bombing"

Steam (Service) von Valve Software
Steam (Service) von Valve Software - Bildquelle: Valve Software
Valve Software versucht das "Review Bombing" bei Steam in Griff zu bekommen. Bei "Review Bombing" veröffentlichen Nutzer eine große Anzahl von Reviews in kurzer Zeit, um die Bewertung eines Spiels zu verschlechtern. Gleichzeitig geben diese Nutzer sich gegenseitig positive Bewertungen und bewerten im Gegenzug andere Reviews negativ. Häufig steht "Review Bombing" mit bestimmten Aktionen, Wünschen oder Themen im Zusammenhang. So wurden zum Beispiel nach dem Bekanntwerden der Geschichte von Half-Life 2: Episode 3 (wir berichteten) zahlreiche negative Reviews bei Dota 2 verfasst. In vielen dieser Reviews wurde angeprangert, dass Half-Life 2: Episode 3 oder Half-Life 3 wegen Dota 2 nicht entwickelt wird. Valve Software ist Entwickler von Half-Life, Dota 2 und Steam. Auch Firewatch wurde nach der jüngsten "PewDiePie-Rassismus-Geschichte" (wir berichteten) auffällig schlecht bewertet.

Im Steam-Blog wird das Thema folgendermaßen erläutert: "Wieso handelt es sich bei "Review Bombing" dann um ein Problem? Auf der einen Seite erfüllen die Nutzer den Zweck der Nutzerreviews, da sie ihre Meinung bekannt geben warum andere Leute das Spiel nicht kaufen sollten. Aber eines der Dinge, die uns aufgefallen sind, ist, dass die Probleme häufig außerhalb des eigentlichen Spiels liegen. Manchmal sind Nutzer unzufrieden über das was ein Entwickler online geschrieben hat, oder über die Entscheidung des Entwicklers, Änderungen in der Steam-Version des Spiels im Vergleich zu der Version auf einer anderen Plattform durchzuführen, oder auch einfach darüber, dass sie die politischen Überzeugungen des Entwicklers nicht mögen. Viele dieser Probleme sind in Bezug auf den Wert des Spiels zwar nicht sehr relevant, aber bei manchen handelt es sich um gute Gründe warum ein Spieler mit seinem Einkauf nicht glücklich ist.

Bei der Bewertung von Reviews ist es jedoch noch weniger klar, dass diese Gründe, die nicht mit dem Spiel selbst zusammenhängen, eine Rolle spielen. Wenn wir uns die Bewertungen nach einem "Review Bombing" anschauen, sehen wir, dass diese sich generell wieder erholen, in manchen Fällen sogar bis hin zum Status davor. Als wir die Daten etwas genauer untersuchten und das wöchentliche Verhältnis von positiven und negativen neuen Reviews während des "Review Bombings" gemessen haben, war es noch klarer, dass es sich beim "Review Bombing" nur um eine temporäre Abweichung der Bewertungen handelte.

Das bedeutet, dass zwar die "Review Bombers" nicht mit einer Entscheidung des Entwicklers einverstanden waren, aber die Käufer des Produkts danach meist so glücklich damit waren wie die Spieler davor. In den Fällen wo die Bewertungen nicht wieder zum vorigen Level angestiegen sind, denken wir, dass der Grund des "Review Bombing" tatsächlich die Zufriedenheit von zukünftigen Käufern des Spiels beeinträchtigt hat, und akkurat in den weiteren normalen Reviews von neuen Käufern wiedergespiegelt wurde. In manchen dieser Fälle haben die Entwickler Änderungen aufgrund der Unzufriedenheit der Community durchgeführt und in anderen Fällen nicht. Es gab aber bei den darauffolgenden Bewertungen unabhängig davon ob Änderungen erfolgt sind oder nicht keinen großen Unterschied.

Kurz gesagt erschweren "Review Bombs" die akkurate Darstellung von Bewertungen, die eigentlich das Ziel haben sollten aufzuzeigen, wie wahrscheinlich es ist, dass Nutzer mit dem Einkauf des Produkts zufrieden sind. Wir dachten, dass es gut wäre dies zu verbessern, solange Nutzer dadurch nicht von der Äußerung ihrer Meinungen abgehalten werden.

