von Julian Dasgupta,

"Killerspiele": Neues Dittmayer-Video

Verärgert über die Berichterstattung öffentlich-rechtlicher Magazine hatte Matthias Dittmayer Ende 2007 ein Video produziert, in dem er sich mit den einzelnen Behauptungen über "Killerspiele" auseinandersetzte und diese Punkt für Punkt widerlegte. Der Beitrag machte schnell die Runde und wurde auf Youtube mittlerweile über 1,4 Mio. Mal angeschaut.

Nach dem Amoklauf in Winnenden ist die Debatte erneut aufgeflammt, auch wurden erwartungsgemäß frische Verbote gefordert. Auch die aktuelle Berichterstattung diverser Magazine lasse zu wünschen übrig, wie Dittmayer jetzt verlauten ließ. Besonders die erneut ins Spiel gebrachte Behauptung über Zusammenhänge zwischen Amokläufern und jener Software und die Bermerkung, jene Spiele würden in Militärkreisen verwendet, um die Soldaten zu desensibilisieren, fielen ihm dabei auf.

In einem neuen Video erläutert der Student der Rechtswissenschaften jetzt mit Stop'n Motion-Spielereien, worum es bei Counter-Strike & Co. wirklich geht, und beschäftigt sich mit den genannten Behauptungen. Einer US-Studie zufolge hätten sich sich gerade mal 12 Prozent der männlichen jugendlichen Amokläufer für gewalttätige Videospiele interessiert. In Deutschland sei das bei 4 von 7 Tätern der Fall gewesen, allerdings hätten einer anderen Untersuchung zufolge auch 80 Prozent der befragten 14- bis 15-Jährigen angegeben, gelegentlich Spiele zu konsumieren, die erst ab 18 freigegeben seien.

Statistisch keinen Beleg gebe es für die Schuld der Killerspiele am Anstieg der Jugendgewalt. In Deutschland gebe es laut mehreren Studien nämlich nicht mehr Gewalt  - es würden nur mehr Taten auch angezeigt. In den USA hingegen sei die Jugendgewalt im Zeitraum von 1993 bis 2004 um 61 Prozent zurückgegangen.

Das Militär nutze Simulationen vor allem, um Soldaten im Umgang mit Waffen sowie Gruppentaktiken zu trainieren, so Dittmayer, sich dabei auf Aussagen aus Armeekreisen beziehend.

Weitere Infos gibt es auf der von ihm seinerzeit ins Leben gerufenen Webseite Stigma Videospiele.


