von Marcel Kleffmann,

Allgemein: "Games sind die Leitmedien der Zukunft"



In einem Interview mit der Berliner Zeitung sagte der Medienwissenschaftler Gundolf S. Freyermuth (internationale filmschule köln und Cologne Game Lab.), dass Games die Leitmedien der Zukunft seien und zieht dabei Vergleiche zum Wandel der Filmindustrie.

Zunächst sprach er über die Veränderungen des Kinos bzw. der Filmrezeptionsgewohnheiten mit einem anhaltenden Trend zur Heimunterhaltung. Doch prinzipiell sei der Konkurrenzkampf zwischen Filmtheater und Fernsehen oder Video zu vernachlässigen, weil es ohnehin recht ähnliche Produkte seien, "nämlich linear erzählte Audiovisionen. Nun macht eine neue Sorte von Kunst und Unterhaltung dem Spielfilm Konkurrenz: Games, nonlineare Audiovisionen, die nicht mehr passiv betrachtet, sondern interaktiv genutzt werden."

Und so gesehen erleben wir eben heute nicht nur eine Krise des Kinos, sondern auch ein Krise der audiovisuellen Leitmedien Film und Fernsehen. [...] Aber Games vermitteln gänzlich andere ästhetische Erfahrungen als Filme. Das Kino wird daher genauso wenig verschwinden wie das Theater, dessen Bretter einmal die Welt bedeuteten. [...] Mit der Durchsetzung digitaler Technik und Kultur rücken neue audiovisuelle Erzählformen ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit, weil sie unseren neuen Weisen zu arbeiten und zu kommunizieren näher sind.

Wir beobachten die Beeinflussung des Films durch digitale Spiele ja schon eine ganze Weile. Denken Sie an die zahlreichen Experimente, im linearen Kinofilm nonlineares Erzählen zu simulieren: etwa durch die Dekonstruktion der filmischen Zeit mittels spielerischer Wiederholungsstrukturen wie in "Lola rennt", "Memento" oder jüngst "Inception". Insgesamt hat sich das Kino unter dem Einfluss digitaler Spiele bereits so stark verändert, dass klassische Filme aus den 1940ern, die wir einmal für sehr filmisch hielten - sagen wir "Casablanca" oder "The Big Sleep" -, heute fast theaterhaft wirken. Im Vergleich dazu schaut vieles im aktuellen Kino eher "gamish" aus. So sehr hat sich der erzählerische Umgang mit Raum und Zeit verändert.

