von Michael Krosta,

Steam: Was halten Indie-Entwickler von Valves Plattform?

Steam (Service) von Valve Software
Steam (Service) von Valve Software - Bildquelle: Valve Software
PC Gamer hat 232 unabhängige Entwickler dazu befragt, was sie von Steam halten. In der Umfrage ging es darum zu erfassen, wie zufrieden sie mit der Vertriebs- sowie Verkaufsplattform im Jahr 2017 waren und wo Verbesserungsbedarf besteht. Die Ergebnisse hat das Online-Magazin jetzt veröffentlicht: Bekanntlich steht Valve mit jedem Verkauf, sei es ein Spiel, DLC oder Programm, einen Anteil an den Einnahmen zu. Waren 2016 noch 59 Prozent der Befragten der Meinung, dass der Plattformbetreiber sich einen Teil vom Kuchen verdient hat, sind es in diesem Jahr nur noch 39 Prozent. Allerdings ist dies nur bedingt repräsentativ: Laut den Machen der Studie bieten mittlerweile etwa 10.000 Entwickler ihre Software auf Steam an, wobei etwa 8200 von ihnen überhaupt jemals Geld verdient haben.

Einer der Entwickler begündet seine Unzufriedenheit mit Valve dadurch, weil bei der Veröffentlichung auf Steam mittlerweile alles zu automatisiert ablaufe und man keine direkte Unterstützung mehr bekomme, das Spiel bekannter zu machen. Stattdessen würde diese Aufgabe den Nutzern zugeschustert. Diese würden in Foren dagegen nicht nur Tendenzen zu Beleidigungen, Hass und Rassismus zeigen, sondern die Entwickler mit schlechten Bewertungen quasi als Geisel nehmen.

Ein anderer ist dagegen überzeugt davon, dass Valve seinen Teil zur Aufmerksamkeit und den Verkäufen seines Spiels beigetragen habe. Deshalb ist er auch der Ansicht, dass der Plattform-Betreiber seinen Anteil verdient habe, da er durch die Unterstützung selbst höhere Einnahmen verbuchen konnte. Seine einfache Rechnung: Lieber etwas vom höheren Gewinn an Valve abgeben als einen kleinen Gewinn komplett zu behalten.

Auf die hypothetische Frage, welche Plattform sich die Entwickler mit einem magischen Zauberstab von heute auf morgen zum neuen Marktführer im PC-Bereich wünschen würden, entschieden sich 56 Prozent dennoch für Steam, gefolgt von Itch.io mit 26 Prozent und GOG mit sieben Prozent. So groß kann die Unzufriedenheit also nicht sein...

Als größte Hürde für den Erfolg der eigenen Produktion sieht eine Mehrheit übrigens die Schwierigkeit darin, für seine Spiele in den Medien die nötige Aufmerksamkeit zu generieren - sei es bei klassischen Magazinen, YouTubern oder Streamern. Auch die starke Konkurrenz durch hochwertige AAA-Produktionen bereitet den kleinen Studios Sorgen, doch auch die steigende Anzahl von Fake- und Schrott-Spielen stellen in ihren Augen eine wachsende Bedrohung dar. Dagegen rangieren Befürchtungen zur Wahl des richtigen Verkaufspreises oder mangelndes Feedback von Beta-Testern deutlich niediger auf der Besorgnis-Skala.

Von den 71 hervorgebrachten Beschwerden zu Steam haben die Macher der Studie eine Top-Ten zusammengestellt, was die befragten Entwickler an Valves Plattform am meisten stört bzw. was verbessert werden sollte:

1. Nutzern sollte es nicht erlaubt sein, Kommentare der Entwickler zu ihren Reviews einfach wieder zu löschen.

2. Klarheit, was Entwicklerstudios leisten müssen, um sich für bestimmte Aktionen wie Tagesangebote oder ein Kostenlos-Wochenende zu qualifizieren.

3. Technische Unterstützung / Bug-Meldungen sollte direkt in Steam / Steamworks eingebaut werden. Probleme, die Steam betreffen, sollten herausgefiltert und direkt an die Verantwortlichen bei Steam und nicht die Entwickler weitergereicht werden.

