Kojima Productions
19.02.2016 10:48, Jan Wöbbeking

Hideo Kojima spricht über Zukunftsprojekte und das Vorurteil, den Zeitrahmen zu sprengen

In einem Interview mit Gamespot.com auf dem DICE Summit 2016 hat Hideo Kojima mit dem Vorurteil aufgeräumt, er benötige zu viel Zeit: "Viele Leute sagen, dass ich zu viel Geld oder zu viel Zeit benötige, doch das ist eine Fehlauffassung. Mein letztes Projekt (Metal Gear Solid 5) war etwa fünf oder sechs Monate zu spät, aber ich habe im Bereich von Timelines und Budgets immer mein Wort gehalten. Ein Beispiel: Ich benötige drei bis vier Jahre, um Spiele zu produzieren, aber das ist dann auch von Anfang an so geplant."

Ein Grund für den langen Zeitraum sei auch die Vorgehensweise, dass er sich um viele Aspekte des Spiels persönlich kümmere, z.B. das Erstellen von Teasern, Postern und das Design der Spielhüllen. "Japanische Entwickler sind dafür bekannt, sich nicht so genau an Zeitpläne zu halten und ich denke, die Leute packen mich in diese Kategorie, aber das stimmt nicht mit der Realität überein. In meinem Fall bin ich ein Director und ein Producer, also muss ich die Produktion und das Budget im Auge behalten", erläutert Kojima.

Nach langen Zwistigkeiten und dem Weggang von Konami arbeitet sein neues Studio Kojima Productions bekanntermaßen für Sony an einem noch nicht näher erläuterten Exklusivtitel, der PlayStation-Hersteller lasse ihm aber viel Freiheit: "Sie kontrollieren das, was ich mache überhaupt nicht; das war Teil der Voraussetzungen, und Sony war sehr respektvoll mir gegenüber und dem gegenüber, was ich mache. Unter diesem Gesichtspunkt ist es sehr nett und sehr angenehm." Bei Konami war das zuletzt offenbar überhaupt nicht der Fall: Nach einer Neuausrichtung des Unternehmens auf Mobil- und Free-to-play-Titel schaukelte sich der Konflikt zwischen dem Publisher und Kojima derart hoch, dass der Entwickler-Legende sogar verboten wurde, seine Auszeichnung bei den Game Awards persönlich abzuholen.

In einem anderen Interview im Rahmen der DICE mit Polygon.com erklärt der Metal-Gear-Schöpfer, dass ihm vor allem die Einstampfung von Silent Hills emotional zugesetzt habe, dessen gruselige Demo P.T nicht nur von Spielern in höchsten Tönen gelobt wurde. Gerade weil es so viel positive Eindrücke bekommen hat, habe er sich regelrecht depressiv gefühlt, als das mit Regisseur Guillermo del Toro entwickelte Horrorspiel abgeblasen wurde. Um das zu veranschaulichen, greift er zu einer Metapher, in der die Demo als Übung fürs große Projekt angesehen wird:

"Sagen wir mal du denkst darüber nach, den Mount Everest zu besteigen, aber du fängst erst einmal mit dem Mount Fuji an. Das klappt gut und du fühlst dich gut. Dann bereitest du dich darauf vor, den Mount Everest zu besteigen, aber es wird dir verboten. So etwas fühlt sich nicht gut an."

Auch seine Kooperationspartner Del Toro und Norman Reedus hätten sich darauf gefreut, daher fühlte Kojima sich schlecht, weil sie ebenfalls enttäuscht wurden:

"ich habe sie erst vor ein paar Tagen gesehen, sie gaben mir wirklich eine Menge Unterstützung in meinen schwersten Zeiten. Wir reden immer darüber, später etwas zusammen zu machen. Ich würde gerne etwas mit ihnen zusammen machen, bevor ich sterbe. (...) Beide sind großartige Personen, sie sind interessante Personen...ich bin gut mit ihnen befreundet und ich würde liebend gerne mit ihnen in der Zukunft zusammenarbeiten. Aber ich habe keine Ahnung, wann das sein wird."

Allzu bald wird das vermutlich nicht stattfinden, schließlich konzentriert sich Kojima momentan auf das erste große Projekt seines neuen Studios. Zunächst habe auch die Idee einer Kickstarter-Kampagne im Raum gestanden. Doch nachdem mehrere Leute ihm dazu geraten hätten, er solle lieber an einem großen Titel arbeiten, sei das nicht mehr in Frage gekommen. Auch anderen Medien gegenüber sei er aufgeschlossen. "Idealerweise, sobald die Sachen auf den Weg gebracht wurden und wir etwas Spielraum haben, würde ich gerne Filme, Anime, VR und andere Dinge machen."

Das aktuelle Spiel bekomme noch keine VR-Unterstützung, trotzdem fasziniere ihn der Bereich. Die Leute sollten sich nicht so sehr über die momentanen Start-Probleme der Technik sorgen, die in Zukunft sicher starke Fortschritte machen würden: "Es ist offensichtlich, dass die Technik von Head-Mounted-Displays kompakter wird, dass die Preise sinken. Wir sollten bereits jetzt über diese Technologie nachdenken."

Metal Gear Solid vermisse er nicht, das Thema sei für ihn vorbei, so Polygon. Die Chance, etwas Neues zu kreieren, sei beinahe noch verlockender als zu einem alten Freund zurückzukehren. Momentan sei er vor allem mit technischen und organisatorischen Aspekten beschäftigt: "Ich stelle ein Team zusammen, organisiere die Infrastruktur, finde heraus, welche Art von Engines wir haben werden, richten eine Umgebung für das Studio ein, Technologie-Tests. Das mache ich alles parallel."

Als Kojima seine Idee anspricht, auch mal einen Kinofilm zu produzieren, merkt er an, dass er dabei ähnlich viele Bereiche an sich reißen würde: "Wenn ich einen Film mache, will ich alles machen. Ich will die Planung übernehmen, die Regie, das Skript. Ich wäre die Art von Person, die jeder in Hollywood hasst."

Momentan seien solche Ideen aber Zukunftsmusik und man müsse erst einmal vorsichtig dem neuen Studio die nötigen Mittel verschaffen: "Wenn das erste Projekt scheitert, gibt es keine Zukunft mehr, über die wir reden könnten. Also sind wir sehr fokussiert darauf. Es ist ein Spiel im großen Rahmen, also sind wir sehr vorsichtig."

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