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15.07.2010 10:48, Julian Dasgupta

Kotick & Schafer: Keine Freunde *Update*

Es gibt durchaus Entwickler, die ihre Meinung zu Vorgängen oder Personen haben, diese aber nur hinter vorgehaltener Hand mitteilen, um sich nicht den Weg für zukünftige Deals zu verbauen. Und es gibt Leute wie Tomonobu Itagaki oder Tim Schafer, die sich gelegentlich auch mal recht deutlich und ungefiltert über andere Dinge äußern.

Letzterer kann sich noch ganz gut an Activision erinnern, wo man Double Fine nach dem Zusammenschluss mit Vivendi Games erst die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte und das per Pressemitteilung verlauten ließ, das Studio aber später verklagte, als man Brütal Legend bei Electronic Arts unterbrachte. Er habe noch nie jemanden von Activision getroffen, da man nur über Anwälte kommuniziert habe, so Schafer in einem Interview mit Eurogamer.net . Weniger zurückhaltend äußerte er sich dann aber über den Geschäftsführer des Publishers, Robert Kotick.

"Er ist den Aktionären gegenüber verpflichtet. Tja, deswegen muss man sich ja nicht den Fatzke heraushängen lassen, oder? Ich glaube, da gibt es schon eine Möglichkeit, ohne dass man deswegen ein totaler Arsch sein muss. Das würde machbar sein. Daran ist er allerdings nicht interessiert.

Warum sollte ihn das interessieren?

Tja, er hebt ja gerne hervor, dass er keine Spiele mag, und ich glaube einfach, dass diese Einstellung im Allgemeinen nicht gut für Spiele ist. Wir stellen keine Standardprodukte her. Wir können das nicht angehen, als ob es Seifenstücke sind, wo man halt versucht, die billigste Seife herzustellen.

Er hat definitiv diese Art von Produkt-Einstellung. Ich denke nur, dass das nicht so toll für die Branche ist. Man kann nicht einfach auf den Zug aufspringen, wenn etwas beliebt ist, um dann das Leben daraus rauszupressen und sich danach zur nächsten Sache zu begeben. Irgendwann musst du was erschaffen, was aufbauen."

Er hätte nichts dagegen, wenn sich Kotick anderen Geschäften zuwenden würde, die seiner Passion eher entsprechen würden - beispielsweise "Kugellager" oder die "Rüstungsbranche."

Hinsichtlich seiner eigenen Zukunft merkt Schafer auf Anfrage an: Er würde gerne eine Fortsetzung zu Psychonauts machen. Andererseits habe er auch ständig neue Ideen. Hätte er damals wie von LucasArts gewünscht eine Fortsetzung zu Full Throttle gemacht, dann wäre ein Spiel wie Grim Fandango nie entstanden. Und eine Fortsetzung zu jenem Titel hätte den Weg zu Psychonauts verbaut.

Double Fine arbeite derzeit zusammen mit einem Publisher an neuen Projekten - "die Spiele" sollen laut Schafer wohl in nicht allzu ferner Zukunft angekündigt werden.

Update: Mittlerweile hat sich Activision zu Schafers 'Komplimenten' geäußert . So geht man auf den Vorwurf ein, dass Kotick sich nicht für Spiele begeistere, und teilt mit:

"Bobby hatte schon immer eine Leidenschaft für Spiele und liebt die Spielebranche. Aber als Geschäftsführer eines Unternehmens, das Spiele produziert, die Millionen von Leuten unterhalten, ist es schwierig, so häufig Spiele zu spielen, wie er gerne würde, und wie er es früher getan hat."

Auch betont man, dass Schafer selbst ja gesagt hatte, dass er Kotick nie persönlich begegnet ist.

Update 2: Rückblickend scheint Schafer eine lose Zunge etwas zu bedauern . Das Ganze war wohl eher ein 'Unfall'. Er hätte anstatt seiner geplanten Präsentation wohl lieber einen Vortrag gehalten zum Thema "Wie man Interviews gibt und überprüft, ob das Mikro aus ist". Die Branche sei doch sehr klein. Seine genaue Wortwahl wollte er nicht weiter kommentieren.

"Ich werde definitiv nichts über Bobby sagen. Nach dieser Eurogamer-Sache [das Interview - Anm. d. Red.] ist mir klar geworden, dass ich etwas nervös bin wegen der Sachen, die ich sagen will."

Schafer gab außerdem bekannt, dass Double Fine derzeit an insgesamt vier Spielen arbeitet. Einige davon seien klassische Retailproduktionen, andere kleinere Download-Titel. Der Vorteil von Projekten mit geringeren Budgets: Man müsse weniger Kompromisse eingehen, da die Publisher eher dazu bereit sind, Risiken einzugehen. Auch seien sie weniger daran interessiert, die Rechte an der Marke zu besitzen.

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