4. Es sollte ein vereintes Forum für alle Titel geben, die ein Entwickler auf Steam veröffentlicht hat anstatt für jedes Spiel ein separates Forum.

5. Die Community-Features müssen besser werden, um mit bösartigem Nutzerverhalten wirkungsvoller entgegentreten zu können.

6. Valve sollte die mittelständischen Entwickler besser fördern und motivieren, ihre Spiele bei Steam zu veröffentlichen, denn sie sind ein Garant für gute, hochwertige und innovative Konzepte.

7. Auf der Startseite sollten repräsentative Reviews abgebildet werden und nicht solche mit den meisten Daumen-Hoch-Bewertungen, da in der Regel meist negative Wertungen die meiste Zustimmung erhalten. Stattdessen sollen sich die hervorgehobenen Reviews eher an der Durchschnittswertung orientieren.

8. Aufgrund der riesigen Mengen an Neuveröffentlichungen ist die Liste mit kommenden Spielen als zunehmend überflüssig und nutzlos zu erachten. Zudem werden manche Spiele offenbar auf dieser "geparkt" und werden Woche für Woche erneut aufgeführt.

9. Entwickler sollten bessere Werkzeuge bekommen, Spieler zu erfassen und zu identifizieren, die Hacks und Bots für Mehrspieler-Modi verwenden.

10. Entwickler sollten die Möglichkeit bekommen, Foren-Nutzern direkte Nachrichten zukommen zu lassen - etwa dann, wenn sie einen Beitrag entfernt haben und anschließend erklären wollen, warum sie diesen Schritt getan haben.

Wer noch mehr Details zur Umfrage erfahren möchte, der wird hier fündig. Die Ergebnisse wurden Valve bereits von den Verantwortlichen übermittelt.