Quelle: Berliner Zeitung

Kommentare

Max Headroom schrieb am
@Crewmate
Dafür, das Max Videospiele auf FPS, Beat em Up und Jump n Run begrenzt und damit bedeutende Genre wie P&C Adventure und Rundenstrategie ausklammert? Also Spielegenres, in denen es eben nicht um schnelle Reaktionen und "Pixel gegen Pixel" geht, sondern um räumliches Denken und strategisches Planen.
In wiefern unterscheiden sich die Spiele a la Civilisation oder Sam & Max von Tekken oder Crysis? In all diesen Spielen beginnt der Spieler eine Partie, geht rüber zur Planungsphase/Actionphase, kommt zum großem Showdown und beendet den Titel mit einem Abspann. Oder haben Sam & Max ein offenes Ende und können zu jeder Zeit im Spiel ihre Geschichte umschreiben? Definieren diese Titel das Bild der Geschichtenerzählung neu? Dies wäre mir neu ;)
Ich habe explizit Open End erwähnt, denn offene Titel ermöglichen jederzeit einen Wechsel in ungelenkte Bahnen. Ich spreche nicht von der Sammlung von Minigames, in die man durch einen Vorraum gelangt (Levelanwahl), sondern explizit von der ungeplanten Interaktion mit der Spielewelt, die durch Aktion und Reaktion sich weiterentwickelt.
Auf dieser Ebene unterscheiden sich selbst das statische Pong, das statische Modern Warfare 2 und das statische Monkey Island nicht sehr groß. Gut, die Grafik ist schicker, die Polygone haben den Screen erfüllt, und die Rätsel sind lustig, aber unter der Haube tickt noch das exakt selbe Arcade-Herz der frühen 80er Jahre. Münze in den Schlitz, (geleitetes) Spiel mit Erfolgserlebnis genießen und Abspann anschauen. Dies hatte man zu Zork-Zeiten genauso, wie heute im neuem Back to the Future Adventure.
Würde das Spiel - und dazu haben wir leider wohl noch nicht ganz die Möglichkeiten dazu - seine Geschichte offen und dynamisch erzählen, und würde der Spieler auch immer eine Motivation zur Weitererzählung der neu gegründenen Handlungsstränge bekommen, würde das bekannte Muster aufgesprengt und wir hätten tatsächlich eine vollkommen neue Form der digitalen Unterhaltung erfunden ;)
So aber unterscheidet...
Suppression schrieb am
Crewmate hat geschrieben: Im Feuliton spricht wohl niemandem den Grusel eines Max Schreck ab, aber der Film erschien in den 20er Jahren. Dazwischen liegen zwei Weltkriege, der Farbfilm und jede menge Tote. Das sich der Horrorfilm etablieren konnte, haben wir doch eher der böhsen Kommerzscheiße wie "Das Schweigen der Lämmer" oder dem "Blair Witch Project" zu verdanken. Was sonst könnte das, wenn nicht ein Mainstream Produkt. Warum wird Kommerz erwähnt, als sei das was schlechtes? Ist es das Profitding, von dem ihr nichts habt? Heutzutage erscheinen die MEISTEN Horrorfilme WEITGEHEND ungeschnitten. Das war gerade mitte der 80er und in den 90ern anders mit wahren Massakern im Schneideraum. Es gibt über 4 Fassungen von "From Dust til Dawn"! Ok, sagen wir, es regt sich keine größere Gruppe mehr über Dinge wie "Saw" auf. Diese Karawane beschränkt sich jetzt auf Videospiele. In Australien hingegen verweigert man Metalkapellen wie Canibal Corpse Auftritte. In Deutschland berichtet das ZDF über Wacken. Ach, stimmt, wieder Kommerz, sorry! :oops:
Crewmate, ich glaube, du hast ein ernstes Problem. Ständig fühlst du dich wegen irgend einer Scheiße angekackt und interpretierst Texte so falsch, dass man meinen könnte, du machst das mit voller Absicht.
Wo zum Geier liest du denn in Max' Posting "Scheiß Mainstream!" Gequäke? Darf man die Wörter "Kommerziell" und "Mainstream" inzwischen nicht einmal mehr verwenden, ohne dass man gleich der krasse Pseudoundergroundsepp ist, oder wie?
Reg dich doch nicht immer gleich so (hoffentlich künstlich!) auf, oder lern lesen, aber bitte, mach dich doch nicht ständig zum Idioten, indem du Leute für etwas anmaulst, was sie gar nicht geschrieben haben.
Danke.
Und ich hoffe, ich muss dir nun nicht auch noch den Teil von Max' Posting, den du zitiert (und dabei auch noch den Rest abgeschnitten hast, was den Sinn entfremdet) hast erklären.
Der einzige Punkt, in dem du Recht hast, ist, dass der Exorzist ebenfalls zu den kommerziell sehr erfolgreichen Filmen...
crewmate schrieb am
Suppression hat geschrieben:Wo ist der "Danke" Button, den ich für Max Headrooms Beitrag gleich 3 x drücken möchte?