Welche Lösungen haben wir in Betracht gezogen? Eine recht offensichtliche Lösung war, einfach die Bewertungen zu entfernen. Als potenzieller Kunde müssten Sie dann die Nutzerreviews selbst durchlesen, um zu sehen ob das Produkt was für Sie wäre. Wenn Sie Reviews sehen, die über etwas außerhalb des eigentlichen Spiels geschrieben wurden, könnten Sie dann selbst entscheiden ob dieses Problem Ihre Zufriedenheit mit dem Einkauf beeinflussen würde. Leider sind wir ziemlich sicher, dass dies nicht wirklich eine Option ist. Wir haben in der Vergangenheit Bewertungen auf Nachfrage von Spielern hinzugefügt und diese Forderung auf eine gewisse Zusammenfassung wird weiterhin aktuell sein, auch wenn die Spieler wissen, dass die Angaben nicht immer akkurat sein werden.

Eine andere Idee war, eine temporäre Sperre auf das Bewerten einzuführen, ähnlich wie auf dem Aktienmarkt, wo eine Sperre gesetzt wird, wenn abnormales Verhalten entdeckt wird. Basierend auf der Theorie, dass die "Review-Bombs" nur eine temporäre Veränderung sind, können wir die Review-Funktion für eine bestimmte Zeit einschränken, sobald wir eine massive Veränderung in den Einreichungen erkennen. In den Fällen, in denen die allgemeine Unzufriedenheit der Community das Spiel für neue Kunden beeinflusst, sind wir zuversichtlich, dass der Review-Bewertung dies dann wiederspiegeln wird, nachdem die Sperrfrist wieder aufgehoben wird.

Was bedeutet das genau, wenn wir Bewertungen für ein Produkt temporär sperren? Werden Spieler nicht mehr in der Lage sein, Beiträge zu diesem Zeitpunkt zu verfassen? Sollten sie in der Lage sein, sie zu posten, aber sie werden für die Berechnung der Review-Bewertung ignoriert? Letztendlich hat uns diese Option nicht gefallen, da wir Spielern nicht die Fähigkeit entziehen möchten, ihre Meinungen zu äußern. Wir möchten auch nicht, dass die Community aufhört, Diskussionen über verschiedene Probleme zu führen, auch wenn es wahrscheinlich bessere Optionen gibt als die Steam Reviews dafür zu nutzen.

Wir könnten die Art und Weise ändern, wie die Review-Bewertung berechnet wird und sich nur auf aktuellere Daten konzentrieren. Einer der Gründe, warum eine "Review-Bomb" die Review-Bewertung eines Spiels über einen signifikanten Zeitraum verfälschen kann ist, dass der aktuelle Wert auf Bewertungen der letzten 30 Tage basiert und der Gesamtwert aus allen Bewertungen festgelegt wird. Eine Änderung hier würde wahrscheinlich größere Schwankungen hervorrufen und wenig Präzision erlauben.

Am Ende haben wir uns dazu entschieden, die Review-Funktion nicht zu ändern, sondern uns darauf zu konzentrieren, wie potenzielle Käufer die Review-Daten informativ, zu deren Gunsten, verwenden können. Ab heute wird jede Spielseite ein Histogramm anzeigen, auf dem positive und negative Reviews verglichen werden, basierend auf allen Bewertungen, die jemals erstellt wurden. Durch das Klicken auf irgendeinen Teil des Histogramms können Sie eine Stichprobe der Bewertungen aus diesem bestimmten Zeitraum einsehen. Für potenzielle Käufer ist es somit einfach, die vorübergehende Verfälschung der Reviews zu erkennen, zu untersuchen, und dann selbst zu entscheiden, ob diese Informationen für sie relevant sind. Dieser Ansatz hat den Vorteil, dass Reviews nicht eingeschränkt werden, veranlasst allerdings mehr Aufwand seitens des potenziellen Käufers.

Dies hat allerdings auch den Vorteil, zu sehen, wie sich die Reviews für ein Spiel im Laufe der Zeit entwickelt haben. Was oft nicht offensichtlich ist, ist, dass die meisten Spiele sich nach einiger Zeit im Abwärtstrend befinden, auch wenn sich nichts im Spiel verändert hat. Dies ist oft darauf zurückzuweisen, dass Spieler, die das Spiel gleich am Anfang kaufen, eher vom Spiel überzeugt sind, wie Spieler, die es erst später kaufen werden. Die Spieler, die an einem Spiel interessiert sind, werden sich das Spiel zuerst kaufen. Im Laufe der Zeit werden die potenziellen Käufer sich immer weniger sicher, ob ihnen das Spiel überhaupt gefällt. Das bedeutet wenn sich die Bewertungen eines Spiels über Zeit verbessern, könnte dies eine kraftvolle Aussage über die Qualität der Arbeit des Entwicklerteams sein."

