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17.11.2008 01:07, Julian Dasgupta

Johnsons Gebrauchtspiel-Plädoyer

Nicht nur Epic hatte sich kürzlich kritisch über Gebrauchtspiele geäußert, auch andere Firmen hatten ihren Unmut kundgetan, schließlich würde man an jenem Markt nichts verdienen - einzig Händler wie Gamestop würden profitieren.

Angesichts solcher Klagen sah sich Soren Johnson nun genötigt, den Second-Hand-Markt auch mal zu verteidigen. Johnson - einst Lead-Designer von Civilization IV und im vergangenen Jahr zu Maxis gewechselt, um am Im-Mittelpunkt-der-Second-Hand-Debatte-Titel Spore mitzuwirken - findet, dass man Gamestop nicht als Feind, sondern als Teil der Branche betrachten müsse. Der würde es schließlich wohl kaum besser gehen, wenn es jene große, nur Spielen gewidmete Handelskette nicht geben würde.

"Wenn Gebrauchtspiele ein Kernstück des Puzzles bei Gamestop sind, dann soll das halt so sein."

Die Spielebranche sei in Sachen Marktsegmentierung "notorisch schlecht", argumentiert Johnson weiter. In der Filmindustrie gebe das Kino, spätere Neuveröffentlichungen oder spätere günstigere Vorstellungen, Pay-per-View, DVD-Verleih und die Senderechte, welche in dieser Reihenfolge immer günstiger (für die Konsumenten) werden würden. Der Verkauf von Gebrauchtspielen sei im Spielebereich die primäre Form der Segmentierung. Für viele Spieler wäre der Second-Hand-Markt die einzige Möglichkeit, sich ein Spiel zuzulegen, ohne es nur auszuleihen. Jeder täte besser daran, "diese preisbewussten Kunden - welche oft die Vollpreiskäufer von Morgen sind - im Handelssystem zu halten", anstatt ihnen Raubkopien schmackhafter zu machen.

Außerdem würden Gebrauchtspiele den Markt insgesamt vergrößern. Mit den geeigneten Methoden könnte man sich das doch auch zu Nutze machen, heißt es mit Verweis auf In-Game-Werbung. Ein Hersteller würde vielleichts nichts daran verdienen, wenn ein Spieler einen Titel wie Rock Band verkauft, wohl aber an den Download-Inhalten, die sich die neuen Besitzer zulegen dürften.

Generell, führt Johnson weiter aus, würden gebrauchte Titel außerdem die Wertschätzung des Preises neuer Software steigern. Viele Leute würden doch das Geld für einen frischen Titel ausgeben, weil sie wissen, dass sie ihn später für etwas weniger Geld wieder loswerden können. So hätten die Unternehmen im Trading-Card-Bereich schon längst die Bedeutung des Kartenhandels unter Spielern für Magic & Co. verstanden.

Zu guter Letzt geht Johnson noch auf die "größte Bedrohung" des Gebrauchtmarktes ein: Online-Distributionsdienste wie Steam, Xbox Live oder PSN. Dort sei die Software an den Account eines Spielers gekoppelt, man könne sie nicht weiterverkaufen. Es sei unverständlich, dass viele digital vertriebene Spiele genauso teuer wie oder gar teurer als die im herkömmlichen Handel erhältlichen Versionen sind - obwohl sie doch eigentlich weniger Wert wären. Die Publisher sollten ihre über solche Systeme erhältlichen Spiele dort doch konsequenterweise bitte zum Preis eines Gebrauchtspiels verkaufen.

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