Allgemein
12.09.2008 03:17, Julian Dasgupta

Spore & die Gebrauchtspieldebatte

Vor Kurzem hatte Electronic Arts durchblicken lassen, was man vom Gebrauchtmarkt hält: Nicht allzu viel. Man könne ihn schlecht mit anderen Märkten vergleichen, da sich Software nicht wie ein Auto oder andere physische Produkte abnutzen würden. Darauf zielt dann wohl eine Passage in den Endnutzerbestimmung von Spore ab, wo es heißt, dass manche Rechte möglicherweise nicht auf einen anderen Spieler übertragen werden können.

Auch David Braben (Elite) hat eine Meinung zu dem Thema und findet, dass  einem besonders bei Einzelspielerspielen Einnahmen entgehen würden - Mehrspielertitel würden i.d.R. länger beim Nutzer verweilen. Dabei schwebt ihm eine Art Verleihsystem vor, das den bisherigen Second-Hand-Bereich ersetzen könnte.

Eine etwas andere Sichtweise hat David Perry - der meint, dass sich viele aus der Branche nicht an Gebrauchtspielen per se stören würden.

"Was uns aber stört, ist, dass unser SchlüsselPARTNER aus dem Handel an die Kunden herantritt mit Sprüchen wie: "Du wärst ja verrückt, wenn du dir ein neues Spiel holst, wenn du das alte günstiger bekommst, und wir garantieren, dass es funktioniert.""

Sagt Perry und greift damit die Handelskette GameStop an, die ein Großteil ihres Umsatzes mit dem Verkauf von Gebrauchtspielen erwirtschaftet - dort sind nämlich die Gewinnmargen deutlich höher als bei neuen Spielen. Das sei recht merkwürdig angesichts der Tatsache, dass die Hersteller Spiele auch zusammen mit dem Handel bewerben würden, der aber deutlich mehr davon profitieren würde, da die Entwickler keinen Cent von den Second-Hand-Titeln zu sehen bekämen.

Auch Kim Pallister hat sich ein paar Gedanken gemacht und schlussfolgert:

"Das Problem ist, dass die Spieler genau das gleiche Produkt bekommen, und dass sie und der Händler davon profitieren, dass Entwickler/Publisher aus der Gleichung entfernt werden - und keinen der beiden interessiert das auch nur irgendwie."

Daraus entwickelt der einstige Microsoft-Mann, der nun bei Intel umtriebig ist, ein paar mögliche Maßnahmen, wie Spielehersteller mit entsprechenden Händlern umgehen könnten.

  • Zieht den Stecker. Macht keine Geschäfte mit ihnen. Gut, damit schneidet man sich natürlich ins eigene Fleisch, aber wenn du Rockstar bist, werden die Leute deinen Titel schon finden.
  • Gewährt Händlern, die keine Gebrauchtspiele verkaufen, exklusive Releasezeiträume.
  • Gewährt Händlern, die keine Gebrauchtspiele verkaufen, Rabatte, Preisnachlässe etc.

Außerdem, so Pallister, könnten die Hersteller versuchen, die Kunden zu ermuntern, eher zu Neuware zu greifen:

  • Sie müssen darüber informiert werden, wohin das Geld eigentlich geht.
  • Man muss die LEUTE in den Vordergrund stellen, nicht die FIRMEN. Keinen interessiert es, dass die Einnahmen von Spore an EA gehen. Sie könnten sich allerdings dafür interessieren, dass ein Will Wright davon profitiert.
  • Sie müssen wissen, dass die Leute, die das Geld bekommen, ihre Unterstützung zu schätzen wissen.
  • Sie sollten wissen, dass dies Teil einer Beziehung ist, die sie zu diesen Entwicklern haben.

Die Kollegen von Heise.de haben sich derweil mit den Nutzerbestimmungen von Spore auseinandergesetzt und kommen zu folgenden Schluss:

"Rechtlich gesehen ist die Beurteilung der Aktivierungspflichtigkeit von Software schwierig. Sie schränkt die Wiederverkaufbarkeit ein oder macht sie praktisch sogar zunichte, bringt ein Risiko durch die unsichere Bestandsdauer der Aktivierungsserver mit sich und setzt den Käufer einer oft unwillkommenen Nutzungskontrolle aus.

Wenn ein Käufer vor dem Kauf darüber Bescheid wusste, was ihn erwartet, kann die Aktivierungspflicht jedenfalls nicht als Mangel gelten und löst insofern auch keine Gewährleistungsansprüche aus. Ob sie ansonsten einen Mangel im Sinne des BGB darstellen kann, der den bestimmungsgemäßen Gebrauch des Produkts einschränkt, ist juristisch umstritten."


Bis dato gebe es noch keine Gerichtsurteile hinsichtlich der Aktivierungspflicht von Spielen. Sollten entsprechende Ansätze allerdings zur Norm werden, könnte es für die Kunden zukünftig schwieriger werden zu behaupten, man habe nichts von den Einschränkungen der Software gewusst.

Wir hatten vor ein paar Tagen bei EA angefragt und um eine Erläuterung der EULA sowie Informationen zur Zahl der Aktivierungen gebeten. Dort hieß es daraufhin: "Derzeit kommentieren wir den Vorgang nicht." Immerhin wurde auf einen Eintrag auf der Spore-Webseite verwiesen - der Link scheint allerdings momentan ins Leere zu führen.

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