Quelle: Valve Software

Kommentare

Gamer433 schrieb am
Doc Angelo hat geschrieben: ?23.09.2017 23:50
Gamer433 hat geschrieben: ?23.09.2017 21:20 Die Enwickler/Publisher sollen spüren, wenn die Spieler sauer sind und das deren Handlungen nicht ohne Folgen sind.
Ein gutes Beispiel ist No Man's Sky. Die bekommen endlich den Arsch hoch und werden mit bessere Reviews belohnt.
Das ist nicht sinnloser Hass. Wir Spieler haben manchmal einfach nur die Schnauze voll und haben keine Möglichkeit unseren Frust mal direkt an oberster Stelle abzuliefern.
Ein negatives Review zu verfassen über Spiel X weil es scheiße ist oder scheiße wurde ist kein Problem. Das ist genau das, wofür Reviews da sind. Auch wenn es viele Reviews in kurzer Zeit sein können - so lange es sich ums Spiel dreht ist alles so wie's sein soll.
Hier geht es um Fälle, wo Spiel A schlecht bewertet wurde, weil Spiel B entwickelt wird. Oder wo Spiel C schlecht bewertet wurde, weil der Entwickler eine Entscheidung gefällt hat, die nichts mit Spiel C zu tun hat, aber einem Teil der Gamer-Gemeinde von Spiel C nicht passt. Das nennt man Review-Bombing.
Ja, das habe ich schon verstanden und ich kann es weitestgehend auch verstehen.
Wenn zum Beispiel für ein Ark (Early Access zu dem Zeitpunkt!) ein dickes (kostenpflichtiges (selbstverständlich)) DLC erscheint, obwohl das Grundspiel noch voller Murks und Tücken steckt, haben die Entwickler wohl viel mehr Arbeit in einer weiteren Einnahmequelle gesteckt als in das eigentliche Produkt. Wenn dann das DLC haufenweise negative Reviews bekommt, kann ich das nachvollziehen.
Vor allem, wenn dann das Hauptspiel die Early Access-Phase verlässt, noch immer vermurkst ist und dann auch noch der Preis ordentlich erhöht wird.
Natürlich erklärt das nicht alle Review-Bombings und sicherlich sind viele davon auch echt übertrieben, doch in einigen Fällen kann ich es bestens nachempfinden.
Weil einfach den Spielern die Möglichkeit fehlt, es dem Publisher/Entwickler heim zu zahlen bzw. mit einem Zaunpfahlwink darauf hinzuweisen, dass die Mist...
Doc Angelo schrieb am
Gamer433 hat geschrieben: ?23.09.2017 21:20 Die Enwickler/Publisher sollen spüren, wenn die Spieler sauer sind und das deren Handlungen nicht ohne Folgen sind.
Ein gutes Beispiel ist No Man's Sky. Die bekommen endlich den Arsch hoch und werden mit bessere Reviews belohnt.
Das ist nicht sinnloser Hass. Wir Spieler haben manchmal einfach nur die Schnauze voll und haben keine Möglichkeit unseren Frust mal direkt an oberster Stelle abzuliefern.
Ein negatives Review zu verfassen über Spiel X weil es scheiße ist oder scheiße wurde ist kein Problem. Das ist genau das, wofür Reviews da sind. Auch wenn es viele Reviews in kurzer Zeit sein können - so lange es sich ums Spiel dreht ist alles so wie's sein soll.
Hier geht es um Fälle, wo Spiel A schlecht bewertet wurde, weil Spiel B entwickelt wird. Oder wo Spiel C schlecht bewertet wurde, weil der Entwickler eine Entscheidung gefällt hat, die nichts mit Spiel C zu tun hat, aber einem Teil der Gamer-Gemeinde von Spiel C nicht passt. Das nennt man Review-Bombing.
Gamer433 schrieb am
Gaspedal hat geschrieben: ?20.09.2017 13:06 Warum? Ich finde es gut wenn vorher ein spielbares Spiel durch ein Update bzw. patch unspielbar wird, dann ist es auch völlig OK wenn die positiven Bewertungen nachgearbeitet werden um die Neukäufer davor zu warnen. Solche Spiele gibt es genug die anfangs Top waren und dann kaputtgepatcht wurden. ;)
So ist es! Ich finde die Maßnahme (in den meisten Fällen) sinnvoll.
Siehe GTA V und modden. Schnell wurde wieder darüber nachgedacht und eingelenkt.
Oder Ark, die mitten im Early Access ein unsauberes Spiel haben, jedoch ein dickes kostenpflichtiges DLC bringen und jetzt nach der Early Access-Phase einen lächerlich hohen Preis für beides nehmen (und das Spiel noch immer nicht sauber läuft!).
Might & Magic Heroes 7 wurde auch einfach unfertig liegen gelassen. Frei nach dem Motto "Pech gehabt Leute".
Planetary Annihilation schweineteuer im Early Access, dann Entwicklung abgebrochen und Planetary Annihilation Titans gebracht und die vorherigen Käufer hatten einfach Pech gehabt.
Diese Liste kann ich bis nächste Woche pausenlos fortführen!
Die Enwickler/Publisher sollen spüren, wenn die Spieler sauer sind und das deren Handlungen nicht ohne Folgen sind.
Ein gutes Beispiel ist No Man's Sky. Die bekommen endlich den Arsch hoch und werden mit bessere Reviews belohnt.
Das ist nicht sinnloser Hass. Wir Spieler haben manchmal einfach nur die Schnauze voll und haben keine Möglichkeit unseren Frust mal direkt an oberster Stelle abzuliefern.
Nicht kaufen? E-Mail schreiben? Bitte Leute ...
Lebensmittelspekulant schrieb am
Du meinst so wie die krawallmachenden Neonazis, die bei uns in Köln demonstrieren und randalieren dürfen, nur weil die feine Bundesregierung sie nicht in ihrer Hauptstadt sehen will?
NewRaven hat geschrieben: ?22.09.2017 19:33 Ich würde jetzt sagen, weil sie ein solches Schicksal nicht verdient haben und ihre Aktion dem Anlass entsprechend völlig legitim war, aber das wäre natürlich sehr subjektiv. Deshalb sage ich: weil sie objektiv für einen Großteil der Spielerschaft ein gutes Produkt abgeliefert haben! Genau das ist doch der Punkt: das Produkt selbst geht in seinen eigenen Reviews völlig unter, weil irgend einer Schneeflocke irgendetwas, dass möglicherweise in irgendeiner Relation zum Produzenten des Produktes steht, nicht gefällt.

