von Julian Dasgupta,

"Killerspiel"-Beschluss: Reaktionen

Auf ihrer Frühjahrskonferenz hatten sich die Innenminister der 16 Bundesländer für ein Herstellungs- und Verbreitungsverbot von "Killerspielen" ausgesprochen und den Bundestag gebeten, schnellstmöglich zu handeln.

Wie schon bereits vor zwei Jahren meldete sich der Deutsche Kulturrat auch dieses Mal zu Wort und kritisierte das Bestreben der Minister in einer Mitteilung recht deutlich:

"Mit dem Vorschlag der Innenminister wurde erneut in der Mottenkiste der Verbotsdebatten gegriffen und geflissentlich verschwiegen, dass erst im vergangenen Jahr das Jugendschutzrecht novelliert wurde. Seit dem 1. Juli 2008 ist der Katalog der schwer jugendgefährdenden Trägermedien, die indiziert sind, im Hinblick auf Gewaltdarstellungen erweitert, die Indizierungskriterien wurden in Bezug auf mediale Gewaltdarstellungen erweitert und präzisiert, weiter wurde die Mindestgröße der Alterskennzeichen der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle gesetzlich festgeschrieben."

Entsprechende Titel dürften Jugendlichen und Kindern bereits jetzt nicht mehr zugänglich gemacht werden - die Politiker würden jetzt vielmehr Erwachsene 'schützen' wollen und damit "elementar" in die "Kunst-, Presse- und Meinungsfreiheit" eingreifen. Man könne den Eindruck gewinnen, es gehe nur um Wahlkampf, nicht um Jugendschutz, so Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Kulturrats.

"Oder soll ernsthaft in den letzten Sitzungstagen des Bundestages vor der Sommerpause und der Bundestagswahl, hopp la hopp ein neues Gesetz gezimmert werden. Der Jugendschutz und die Kunst-, Presse- und Meinungsfreiheit sind viel zu wichtig, um sie den wahlkämpfenden Innenministern von Bund und Ländern zu überlassen."

Auch der deutsche Entwicklerverband G.A.M.E. ließ wie erwartet in Form von Geschäftsführer Stephan Reichart von sich hören und meint, die Innenminister würden mit derartigen Bemühungen "ihren verfassungsrechtlichen Kompetenzrahmen überschreiten." Es gebe bereits Strukturen, um menschenverachtende Medien zu verbieten, auch würde das Thema in den Zuständigkeitsbereich der Familienminister fallen.

Die Debatte hätte zudem eine verheerende Außenwirkung, würde man im Ausland doch nur wahrnehmen, dass hierzulande keine Erwachsenenspiele produziert werden dürfen - nicht aber, dass dieses Thema herzhaft diskutiert wird. Zumal die meisten deutschen Hersteller eh keine Ego-Shooter produzieren würden.

"Was hier gerade passiert, grenzt schlichtweg an Zensur - und auch die geplanten Netzsperren, zeigen eigentlich nur, dass die Parteien, die sowas fordern, in keiner Weise zukunftsfähig sind."
Quelle: Pressemitteilungen

Kommentare

$tranger schrieb am
Ich habe das ungute Gefühl, dass die Statements "die sägen an ihrem eigenen Ast" und "Dieses Mal wird auch wieder nur heiße Luft gepustet" sich unter Umständen nicht bewahrheiten.
Gerade weil dieses WahlWahlWal-Jahr kräftig und lange mit den Säbeln gerasselt wird/werden kann, könnte es tatsächlich passieren, dass wir am Jahresende vor einem Spielekatalog wie im deutschen Playstation Network-Store (kein Spiel >= 16 Jahre) stehen...
Wulgaru schrieb am
Zulustar hat geschrieben:
Wulgaru hat geschrieben:@zulustar
Jaja George Orwell 1984 is now bla bla.
Sorry aber ganz so weit sind wir noch nicht auch wenn es hier gerne Leute verkünden, allerdings haben diejenigen und du glaube ich auch noch keine wirklichen Gedanken gemacht was die Realität eines Überwachungsstaates wäre. Das ist schon ein klein wenig krasser als Videogameverbote :wink: .
Wieso soll die Piratenpartei auch über etwas schreiben worauf sie keinen Einfluss haben/hat?
Selbstverständlich hat eine Partei Einfluss auf den Sozialstaat und die Finanzkrise ob nun negativ oder positiv ist eine andere Frage
Eine Partei tritt an um im Zweifelsfalle Teil einer Regierung zu sein, wenn also eine Partei kein Programm für grundlegende Dinge der Regierungsarbeit hat, will ich sie nicht wählen, da dies auf große Inkompetenz in allen Bereichen außerhalb des Medien- und Bürgerrechts hindeutet.
Dann erwache mal oh du grosser Wulgaru-schläfer, Vorratsdatenspeicherung(checked), legale Computerspionage (Bundestrojaner-checked), Möglichkeit im Verdachtsfall gegen jeden Bürger in Germany vorzugehen(checked), die Frage schwammig formulieren wie man verdächtig wird, (checked) , der Grosse lauschangriff, man darf jedem Bürger mit dem Vorwand das er etwas mit kinderpornografie zu schaffen hat, telefonisch voll überwachen.
(wurde zum grösstenteil gegen Leute eingesetzt, welche die stärksten Kinderpornoablehner sind, Drogendealer, ich hab nie einen Verkäufer kennen gelernt, der damit irgendwas zu schaffen hatte und dennoch wurden sie Kinderpornoverbrechern gleich, mittels des schwammig formulierten Geysetzes Opfer des Lauschangriffs. !!!!)
Sind das keine Punkte die vehement in den letzten Jahren von unserer Bundesregierung durchgeboxt worden sind?
Wer das buch von George Orwell nicht nur gelesen hat, sondern auch verstanden hat, weiss das es kein Entkommen gibt, weder hinter Türe 101 noch in gefühslosen Laufbandstaat.
Ich bin selbst ex-ddr Bürger, ich weiss das die eigentliche...
schrieb am