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26.12.2010 10:46, Marcel Kleffmann

Games: "Leitmedien der Zukunft"

In einem Interview mit der Berliner Zeitung sagte der Medienwissenschaftler Gundolf S. Freyermuth (internationale filmschule köln und Cologne Game Lab.), dass Games die Leitmedien der Zukunft seien und zieht dabei Vergleiche zum Wandel der Filmindustrie.

Zunächst sprach er über die Veränderungen des Kinos bzw. der Filmrezeptionsgewohnheiten mit einem anhaltenden Trend zur Heimunterhaltung. Doch prinzipiell sei der Konkurrenzkampf zwischen Filmtheater und Fernsehen oder Video zu vernachlässigen, weil es ohnehin recht ähnliche Produkte seien, "nämlich linear erzählte Audiovisionen. Nun macht eine neue Sorte von Kunst und Unterhaltung dem Spielfilm Konkurrenz: Games, nonlineare Audiovisionen, die nicht mehr passiv betrachtet, sondern interaktiv genutzt werden."

Und so gesehen erleben wir eben heute nicht nur eine Krise des Kinos, sondern auch ein Krise der audiovisuellen Leitmedien Film und Fernsehen. [...] Aber Games vermitteln gänzlich andere ästhetische Erfahrungen als Filme. Das Kino wird daher genauso wenig verschwinden wie das Theater, dessen Bretter einmal die Welt bedeuteten. [...] Mit der Durchsetzung digitaler Technik und Kultur rücken neue audiovisuelle Erzählformen ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit, weil sie unseren neuen Weisen zu arbeiten und zu kommunizieren näher sind.

Wir beobachten die Beeinflussung des Films durch digitale Spiele ja schon eine ganze Weile. Denken Sie an die zahlreichen Experimente, im linearen Kinofilm nonlineares Erzählen zu simulieren: etwa durch die Dekonstruktion der filmischen Zeit mittels spielerischer Wiederholungsstrukturen wie in "Lola rennt", "Memento" oder jüngst "Inception". Insgesamt hat sich das Kino unter dem Einfluss digitaler Spiele bereits so stark verändert, dass klassische Filme aus den 1940ern, die wir einmal für sehr filmisch hielten - sagen wir "Casablanca" oder "The Big Sleep" -, heute fast theaterhaft wirken. Im Vergleich dazu schaut vieles im aktuellen Kino eher "gamish" aus. So sehr hat sich der erzählerische Umgang mit Raum und Zeit verändert.

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