In der vergangenen Woche hatte das Oberste Gericht des Bundestaates Florida entschieden, dass Jack Thompson Ende Oktober
die Anwaltslizenz entzogen werden soll. Der Grund: Ein von der Anwaltskammer angestrengtes Verfahren gegen Thompson, die dem omnipräsenten Kritiker gewaltlastiger Spiele Fehlverhalten im Amt in 27 Fällen vorwarf.
Bei
Kotaku meldete sich nun
Doug Lowenstein per Email zu Wort. Lowenstein war bis Anfang 2007 der Chef des US-Herstellerverbandes ESA und war somit ein alter Gegenspieler des eifrigen Anwalts, oft auch das Ziel seiner Angriffe. Statt zu zelebrieren legt Lowenstein der Spielepresse nahe, mal darüber nachzudenken, welche Rolle sie eigentlich in all dem gespielt habe. Sie hätten dabei geholfen, Thompson zu dem zu machen, was er wurde.
Statt ihn zu ignorieren, habe man die Gier nach Nachrichten obsiegen lassen und dem Mann eine Bühne geboten. Es sei nicht überraschend, dass allgemeine Nachrichtensender wie Fox oder CNN Thompson öfters zu Wort kommen ließen, die Spielepresse hätte es doch aber besser wissen sollen. Die Berichterstatter hätten ihre Aufgabe als kritischer Filter nicht wahrgenommen. Es gebe doch außerdem auch andere, bedachtere Kritiker der Branche, die man stattdessen in den Mittelpunkt hätte stellen können.
Die Spielepresse würde den Ton vorgeben, und wenn man dort "Extremisten" Legitimität verleihe, würden andere (Medien) folgen.
"35 Jahre sind seit Pong vergangen. Eure Leser und die Branche verdienen eine Presse, die des Besten würdig ist, das der Journalismus bieten kann."
Bei
Gamepolitics denkt man allerdings nicht, dass man Thompson hätte ignorieren sollen - das sei wie bei Schulhofschlägern: Die würden auch nicht aufhören, bis man sich mal richtig wehrt. Die Spielepresse habe mit ihre Artikeln geholfen, die "bosärtigen Taktiken" des Anwalts offenzulegen. Das sei schließlich auch die Aufgabe einer freien Presse - und das müsste doch gerade Lowenstein, ein ehemaliger Journalist, verstehen. Und durch Seiten wie GP hätten auch Spieler die Möglichkeit gehabt, sich direkt mit dem Thompson auseinanderzusetzen, da der sich gern in der Kommentarsektion blicken ließ.
Thompson habe sich seinen Ruf unabhängig von der Spielepresse aufgebaut. Und durch die regelmäßige Berichte über den Streit zwischen ihm und der Anwaltskammer und den Protokollen habe man auch aufgezeigt, wie sich der Anwalt, der manchmal auch den netten Onkel gibt, so verhalten kann.
Verwundert nehme man auch die Bemerkung Lowensteins zur Kenntnis, dass man Nachrichten zu filtern habe. Solle man denn nur noch über Dinge berichten, die der Industrie genehm sind?