Und weil irgendeiner Schneeflocke nicht gefallen hat, was ein Youtuber im Affekt gesprochen hat, wurde er ebenso verurteilt und mit ungerechten Strafen bedacht.
Gerechtigkeit werden wir in diesem Fall höchstwahrscheinlich ohnehin nicht mehr finden.
Eine Balance der Kräfteverhältnisse sollte dennoch aufrecht erhalten werden, damit eben nicht nur eine Seite ihre Macht missbrauchen kann. Dem Pöbel Macht zu geben, statt Privatunternehmen, klingt für mich auch demokratischer. ^^
NewRaven hat geschrieben: ?22.09.2017 19:33 Das hat oft aber bestenfalls noch sehr indirekt irgendwas mit Gaming an sich zu tun hat, weil heutzutage jeder irgendwie glaubt, er wäre ein missverstandener, unterdrückter Robin Hood, der jetzt dringend zum Befreiungsschlag gegen all das Unrecht der Welt, das mitunter aber nur in seinem Kopf existiert, ausholen muss.
Echt, tuen das die Leute? Du beschreibst das ganz gerne, allerdings habe ich bislang nicht vernommen, daß man solche Aktionen als ehrenwert rechtfertigt. Von daher verstehe ich nicht, warum das, nicht nur von dir, hier ständig zur Sprache gebracht wird. Das erscheint mir wie ein Strohmann.
Ich persönlich verstehe mein Begehr als ökonomischen Egoismus. Habe ich bereits deutlich gemacht.
NewRaven hat...
NewRaven schrieb am
Kajetan hat geschrieben: ?22.09.2017 20:59
NewRaven hat geschrieben: ?22.09.2017 16:37 ...
Dir ist das Niveau, auf dem sich Review-Bombing abspielt, zu niedrig, nicht wahr? Wenn der Pöbel aufheult und Steine gegen die Fenster fliegen, das ist doch keine Kritik, nicht?
Du bist elitär! :)
Kritik wird häufig eher emotional als sachlich geäußert. Das finde ich zwar persönlich nicht unbedingt zweckdienlich, aber es stört mich auch per se nicht. Fehlendes Niveau ist also nicht wirklich das Problem. Störend wirds erst, wenn jemand gegen die Stadtpolitik in Köln mitten in Frankfurt protestiert und dort anstatt argumentierte Aussagen zu treffen ausschließlich Steine schmeißt ;)
schrieb am