Letztes aktuelles Video: Steam VR Mixed-Reality-Experiment

Quelle: PC Gamer

Kommentare

Lunexius schrieb am
Liesel Weppen hat geschrieben: ?31.10.2017 22:10 Genau das funktioniert aber nicht, weil die Bewertungen auch nur von Usern bewertet werden. Und wenn dann halt eine lustige, aber sinnlose Bewertung hochgevotet wird, ist es reine Glückssache, die Bewertungen zu finden, die sinnvolle Inhalte haben.
Dazu müsste jemand mit Sachverstand die Bewertungen bewerten und zwar so, dass sie dann auch nach oben kommen. Wenn Steam das machen würde, käme sofort wieder Geschrei von den Anbietern auf, dass Steam dafür sorgt, dass z.B. Bewertungen die auf Probleme hinweisen oben stehen, weil diese idR negativ sind.
Die Masse hat aber keinen Sachverstand. Deswegen wird gevotet, was gerade gefällt, und das bringt nicht sonderlich viel.
Ich persönlich sehe bei Steam sehr selten Top-Reviews die nur "witzig" sind. Oft kommen richtige Reviews meiner Erfahrung nach besser weg als ihre witzigen Alternativen. Jedoch wäre eine Funktion nützlich, die Reviews, die zu großen Teilen als "witzig" bewertet wurden, davon abhält Top-Review zu sein. Leider könnte ein derartiges Feature ziemlich leicht ausgenutzt werden.
Liesel Weppen schrieb am
Lunexius hat geschrieben: ?31.10.2017 15:08 Natürlich spreche ich hier nicht von irgendwelchen witzigen Onelinern die zwar lustig sind, aber keine wichtigen Informationen bieten. Wenn eine gut bewertete Bewertung zum Beispiel darauf aufmerksam macht, dass es Kompatibilitätsprobleme mit xy gibt, dann hilft mir dies durchaus weiter
[...]
Sollte das Spiel jedoch seit neustem nur noch in einer geschnittenen Fassung erhältlich sein und die Bewertungen deswegen stark ins negative umschlagen, könnte dies meine Kaufentscheidung selbstverständlich beeinflussen und ich finde es wichtig, dass solche Bewertungen auf Grund der jetzigen Bewertungsfunktion hervorgehoben werden.
Genau das funktioniert aber nicht, weil die Bewertungen auch nur von Usern bewertet werden. Und wenn dann halt eine lustige, aber sinnlose Bewertung hochgevotet wird, ist es reine Glückssache, die Bewertungen zu finden, die sinnvolle Inhalte haben.
Dazu müsste jemand mit Sachverstand die Bewertungen bewerten und zwar so, dass sie dann auch nach oben kommen. Wenn Steam das machen würde, käme sofort wieder Geschrei von den Anbietern auf, dass Steam dafür sorgt, dass z.B. Bewertungen die auf Probleme hinweisen oben stehen, weil diese idR negativ sind.
Die Masse hat aber keinen Sachverstand. Deswegen wird gevotet, was gerade gefällt, und das bringt nicht sonderlich viel.
Lunexius schrieb am
Liesel Weppen hat geschrieben: ?30.10.2017 22:27 Das geht eher in die Richtung der Überbewertung von Bewertungen. Viele Kunden glauben offenbar, das wäre das Allheilmittel für Kundenberatung. Ist es aber nicht. Bewertungen sagen im ersten Schritt exakt gar nichts aus, da kann Steam aber nichts dagegen tun, und wenn sie es tun würden, würde ihnen sofort ZENSUR vorgeworfen.
Ein Spiel das "überwiegend negative" Bewertungen hat, gucke ich idR gar nicht an. Hat ein Spiel allgemein "positiv", aber kürzlich "negativ" gucke ich mir Bewertungen an, weil das häufig ein Hinweis auf einen laufenden Shitstorm ist, häufig gegen den Anbieter und gar nicht unbedingt das Spiel selbst betreffend. Dann lese und interpretiere ich Bewertungen SELBST. Stört mich das bemängelte, lass ich es eben, ist mir das bemängelte egal, auch wenn sich haufenweise Weltverbesserer darüber beschweren, kaufe ich trotzdem.
Da helfen auch die Bewertungen der Bewertungen nichts, weil wenn so ein Shitstorm erstmal läuft, wird auch der Shitstorm von den Shitstormern hochgewertet.
Vereinfacht ausgedrückt ist das häufig wie die negativen Amazonbwertungen ala "Versand hat zu lange gedauert". Ja, und? Was hat das jetzt mit dem Produkt zu tun? Man soll das Produkt bewerten, nicht Amazon oder den Versanddienstleister, himmel nochmal.
Kann dem ersten Teil deines Kommentars so nicht zustimmen. Bewertungen sagen doch schon eine ganze Menge aus, zumindest wenn sie qualitativ hochwertig geschrieben sind. Natürlich spreche ich hier nicht von irgendwelchen witzigen Onelinern die zwar lustig sind, aber keine wichtigen Informationen bieten. Wenn eine gut bewertete Bewertung zum Beispiel darauf aufmerksam macht, dass es Kompatibilitätsprobleme mit xy gibt, dann hilft mir dies durchaus weiter, da ich mich dann gezielter mit dieser Thematik auseinandersetzen kann, was ja unter Umständen ein sehr gutes Spiel für einen persönlich zum jetzigen Zeitpunkt unbrauchbar machen könnte.