So kann ich leider nur meinem Monitor stürmischen Beifall gönnen, den bekommt aber außer meinen Katzen keiner mit.
Dafür, das Max Videospiele auf FPS, Beat em Up und Jump n Run begrenzt und damit bedeutende Genre wie P&C Adventure und Rundenstrategie ausklammert? Also Spielegenres, in denen es eben nicht um schnelle Reaktionen und "Pixel gegen Pixel" geht, sondern um räumliches Denken und strategisches Planen. Oder dafür das er all das aus seinem Kontext reißt und Videospiele eben auf Knöpfchendrücken reduziert? Dieser Logik nach würde er auch Brettspielen wie Monopoly jede Kapitalismus-Kritik absprechen, oder das Bioshock oder Deus Ex eine tiefere Bedeutung hat als Polygone abzuschießen. Dinge ergeben in einem anderen Kontext einen völlig anderen Sinn.
Seinem Wikipedialink nach wäre die Zeitung sowohl auf Papier, als auch Online als auch als Fernseh Nachrichten das unbezwingbare Leitmedium. Max hat nur das "Hauptfunktion"hervorgeheoben. Der Wikipedia Definition nach können aber mehrere Medien ein Leitmedium sein.
Max Headroom hat geschrieben:
Beim Metal (...) war das das Schwarze Album von Metallica beim Horrorfilm war es Das Schweigen der Lämmer.
Beim Horrorfilm waren andere Filme weitaus wichtiger. Nosferatu ließ Angstschweiß runterrieseln, als Jodie Fosters Geburt nur den Sternen bekannt war. Und das der alte Exorzist in den Top-Listen der Welt stets hoch oben anzufinden ist, dürfte ebenfalls kein Zufall sein ;)
Was Du ansprichst, ist womöglich der kommerzielle Erfolg.)
Inwiefern ist "Der Exorzist" weniger Kommerz als "Das Schweigen der Lämmer"? :roll: Kritik und Rufe nach Zensur wurde bei Filmen wie Muttertag oder Freitag der Dreizehnte laut, die alle in den 80ern erschienen. Das ging bis zu beiträgen des öffentlich rechtlichen Fernsehens, die einem unseren Kreisen bekannten Frontal21 Beitrag nicht unähnlich ist.
Tu ihn dir doch bitte mal an:
bruchstein schrieb am
Ich glaube eher das Viedeospiele sich sehr gut für z.B: politische Botschaften und zur Manipulation eignen und das wird auch so kommen.......der aufwand um ein Game zu Produzieren ist einfach riesig, und da will man dann gerne mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und die Interessen der verschiedenen Aktionärsgruppen kommen dazu auch noch ins Spiel. dadurch wird das Game an sich schon fast zur Nebensache und durch diese verwässerung wird es schwierig sein den Status Leitmedium zu bekommen, auch wenn man versucht ein Hype in diese Richtung zu starten....
Ein einzelner Schriftsteller ist viel unabhängiger und kreativer, deswegen wird das geschrieben wort noch lange das Leitmedium bleiben, von dem alle kopieren und Ideen aufnehmen......
Wulgaru schrieb am
War mal so frei mir die bisherige Diskussion nur zu überfliegen...
Wenn ich das richtig verstanden habe, sollen bisher Filme das Leitmedium gewesen sein.
Das ist einfach falsch. Sicher lässt sich mit ihnen das meiste Geld verdienen und auch die meisten Leute...aber absolut alle guten Filme basieren entweder direkt als Adaption oder Interpretation oder indirekt als Ideenklau/Inspiration auf Büchern. Daher sind Bücher das Leitmedium und werden es auch in Zukunft sein. Schlicht und einfach, weil Bücher die komplexesten Geschichten erzählen können und dazu grafisch auf einen Rechner zugreifen können, von dem Gamer nur träumen...der menschlichen Vorstellungskraft.
Der Einfluss von Games auf den modernen Actionfilm ist natürlich zu beobachten, allerdings gilt das nur für den absoluten Actionmainstream ala Bay und Co.
Was hat Nolans Inception primär mit Games zu tun? Mit verschiedenen Realitäts-Illusions und Traumebenen haben Phillip K. Dick und Stanislaw Lem schon in den 50er und 60er Jahren gearbeitet. Das hat nichts mit einer wie auch immer gearteten Levelstruktur von Games zu tun.
Auch bei den meisten anderen stilbildenden Filmen sehe ich eigentlich keinerlei Einfluss von Games. Ausnahmen bestätigen da natürlich die Regel, aber mir fällt wenig ein.
Scott Pilgrim wäre vielleicht so etwas...Lola rennt dagegen hat eher das, was man Videoclipästhetik nennt, zu diesem Zeitpunkt waren Games noch lange nicht so weit als Vorbilder für so eine Optik zu dienen.
schrieb am