Kommentare

johndoe869725 schrieb am
Um eines noch mal klar zu sagen:
Eine staatliche Reglementierung für Spiele haben wir doch schon und sie ist der für Alkohol und Zigaretten nicht unähnlich. Es geht auch nicht darum, dass hier z.B. Doom 3 nur ab 18 verkauft werden darf, sondern darum, dass einige Politiker (teils aus Überzeugung, teils wahrscheinlich wirklich aus Wahlkampfgründen) gewisse Spiele generell verbieten möchten und wenn das durchkommen würde, müsste man wirklich nach Konsequenz fragen. Es wird nicht durchkommen und wie ich schon öfters schrieb: Die Tendenz zeigt in eine andere Richtung und daran werden Forschungsergebnisse, eigentlich recht egal, was sie aussagen, nichts ändern.
Fazit: Die Gefährdung von vielen zum Schutz der freien Selbstentfaltung einer bestimmten Communitiy ist inakzeptabel, völlig egal, um welche Community es sich handelt!
Aus moralischer Hinsicht richtig, aus Sicht der gesellschaftlichen Wirklichkeit falsch.
ZockerManiac schrieb am
@4P|TGfkaTRichter:
Dass Du mich "als bewertende Instanz der einzelnen Studien auch nicht wirklich benutzen" kannst, nehme ich keineswegs persönlich. Das ist nachvollziehbar, da ich ja eine andere Meinung vertrete. Dennoch möchte ich immer wieder betonen, dass es falsch wäre, mich einfach in die Kategorie "Killerspiel-Gegner" einzuordnen, denn in die gehöre ich ganz und gar nicht.
Fakt 1: Ich stehe auf Seiten der Zocker, sonst wäre ich sicher nicht hier (oder schauen Pfeiffer & co. hier etwa auch ab und zu mal vorbei, um sich mit Euch auszutauschen?) und hätte vermutlich auch einen anderen Nick... Shooter zählen zwar nicht zu den von mir bevorzugten Genres (RPGs aller Art), ich lehne sie aber auch nicht grundsätzlich ab (eines meiner bevorzugten RPGs war Mass Effect und da wird ja nun auch reichlich geballert...).
Fakt 2: Ich stehe aber ebenso auf Seiten der Wissenschaft, deren Argumente und Befunde in dieser Diskussion von beiden Seiten viel zu wenig beachtet werden. Dass ich hier eher die Kontra-Studien betone, liegt nicht daran, dass ich die Pro-Studien ignoriere, sondern dass die Befundlage zum jetzigen Zeitpunkt viel eher auf negative als auf positive Auswirkungen gewalthaltiger Medien hindeutet. Dies könnte sich natürlich irgendwann ändern, was aber reine Spekulation ist.
Da ich es grundsätzlich für wünschenswert halte, dass sowohl "Killerspiel"-Befürworter als auch -gegner irgendwann zu einer etwas nüchterneren und sachlicheren Betrachtung der Fakten finden (und die kommen nun einmal idealerweise aus der Forschung), werde ich in solchen Diskussionen immer versuchen, jene Aspekte zu betonen, die in der jeweiligen Diskussionsrunde unterrepräsentiert sind. Es würde nicht viel Sinn machen, hier gegen Pfeiffer, die Bayerische Regierung & Co. zu wettern, denn das tun hier ohnehin schon alle. Das hebe ich mir dann für die nächste Diskussion unter "Killerspiel"-Gegnern auf ;).
(Aber wenn du mir vorwirfst, plakativ zu sein, so muss ich dir sagen, dass ich das Niveau...
johndoe869725 schrieb am
@ ZockerManiac
Zu den ganzen Geschichte bzgl. der Studien werde ich nichts schreiben, weil ich die Materie zu wenig kenne, um sicher zu sagen, welche Studie vertrauenswürdig ist und welche nicht. Außerdem muss ich hinzufügen, dass ich dich als bewertende Instanz der einzelnen Studien auch nicht wirklich benutzen kann, was du aber bitte nicht persönlich nimmst.
(Aber wenn du mir vorwirfst, plakativ zu sein, so muss ich dir sagen, dass ich das Niveau deines Holcaust-Experten Vergleich leider noch nicht erreicht habe.)
Was meine Beispiele angeht:
Eigentlich ist die Sache ganz einfach: In unserer Gesellschaft gibt es einige Dinge, die erlaubt sind, obgleich ihr gefährlicher Einfluss wissenschaftlich zu 100% bewiesen ist. Alkohol und Zigaretten sind die da einfach die populärsten Beispiele, weil es sich bei beiden auch um Genussmittel handelt, die sonst keinen Zweck erfüllen (im Gegensatz zum gemeingefährlichen Straßenverkehr).Die Gefährlichkeit von "Killerspielen" ist (und da kannst du mir das Gegenteil nicht weismachen) bei weitem noch nicht so sicher und in dem Umfang nachgewiesen wie die Gefährlichkeit der beiden oben genannten Rauschmittel. Wenn man also Killerspiele vor allem aus Jugendschutzgründen für alle verbieten wollte, müsste man Zigaretten und Alkohol auch für alle verbieten. Jugendlichen ist der Zugang zu Zigaretten, starkem Alkohol und Spielen bereits verboten, aber nur bei den Spielen diskutiert man über ein Verbot für jedermann und da muss man einfach die Frage stellen: Wieso so inkonsequent? Oder um es noch einfacher zu sagen: Wer A sagt, muss auch B sagen (gesellschaftlich gesehen völlig unrealistisch, ich weiß, aber man kann es trotzdem mal anmerken).
Nochmal zur Verbotsdiskussion: Zigaretten und Alkohol sind trotz ihrer bekannten gefährlichen Auswirkungen gesellschaftliche akzeptiert, Spiele nicht. Es geht bei der zumindest in der Öffentlichkeit geführten Verbotsdiskussion (leider) überhaupt nicht um wissenschaftliche Zusammenhänge oder sinnvolle...
ZockerManiac schrieb am
Hi Leute! Sorry, dass ich mich eine Weile leider nicht mehr an der Diskussion hier beteiligen konnte ? das werde ich jetzt nachholen!
@4P|TGfkaTRichter:
Zunächst ein denkwürdiges Zitat von Dir:
Wenn zweifelsfrei nachgewiesen werden würde, dass Gewaltspiele das Aggressionspotential der Spieler unter bestimmten Umständen in gefährlichen Maße erhöhen, müsste man sie eigentlich verbieten.
Eine solche Feststellung aus Deinem Munde beeindruckt mich jetzt aber schon schwer! Auf diese Einsicht habe ich lange vergeblich gewartet... Woher der plötzliche Meinungswechsel?! Das ist genau das, was ich seit Wochen versuche, Dir klar zu machen! Ich habe nie behauptet, dass man alle ?Killerspiele? sofort verbieten soll (genau genommen habe ich sogar an vielen Stellen gegenteilig argumentiert...). Ich habe nur dafür plädiert, dass man die Befundlage, die ? weshalb auch immer ? bislang eher gegen als für diese Spiele spricht (völlig gleichgültig, ob das für immer so bleiben wird), nicht einfach wegignorieren darf, nur, weil ?nicht sein kann, was nicht sein darf? und dass man für den Fall, dass sich hier die Befundlage weiter erhärten sollte, Konsequenzen ziehen muss.
Dass ?Gewaltspiele das Aggressionspotential der Spieler unter bestimmten Umständen (...) erhöhen?, ist übrigens in zahlreichen Studien zweifelsfrei belegt worden ebenso, wie die Tatsache, dass diese Aggression dazu in der Lage sein kann, das tatsächliche Handeln von Menschen negativ zu beeinflussen. Das wird ja nicht einmal von Kutner & Olson in Frage gestellt (siehe unten!), die lediglich die ökologische Validität dieser Ergebnisse anzweifeln, jedoch nicht die Ergebnisse an sich!
Fraglich ist neben der ökologischen Validität, die in weiteren longitudinalen (Feld?) Studien zu prüfen sein wird, ob hier die Effektstärken ausreichen und die Effekte stabil genug sind, um Verbote zu rechtfertigen oder Veranstaltungen abzusagen und dafür ist es natürlich viel zu früh!
Zu den von Dir zitierten Studien:
Ah, endlich kommen mal...
Hacker88 schrieb am
Ein Hoch auf die Berliner^^!!!
Naja, es waer schon gut, wenn die Tendenz wirklich in die von 4P|TGfkaTRichter genannte Richtung gehen wuerde... trotzdem ist es schon fragwuerdig, dass sich vorm Wahlkampf Politiker derart weit aus dem Fenster lehnen duerfen... Meiner Meinung nach sollte die Ansicht, man koenne sich mal eben auf Stereotypen der Gesellschaft stuerzen, schon im Keim erstickt werden!
PEACE
schrieb am