Bei deinem zweiten Punkt bin ich schon viel...
Liesel Weppen schrieb am
Lunexius hat geschrieben: ?30.10.2017 15:58 Also Nr. 7 geht für mich schon wieder zu stark in die Richtung Review-Beschönigung. Wenn eine Bewertung viele Daumen nach oben bekommen hat, dann spiegelt sie vermutlich auch die Mehrheitsmeinung wider.
Das geht eher in die Richtung der Überbewertung von Bewertungen. Viele Kunden glauben offenbar, das wäre das Allheilmittel für Kundenberatung. Ist es aber nicht. Bewertungen sagen im ersten Schritt exakt gar nichts aus, da kann Steam aber nichts dagegen tun, und wenn sie es tun würden, würde ihnen sofort ZENSUR vorgeworfen.
Ein Spiel das "überwiegend negative" Bewertungen hat, gucke ich idR gar nicht an. Hat ein Spiel allgemein "positiv", aber kürzlich "negativ" gucke ich mir Bewertungen an, weil das häufig ein Hinweis auf einen laufenden Shitstorm ist, häufig gegen den Anbieter und gar nicht unbedingt das Spiel selbst betreffend. Dann lese und interpretiere ich Bewertungen SELBST. Stört mich das bemängelte, lass ich es eben, ist mir das bemängelte egal, auch wenn sich haufenweise Weltverbesserer darüber beschweren, kaufe ich trotzdem.
Da helfen auch die Bewertungen der Bewertungen nichts, weil wenn so ein Shitstorm erstmal läuft, wird auch der Shitstorm von den Shitstormern hochgewertet.
Vereinfacht ausgedrückt ist das häufig wie die negativen Amazonbwertungen ala "Versand hat zu lange gedauert". Ja, und? Was hat das jetzt mit dem Produkt zu tun? Man soll das Produkt bewerten, nicht Amazon oder den Versanddienstleister, himmel nochmal.
mindfaQ hat geschrieben: ?30.10.2017 16:00 Vielleicht wäre es an der Zeit zu realisieren, dass der Markt so übersättigt ist, dass es nicht möglich ist, jedes Spiel irgendwie durch Steam bekannter zu machen.
Genau das sehe ich als das größte Problem. Durch die Indiwelle kommen auf einmal halt verdammt viele neue Spiele. Immerhin schön, dass jetzt auch jede kleine Klitsche die Möglichkeit hat, was zu veröffentlichen. Aber dadurch kommt halt auch sehr viel Schrott mit. Man muss also...
Liesel Weppen schrieb am
Todesglubsch hat geschrieben: ?30.10.2017 15:29 Ein Problem hierfür ist IMO, dass einfach zu viele Spiele auf Steam landen. Man kann einfach nicht jedes Spiel gleich bewerben - aber AFAIK zieht Steam trotzdem für jedes Spiel den gleichen Anteil ein.
Nö, genau das entspricht meiner obigen Vermutung. Steam ist keine Werbeplatform, es ist eine Vertriebsplatform. Den Anteil bezahlt man nicht für Werbung, sondern für Vertrieb.
Was hier anscheinend gewünscht ist, wäre eben das Steam auch Werbung macht. Tut es aber nicht. Und wenn alle das gleiche bezahlen, würde Steam auch für jeden gleich viel Werbung machen, somit wäre es eh wieder eine Nullrunde.
Ich würde es sogar verstehen, wenn man bei Steam für einen Aufpreis mehr Werbung erhalten würde, z.B. bevorzugte Nennung auf der Startseite etc. oder auf den Entdeckungslisten. Aber das ist dann trotzdem wieder nur für die, die Geld haben und auch für Werbung ausgeben können. Aber so funktioniert Werbung halt nunmal. Gratiswerbung gibts nicht.
Wenn ein Anbieter es nicht schafft durch Presse, Foren, etc genug "Werbung" zu erreichen, dann geht das Spiel einfach unter. Das ist weder Zweck noch Aufgabe von Steam. Sie KÖNNTEN sowas anbieten. Aber wenn sie es tun, dann sicherlich nicht für lau.
Todesglubsch hat geschrieben: ?30.10.2017 15:29 Weil viele der Neuveröffentlichungen billigste Shovelware und Assets Flips sind? Aber trotzdem von Valve zur Veröffentlichung genehmigt wurden?
Steam will verkaufen, je mehr sie im Angebot haben, desto mehr können die verdienen, weil sich damit auch potentiell mehr verkauft, WAS sich da verkauft, ist Steam doch im wesentlichen egal, die verdienen überall mit.
Die Steamqualtitätskontrolle geht nur soweit, das sie Spiele ausfiltern, die STEAM selbst schaden. Da ist Steam weder kundenfreundlich noch anbieterfreundlich, sondern weitgehend neutral. Ich finde das sogar gut, Steam soll keine Spiele bevorzugen, nur weil irgendjemand bei Steam dieses oder jenes Spiel für "wertvoll" hält. Das...
schrieb am